GRUSELKABINETT - 154 –  Tropischer Schrecken

Gruselkabinett

154: Tropischer Schrecken von William Hope Hodgson  

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 45 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 29.11.2019

CD-Cover Gruselkabinett Folge 154 - Tropischer Schrecken

„Jetzt einzuschlafen könnte tödlich sein. – Das ja, das denke ich auch. – Es wird uns gut tun, etwas zur Ruhe zu kommen. Wir werden unsere Kräfte noch brauchen. – Das steht wohl zu befürchten. – Wir sollten jetzt aber besser nicht daran denken. – Das ist leichter gesagt, als getan. – (…) – Ohne es wirklich zu wollen, schliefen wir dann viele Stunden. Wir wurden erst wieder wach, als die Sonne den Zenit bereits weit überschritten hatte. – Oh, oh Gott.“

 

In tropischen Gewässern 1899: Ein fehlender Deckel auf einem Fass voller Salzfleisch löst an Bord der Vier-Mast-Bark "Glen Doon" eine tödliche Kettenreaktion aus, deren Ausmaß die gesamte Besatzung auslöschen könnte ...

 

Faszination weicht dem Hass

Dieses Hörspiel stammt aus einer Vorlage von William Hope Hodgson. Der Engländer war von Kindesbeinen an vom Meer fasziniert und riss im Alter von 13 Jahren sogar von zu Hause aus, um Seemann zu werden. Auf See musste er allerdings am eigenen Leib erfahren, dass das Leben auf den Ozeanen alles andere als romantisch ist. Nach mehreren Weltumsegelungen war die Faszination dann dem Hass gewichen, was sich dann später in vielen seiner Erzählungen widerspiegelt, worin er die See wiederholt mit einem Gefühl des Grauens beschreibt.

 

Angriff eines mysteriösen Wesens

Und genau dort, bei diesem Grauen, dort spielt auch diese Geschichte, die ein gewisser Tom Thompson zu erzählen hat. Er erlebt zusammen mit dem Matrosen Joky den Angriff eines mysteriösen Wesens, das es scheinbar auf alles Leben bzw. alles Essbare an Bord der „Glen Doon“ abgesehen hat. Werden Thompsons Voraussicht und ein gutes Versteck vor dem Ungeheuer ausreichen, um ihre beiden Leben zu retten?

 

Abenteuer-Atmosphäre

Der „Tropische Schrecken“ ist wiedermal ein wunderbar atmosphärisches Hörspiel der Gruselkabinett-Reihe. Wer gerne maritime Umsetzungen hört, der wird auch von dieser Produktion begeistert sein. Die Brandung rauscht, die Wellen schlagen und die Planken knarren. So muss es einfach an Bord eines alten Segelschiffes klingen. Und als dann das Monster zum ersten Mal in Erscheinung tritt, wird es bedrohlich und abenteuerlich zugleich und man lauscht gebannt, wie es Tom und Joky unter Deck ergeht.

Auf Grund der (auch heute immer noch ungeklärten Artenvielfalt der) Lebewesen der Tiefsee hat diese Folge allerdings für mich gar nicht so viel Grusel, sondern überzeugt mich durch vor allem durch Spannung und Abenteuer. Die Bedrohung in dieser Folge ist mitunter so real, dass sich eine ganz andere Art von Gänsehaut beim Hören einstellt. Nämlich ein ungutes Gefühl der Ungewissheit, der Ohnmacht, wenn Lebewesen in Erscheinung treten, von denen man gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren.

 

Beste Besetzung für besten Hörgenuss

Ganz großartig gefällt mir in dieser Folge übrigens Christian Stark, der mit seiner wunderbaren Stimme sicherlich sofort jede Hörerin in seinen Bann zieht. Mich hatte er schon mit den ersten Worten. Dabei ist er nicht der einzige große Sprecher dieser Folge. Das Holmes-Watson-Duo Tennstedt/Bierstedt ist ebenso vertreten wie Valentin Stroh, Helmut Zierl oder Thomas Balou Martin. Erstklassiger Hörgenuss ist also auch bei dieser Besetzung ohne Frage wieder garantiert.

 

Mein Fazit:

Die Stimmung, das Abenteuer auf dem Meer, die Bedrohung durch das monströse Wesen – sie alle ziehen den Hörer auch ohne klassische Gruselelemente so in den Bann, dass die knapp 45 Minuten im Fluge vergehen. Für mich ein großes und vor allem sound-atmosphärisches Abenteuerhörspiel, das ich bestimmt noch öfter hören werden. 


Mareike Lümkemann

 

29. November 2019