Sherlock Holmes 54: Tod eines Giftforschers

Sherlock Holmes

54: Tod eines Giftforschers

Hörspiel von Marc Gruppe nach Sir Arthur Conan Doyle & Herman Cyril McNeile

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 68 Minuten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

VÖ: 25.11.2022

 

CD-Cover Sherlock Holmes - Tod eines Giftforschers

„Onkel George hatte seit einiger Zeit Probleme mit seiner Verdauung. (…) Ich kam gegen vier aus Tenterden zurück und ging zum Laboratorium hinüber, weil ich sehen wollte, wie es Onkel George ging. Zu meinem Entsetzen fand ich den lieben alten Onkel in einer Ecke des Raumes verkrümmt auf dem Boden liegen. Er war tot. Für einen Moment lang war ich völlig fassungslos. Dann eilte ich hier her, also zurück ins Haus, und lies einen Arzt holen, obwohl es ja leider zu offensichtlich war, dass meinem Onkel nicht mehr zu helfen war.“

 

Klappentext

Würde ein erfahrener Toxikologe sich aus Versehen selbst vergiften? Rechtsanwalt Alfred Humber, der einen Selbstmord seines Klienten kategorisch ausschließt, hat hier seine Zweifel und bittet Sherlock Holmes, sich im Laboratorium des Toten einmal näher umzuschauen …

 

Auch ein Meisterdetektiv hat mal schlechte Laune

Holmes hat schlechte Laune, verdammt schlechte Laune. Dr. Watson und Ms Hudson können ihm in diesem Zustand so gar nichts recht machen. Gut, dass Ablenkung in Form des Rechtsanwalts Alfred Humber vor der Tür steht, denn der Anwalt hat Arbeit für Sherlock im Gepäck: Einer seiner Klienten wurde von dessen Neffen tot aufgefunden. Doch da der Tote ein renommierter Giftforscher ist, bestehen glaubhafte Zweifel an den Umständen seines Todes. Da wird die Laune doch gleich besser…

 

Klassisch mit modernen Elementen

Tod eines Giftforschers hat neben einem spannenden und kriminalistisch-ansprechenden Fall, den natürlich nur ein echter Holmes lösen kann, wieder einmal viel Aktualität zu bieten. Während in einem vorherigen Fall Sherlock und Martha Hudson sich über die korrekte Verwendung eines Artikels ausgelassen haben und somit das Thema Gendern aufgegriffen haben, präsentiert sich der Meisterdetektiv zu Beginn von Folge 54 verdammt launisch. Eine Eigenart, die in den klassischen Holmes-Folgen niemals thematisiert wurde. Schließlich gab es Zeiten, in denen schlechte Laune geradezu verpönt war. Schlechte Laune hat man nicht und damit basta. Unser Sherlock hingegen mag zwar in der Vergangenheit verortet sein, zeigt aber dennoch zunehmend moderne Züge. Selbstverständlich in Maßen und irgendwie auch immer noch seiner Person angemessen. Ein Umstand, der Sherlock niemals langweilig werden und ihn – ganz im Gegenteil – verdammt authentisch erscheinen lässt.

Ein weiterer moderner Aspekt dieser Folge ist das Thema „Tierversuche“, welches in Anbetracht der damaligen Umstände überraschend reflektiert betrachtet wird. Ich bin mir sicher, so mancher Hörer wird nun immer Betrachten eines Meerschweinchens an Sherlock und Watson denken müssen.

 

Story

Die Story selbst stammt im Original von Herman Cyril McNeile und wurde von diesem unter dem englischen Originaltitel "The Paper Stamp" veröffentlicht. Marc Gruppe hat diese etwas modifiziert und Sherlock und Watson entsprechend integriert. Das Ergebnis kann sich wie immer sehen lassen: Wir Hörer bekommen einen soliden Holmes-Fall präsentiert, den der Meisterdetektiv wie gewohnt schon scheinbar ewig vor uns gelöst hat. Immer ist er (uns) einen Schritt voraus und manchmal mutet es so an, als ob Holmes den Fall schon längst aufgeklärt hat, die Lösung aber nicht präsentiert, da er Freude daran hat, seine Mitmenschen noch länger im Dunkeln stochern zu lassen.

 

Sprecher

Der Sprechercast ist erneut recht männlich besetzt. Lediglich der Auftritt von Regina Lemnitz zu Beginn bringt feminine Abwechslung. Ansonsten bleiben die sechs Herren unter sich. Neben der Stammbesetzung Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt sind die Herren Thorsten Münchow, Pascal Breuer sowie Thomas Balu Martin und Marc Gruppe zu hören. Eine sehr authentische Besetzung, der man gerne lauscht, da alle ihre Rollen mit Leib und Seele spielen.

 

Sherlock-Sound

Akustisch bekommen wir mit Folge 54 wie immer einen soliden Sherlock Holmes präsentiert. Die musikalische Untermalung ist selbstverständlich passend inszeniert und betont die Handlung an den gewünschten Stellen. Der Sound ist stimmungsvoll ohne übertrieben bombastisch zu sein, eben einmal wieder so, wie wir es von Holmes und Watson kennen und lieben.

 

Mein Fazit:

Es ist wie immer eine Freude, dem großen Meisterdetektiv bei seiner Ermittlungsarbeit zu begleiten. Dass Sherlock zunehmend „menschlicher“ wird und nicht das große, unnahbare Genie bleibt, gefällt mir persönlich sehr gut. Der Spagat zwischen der Verortung in der Vergangenheit in Kombination mit einigen wenigen modernen Zügen der Gegenwart ist für mein Empfinden wieder einmal verdammt gut gelungen.  


Mareike Lümkemann

 

30.12.2022