Morbus Leben - Ein Räuberhörbuch Teil 2

 

„Morbus Leben – Räuberhörbuch“

Teil 2 von Hank Zerbolesch

qwertz

Gesamtspielzeit: ca. 91 Minuten

Altersempfehlung ab 16 Jahren

VÖ: 05.06.2020

Erhältlich auf allen gängigen Streamingplattformen und bei audible

CD-Cover Morbus Leben Teil 2

"Ich werd´ ja wohl vorher mal blättern dürfen. Wenn ich nen Wagen will, fahre ich den vorher ja auch Probe und kaufe nicht die Katze im Sack, oder? Der Kioskbesitzer verschwand in seinem Holzbeschlag. Einen Augenblick später öffnete sich die Tür zu meiner rechten und vor mir baute sich ein Mann auf, der sich an so ziemlich allen Trinkerklischees abarbeitete: Über die Glatze hinweggekämmte Haare, die aussahen, als hätte er sie mit alten Friteusenfett gewaschen. Eine Nase, die mehr eine Kartoffel war, durchzogen von unzähligen, bläulich schimmernden Äderchen. Das ehemals bunte Hawaihemd hatte sich farblich an die kurze, beigefarbene Hose angebiedert, und die Sandalen rundeten das Gesamtbild ab, wie der Magenbitter ein ausschweifendes Sonntagsessen bei den Großeltern."

 

Der Star-Anwalt Robert Rossi läuft zur Bestform auf. Tasso und Modou, die beiden neuen

Dealer in der Stadt, helfen Odium bei der Beseitigung einer Leiche, während Hank und eine

mysteriöse Frau Hauptkommissar Franke einen Tip geben, wo er die sterblichen Überreste

einer anderen Leiche findet.

 

Morubus Leben Teil 2

Das Räuberhörbuch geht in die nächste Runde. Und wer schon den ersten Teil gehört hat, der weiß, worauf er sich bei dieser Produktion einlässt. Denn eins ist gewiss: „Morbus Leben – Das Räuberhörbuch“ ist anders. Direkt. Brutal. Schnell. Und natürlich auch irgendwie laut.

 

Trainspotting trifft Tarantino

In diesem Hörbuch, das übrigens vom Autor selber gelesen wird, geht es hart zur Sache. Hier wird nicht um den heißen Brei geredet. Die Dialoge sind schonungslos authentisch und nicht nur wegen des Themas (in Kurzform: Mord und Drogen) nichts für schwache Nerven. Die Jungs, die hier die Hauptrollen eingenommen haben, sieht man so recht deutlich vor dem inneren Auge, im Kopfkino läuft ein Film im Guy Ritchy-Style, der von Sequenzen á la Tarantino oder auch Trainspotting unterbrochen wird. Das Besondere dabei ist allerdings, dass wir uns hier im Brennpunkt einer deutschen Großstadt befinden, nicht in den USA oder in Great Britain…

 

Erschreckend realistisch

Wer jetzt meint, dass das vielleicht gewöhnungsbedürftig ist, vielleicht auch nicht realistisch genug, der irrt. Morbus Leben ist erschreckend realistisch. Wunderbar gezeichnet sind die Hauptfiguren – egal ob es sich dabei um Hauptkommissar Franke handelt, dessen nicht ganz unbedeutende Historie genügend Raum bekommt, um den Star-Anwalt Robert Rossi (was für ein wunderbarer Name!) oder um den dealenden Konsumenten Zerbolesch. Und auch der große Odium kommt mehrfach lautstark zu Wort. Sie alle sind ganz besondere Persönlichkeiten, ausgearbeitet in einer super Mischung aus Klischee und Einfachheit, aus Vorurteil und Authentizität. Genauso könnte es sein, genauso ist es vielleicht sogar.

 

Extreme Erzählweise

Aufwühlend und temporeich ist nicht nur die Erzählweise von Zerbolesch. Kurze knackige Sätze, die weder ihm als Sprecher noch dem Hörer wirklich Zeit zum Luft holen lassen. Harte Fakten, Gewalt und Blut, Mord und Drogen… Dabei liest Zerbolesch nicht nur, er verleiht allen Personen auch die richtigen, unterschiedliche Persönlichkeiten. Mitunter bis zur Karikatur.

 

Die Story entwickelt sich

Die Story selber entwickelt sich von Folge zu Folge. Je länger man Morbus Leben hört, desto besser kommt man in die Geschichte rein, kann die Personen, die unterschiedlichen Handlungsstränge zuordnen und beginnt, das große Ganze von Morbus Leben zu begreifen.

 

Mein Fazit:

Morbus Leben muss man als Ganzes hören, darf keinesfalls mit dem zweiten Teil einsteigen. Und man sollte, wie schon erwähnt, wissen, auf was man sich hier einlässt, denn weder Thema noch die harte Wortwahl oder die mitunter sehr schnelle Art des Lesens ist jedermanns Sache. Wer davon nicht abgeschreckt wird, wird sicherlich auch am zweiten Teil seine Freude haben und auf die Fortsetzung im Juli hinfiebern…


Juni 2020