Sherlock Holmes 52: Der stille Tod

Sherlock Holmes

52: Der stille Tod

Hörspiel von Marc Gruppe nach Sir Arthur Conan Doyle & Herman Cyril McNeile

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 73 Minuten

Altersempfehlung ab 12 Jahren

VÖ: 30.09.2022

 

CD-Cover Sherlock Holmes - Der stille Tod

„Wo hab´ ich denn mein Staubwedel? – Sie meinen wohl meineN Staubwedel? Der Staubwedel ist maskulin. – Ob das Staubwedel ein Junge oder ein Mädchen ist, ist mir eigentlich herzlich egal. – Der Staubwedel. Es muss der heißen. D E R. – Wie auch immer, es… – Er! – … oder er heißen mag, ohne eineN Staubwedel kann ich den Staub jedenfalls nicht anständig wischen. Und das ist weiß Gott nötig in dieser Art von Männerhaushalt hier oben, bei Ihnen beiden.“

 

Klappentext

Sir Hubert Ardingley bittet den Meisterdetektiv um Hilfe, nachdem er von den plötzlichen Heiratsabsichten seines Onkels William erfahren hat, einem bis dato überzeugten Junggesellen. Sir Hubert kommt die zukünftige Mrs. Ardingley verdächtig vor, und er lädt Holmes und Watson nach Petersdown Towers ein, um die Braut in Augenschein zu nehmen …

 

Besondere Folge

Die Holmes-Folge, die uns hier präsentiert wird, ist wahrlich eine besondere Folge. Warum? Weil hier so viel passiert, so viele Gegensätze aufeinandertreffen und der Hörgenuss daher ein besonderer ist. Die Folge beginnt relativ ruhig in der Bakerstreet. In Holmes Heim dürfen wir den geliebten Protagonisten eine verhältnismäßig lange Zeit bei ihrem Alltagsgeplänkel zuhören und dabei an einer Auseinandersetzung in Bezug auf das Geschlecht eines Staubwedels teilhaben. Ja, genau. Holmes und Ms Hudson diskutieren lange und intensiv, ob ein Staubwedel männlich oder weiblich ist. Doch während man als Hörer noch grinsend lauscht, ist Holmes schon bald konzentriert mitten im Thema, denn seine Martha ist auf einmal diejenige, die ihn mit wichtigen Informationen über den neuesten Klienten versorgt.

Auf Petersdown Towers hingegen, wo man auf Einladung von Sir Hubert Ardingley hingefahren ist, hat man längst das Geplänkel und Gezanke hinter sich gelassen und Holmes und Watson widmen sich ihrer neuen Aufgabe mit dem nötigen Ernst. Dieser Ernst ist auch sehr bald von Nöten, denn aus einem kleinen Recherche-Auftrag wird schon bald eine Todesfall-Ermittlung, die blutiger und grausamer nicht sein könnte.

 

Geplänkel, Recherche und Blut

Ja, in diesem Holmes gibt es tatsächlich viel Abwechslung. Geplänkel, Recherche und Blut. Verdammt viel Blut. Was so ruhig anfing, ist auf einmal ernster, als es Holmes oder Watson sich hätten ausmalen können. Doch Holmes läuft natürlich auch in dieser Folge zur Höchstleistung auf und ermittelt gekonnt und clever – wie immer meilenweit voraus vor Hörer, Watson oder anderen Protagonisten. Die Story, die auch hier wieder aus der Feder von Marc Gruppe nach Motiven von Arthur Conan Dolye stammt, ist auch in Folge 52 wieder gelungen und abwechslungsreich. Erneut gelingt der Spagat zwischen Spannung und Humor und hat mit der Diskussion um den Staubwedel sogar eine gewisse Aktualität in Bezug zum Thema Gendern. Hier ist Martha Hudsons Aussage einfach wunderbar; ihr ist das Geschlecht schlicht weg egal, Hauptsache sie kann damit "arbeiten". So ist unser Holmes auf einmal sogar ein kleines bisschen politisch…

 

Sprecher wie in einer WG

Auch für den Fall, dass ich mich wiederhole. Die Sprecherriege ist natürlich auch in dieser Folge wieder wunderbar. Joachim Tennstedt, Detlef Bierstedt und Regina Lemnitz sind selbstverständlich gesetzt und agieren so authentisch miteinander, dass man meinen könnte, sie hätten mittlerweile tatsächlich gemeinsam eine WG bezogen. Diese Spielfreude und diese überzeugenden Dialoge sind einfach nur grandios anzuhören.

Aber auch Jean Paul Baek, Valentin Stroh und Rolf Berg als die Herren der Familie Ardingley spielen ihre Rollen leidenschaftlich. Reinhilt Schneider ist die einzige Dame der illustren Herrenrunde und auch sie steht ihren Kollegen in Sachen Professionalität in Nichts nach.

 

Sound und Musik

Sound und Musik sind ebenfalls wieder optimal umgesetzt. Egal ob die bekannt Titelmelodie oder untermalende Sequenzen - als Hörer ist man direkt bei Holmes im 19. Jahrhundert angekommen und sieht entsprechende Figuren, Gebäude und Szenen vor dem inneren Auge. Das Kopfkino funktioniert wie beabsichtigt.

Gleiches gilt natürlich auch für das Geräuschkonzept. Das Ruckeln von Stühlen am Tisch beim gemeinsamen Essen, das Öffnen der Fenster oder auch das bedrohliche Bellen des Hundes ganz in der Ferne – hier ist jeder Ton durchdacht inszeniert und platziert. Ein plötzlicher Donner erhöht die Spannung, welche die Käuzchen vorher schon geschickt aufgebaut haben. Und Watson als intensiver Erzähler setzt in diesen Szenen noch das fehlende i-Tüpfelchen.

 

Mein Fazit:

Eine abwechslungsreiche und gleichermaßen intensive wie auch blutige Holmes-Folge, die man gut weghören kann. Die Story hält zudem humoristische wie auch zwischen den Zeilen nachdenkliche Passagen für den Hörer bereit.
Das Ergebnis: Ein fordernder Kriminalfall für den Meisterdetektiv, der auch uns Hörer wie immer zum Mitraten anregt; fragt man sich doch mehrfach, welche Rolle die verschwundene Susan wohl bei der Aufklärung des Falls spielt. 


Mareike Lümkemann

 

21.10.2022