Die Hörspiel 2009

13. Juni 2009

Hamburg, Hühnerposten

 

 

Poster der Messe Hörspiel

Gabriel Burns, Jason Lutz, Dorian Hunter und Larry Brent – sie alle waren am vergangenen Samstag in Hamburg und trafen dort unter anderem auf Hennes Bender oder Oliver Kalkofe. Wie es dazu kam? Ganz einfach, die weltweit größte Hörspielmesse hatte zum zweiten Mal in Hamburg ihre Tore geöffnet. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Zuschauer trotz besten Wetters in ganz Deutschland zum Hühnerposten pilgerten, um dieses Ereignis nicht zu verpassen.

 

Die Aussteller

Über den Zugang der Hamburger Zentralbibliothek erreichte man den Ausstellerbereich, wo auf 750 Quadratmetern mehr als 35 namhafte deutsche Hörspiel- und Hörbuch Verlage (u.a. EUROPA, Universal, Lausch) ihr Hörgut präsentierten. Am besten war dabei definitiv der POP.-Stand besucht, was zweifellos an den Super-Sonder-Angeboten lag. Hier konnte der Hörspielfan für unglaubliche Schnäppchenpreise Silberlinge und Kassetten von Hanni und Nanni über Hellboy bis hin zur Original NDR-Reportage der Fußballweltmeisterschaft von 1954 erwerben. Es herrschte ein Gedränge wie auf manchem Konzert in der ersten Reihe und gegen 11 Uhr hatte fast jeder zweite Besucher eine EUROPA-Tüte mit akustischen Leckerbissen bei sich. Am Lausch-Stand gab es natürlich Caine und Hellboy und man konnte die Shirts zur HÖRSPIEL, die unter dem Motto „Die Rückkehr der Kassettenkinder“ stand, erwerben. ZAUBERMOND AUDIO, das beste Newcomerlabel 2008 (lt. Ohrkanus), warb mit Hörproben-CDs für sein ultimatives Horror-Hörspiel DORIAN HUNTER. Markus Majowski, bekannt durch die dreisten Drei von SAT1, war für das Label NEULANDVISIONEN anwesend und begeisterte sicherlich nicht nur die jüngeren Erdbewohner für das Hörbuch „Fischermann Mojo und Mütze Rocco“. Oliver Rohrbeck (die Stimme von Justus Jonas) stellte zusammen mit der Hamburger Bürgerschaft die ALSTER-DETEKTIVE vor. Ein Hörspiel, das im Rahmen eines neuen Kinder- und Jugendkonzeptes die Kinder altersgemäß an Themen wie Politik und Demokratie heranführen möchte.

 

Das Rahmenprogramm

Doch das war natürlich nicht alles. Die Veranstalter Janet Sunjic und Günter Merlau boten den Hörspielbegeisterten auch ein üppiges Rahmenprogramm. Auf der Kinder-Bühne wurden den Kleinen Hörspielworkshops, Live-Lesungen und Live-Hörspiele geboten. Die Live-Bühne zog mit Lesungen wie zum Beispiel von Rainer Schmitt alias X-Ray3 ihr Publikum an. Eben genannter verstand es, sein Publikum mit einer äußerst spannend gelesenen Larry Brent-Story in seinen Bann zu ziehen und erntete dafür einen donnernden und extrem lang anhaltenden Applaus. Gegen Ende des Tages gab es auf dieser Bühne eine Überraschungs-Show des Wuppertaler Vollplaybacktheaters. Einen Genuss der besonderen visuellen Art für all diejenigen, die sich den Storys der „???“ und John Sinclair sonst nur auf auditive Weise hingeben. Die unvergleichlichsten Programmpunkte fanden jedoch auf der Talkbühne statt. Nachdem das Hamburger Hörspiel-Orchester und die besten Outtakes vorgestellt worden waren und Stars wie Toby Wilson, Wolfgang Bahro oder Nova Meyerhenrich über ihre Hörspiellieblinge geplaudert hatten, versammelte der Initiator Günter Merlau unter dem Motto „Hollywood spricht wieder“ bekannte Synchronstimmen um sich. Helmut Krauss, die deutsche Stimme von Marlon Brando und zugleich bekannt als der Nachbar von Peter Lustig Herr Paschulke, Syntiago Ziesmer (Sponge Bob) und Thomas Karallus (Kevin James) gaben sich die Ehre und sprachen über ihre Karieren und ihre eigene Hörspielbegeisterung. Ein Programmpunkt der, ähnlich wie im letzten Jahr, so viel Zuspruch fand, dass er hoffentlich auch in der nächsten Auflage nicht fehlen wird.

 

Ich nehme Hörspiele

Das Ereignis des Tages schlechthin stand aber unter dem Motto: „Ja, ich nehme Hörspiele“. Oliver Kalkofe, Hennes Bender, Tetje Mierendorf und „Gute Zeiten/ Schlechte Zeiten“-Star Wolfgang Bahro bekannten sich offen zur Droge Hörspiel. Sie zogen Zuschauer wie Journalisten gleichermaßen an, so dass der Raum drohte, aus allen Nähten zu platzen. Zudem hatte der Moderator Merlau zu Beginn leichte Schwierigkeiten, die Herren im Zaum zu halten. Immerhin gebärdeten sich diese wie ein Kindergarten, ein Wort gab das andere, ein Spruch folgte auf den nächsten, so, wie man es von Comedians dieser Art erwartet. Doch Merlau bändigte den Haufen und machte diesen Programmpunkt zu einem unvergleichlichen und durchaus informativen Talk-Erlebnis.

 

Das Fazit

Bleibt also nur noch zu hoffen, dass auch die dritte Ausgabe dieses Events, das hoffentlich im nächsten Jahr stattfinden wird, dieser Messe in nichts nachsteht. Merlau und sein Team müssen vielleicht die Örtlichkeit überdenken, da sicherlich noch mehr Hörspielbegeisterte seiner Einladung folgen werden. Immerhin ist die Droge Hörspiel in einer Zeit, in der die visuellen Eindrücke einen manchmal fast erschlagen, in aller Munde, äh Ohren und die Kassettenkinder sind noch lange nicht ausgestorben. Ganz im Gegenteil – an diesem Samstag haben sie Hamburg gezeigt, dass sie präsenter sind, als es manch einer vielleicht wahr haben möchte!



Mareike Lümkemann