GRUSELKABINETT - 153 –  Bulemanns Haus

Gruselkabinett

153: Bulemanns Haus von Theodor Storm

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca.  57 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 29.10.2019

CD-Cover Gruselkabinett Folge 149 Flaxman Low – Der Fall Teufelsmoor

„Es mochte acht Tage vor Weihnachten sein, als die Alte wiederum eines Abends zu solchem Zwecke das Haus verlassen hatte. Trotz ihrer sonstigen Sorgfalt musste sie sich indessen diesmal einer Vergessenheit schuldig gemacht haben, denn als Herr Bulemann eben mit dem Schwefelholz sein Teiglicht angezündet hatte, hörte er es zu seiner grenzenlosen Verwunderung draußen auf den Stiegen poltern. (…) Als er mit vorgehaltenem Licht auf den Flur hinaus trat, sah er seine Halbschwester mit einem bleichen Knaben vor sich stehen. “

 

Norddeutschland ca. 1890: Lastet ein Fluch auf Bulemanns Haus, das verfallen und scheinbar unbewohnt die Neugier eines Fremden auf sich zieht? Angeblich hat dort einst ein Geizkragen den Zorn einer Bittstellerin auf sich gezogen und muss nun in dem verschlossenen Gemäuer eine qualvolle Existenz führen. Gesehen hat ihn bisher aber nur der Nachtwächter ...

 

Unheimliches in Norddeutschland

Ähnlich wie bei Folge 152 vom Gruselkabinett bleiben wir wieder in Deutschland und lernen diesmal einen gewissen Herrn Bulemann kennen, der in einer norddeutschen Seestadt, in der sogenannten Düsternstraße wohnt. Dieser Name scheint Programm, ist doch sein Haus besonders düster und geheimnisvoll und auch er selber scheint ebenfalls ein düsterer Geselle zu sein. Bulemann wohnt in dem großen Haus alleine, nur mit seinen beiden Katzen Graps und Schnores und seiner alten Haushälterin Frau Anken, welche es nicht gerade leicht mit dem alten Kautz hat, denn Bulemann ist geizig und menschenscheu. Die Pfandgläubiger seines Vaters besticht er, hat er doch ihre Güter bereits teilweise widerrechtlich verkauft. Als er auch seiner Halbschwester mit ihrem kranken Sohn nicht helfen will, verflucht ihnen diese…

 

Düsteres von Theodor Storm

Bulemanns Haus stammt aus der Feder des deutschen Schriftstellers Theodor Storm, der vor allem als Autor von Novellen und Prosa des deutschen Realismus mit norddeutscher Prägung bekannten war. In dem Kunstmärchen „Bulemanns Haus“  erschafft er Figuren, die ganz schnell vor dem inneren Auge entstehen. Zudem weiß Storm als gelernter Jurist um den verbotenen Handel mit widerrechtlich verkauften Pfandgütern ebenso Bescheid, wie er es versteht, eine unheimliche Stimmung in seiner Erzählung aufzubauen. Und diesen Stimmungsaufbau finde ich persönlich in dieser Geschichte ausgesprochen gelungen, denn auf den ersten Blick passiert gar nicht so viel Gruseliges. Es gibt keine Geister wie zum Beispiel bei Ebenezer Scrooge, an den Bulemann ein wenig erinnert. Es sind größtenteils einfach nur das Haus und Bulemann selber, die dieses permanente Unbehagen erzeugen: Seine menschenscheue, kaltherzige Art, die Tritte die mitunter sogar seine Katzen ertragen müssen und die Furcht seiner Haushälterin, die es aber dennoch nicht schafft, sich von ihm zu lösen. Das wirklich Unheimliche kommt eigentlich erst später mit dem Fluch seiner Schwester.

 

Sprecher sorgen für Atmosphäre

In Sachen Stimmung und Atmosphäre hat man bei diesem Hörspiel im Vergleich zum Geschriebenen den Vorteil, dass niemand anders Horst Naumann den alten Bulemann spricht. Mit seiner markanten, knorrigen Stimme kommt hier selbstredend sofort die richtige Atmosphäre auf. Und wenn dann noch ein Peter Weis als Erzähler durch die Geschichte führt, düstere Szenen beschreibt und das Leiden der Menschen um Bulemann erläutert, dann wandert die Gänsehaut von ganz alleine auf dem Rücken und dieses unterschwellige ungute Gefühl bleibt einem als Hörer bis zum Ende des Hörspiels erhalten…

Und dabei sind die beiden Herren nicht die einzigen bekannten, großen Stimmen dieser Produktion. Beate Gerlach, Bodo Primus, Eckart Dux, Patrick Back, Dagmar von Kurmin oder auch Claudia Urbschat-Mingues sind in Folge 153 ebenfalls zu hören und erhöhen mit ihrem Einsatz noch einmal den Hörgenuss. Und selbst in dieser Aufzählung sind noch nicht einmal alle Sprecher genannt.

 

Fazit:

Mir hat diese Folge sehr gut gefallen. Sie ist unheimlich und zugleich auch irgendwie realistisch. Und kennt nicht jeder von uns dieses merkwürdige, alte Haus an der Ecke wo man die oder den Bewohner nie sieht und über den sich so viel erzählt wird? Ich bin überzeugt davon, nach dem Hören dieser Folge wird das Gefühl beim nächsten Spaziergang in der Nähe des Hauses bestimmt nicht besser sein. 


Mareike Lümkemann

 

16. November 2019