Larry Brent - Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo

Klappentext:

Das Blaulicht der Einsatzkräfte färbte Chefinspektor Higgins bleiches Gesicht. Schon wieder eine Tote! Nummer zwei! Und auch dieses Mal hinterließ der Mörder nur einen Rumpf. Der Kopf und andere Gliedmaßen wurden entfernt. Den Mörder nannte ganz London "Dr. Gorgo". Und dieser sorgte Nachts für stille Straßen. Was jedoch hatte Dr. Gorgo vor? Ein neuer Ripper? Was war sein Plan? Die Wahrheit würde jede vorstellbare Grausamkeit in den Schatten stellen! Das Böse hatte hier eine völlig neue Ebene erreicht!

Meine Meinung:

Es gibt Geschichten, die einen fast sprachlos zurücklassen, so dass einem schier die Worte fehlen, um das Gehörte zu beschreiben. "Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo" ist eine solche Story. In den 80ern des letzten Jahrhunderts vom Label Europa bereits vertont und vom Jugendschutz indiziert, erlebt das Hörspiel, von der R & B Company produziert und von Holysoft vertrieben, im Rahmen der Larry Brent Classics, eine weitaus umfangreichere Adaption, als es damals bei Europa der Fall war. Dass die von Europa produzierte Folge,

Anfang der 2000er Jahre, im Zuge einiger Neuveröffentlichungen der Europa-Larry-Brent-Serie etwas gekürzt erneut veröffentlicht wurde, soll

hier nur am Rande erwähnt werden, da natürlich die Neuproduktion im Vordergrund steht. Da ich die Romanvorlage nicht kenne, weiß ich nicht, wie nahe dieses Hörspiel an der Vorlage ist. Ich kann nur sagen: Die Neuadaption von "Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo" ist bombastisch! Teils orientiert sich das Hörspiel an der Vorlage von Europa, ist aber, wie bereits geschrieben, viel ausführlicher und weist somit auch eine komplexere Handlungsdichte auf. "Das Böse hatte hier eine völlig neue Ebene erreicht", heißt es im Klappentext. Larry Brent bringt diesen Satz gegenüber seinem Vorgesetzten ebenfalls zum Ausdruck, und ich kann da nur zustimmen. Was uns hier erwartet, ist einfach nur böse. Zugegeben: Das Motiv Gorgos gleicht dem in der Europaumsetzung der Geschichte, aber die Komplexität, die wir hier geboten bekommen, lässt alles noch etwas grausamer erscheinen, als es bei Europa schon war. Hinzu kommt das Finale, welches bei Europa bereits so gestrickt war, dass es zur damaligen Zeit sehr kontrovers aufgenommen wurde und wohl einer der Hauptgründe für die Indizierung des Hörspiels war. Aber was wir hier als Finale erleben, sprengt den Rahmen der Europaproduktion bei Weitem und wäre damals wohl gar nicht möglich gewesen. Das Finale befasst sich sehr ausführlich mit der Frage, ob ein Gesetzesvertreter, hier Larry Brent, wirklich alle emotionalen / moralischen Grenzen überschreiten darf, um einen Bösewicht festzusetzen. Mich hat dieses Hörspiel nicht nur vollkommen begeistert, sondern auch irgendwie innerlich geschlaucht. Wenn ich ansonsten ein Hörspiel höre oder einen Film schaue, brauche ich höchstens ein oder zwei Minuten, um innerlich wieder in der Realität zu sein. Hier habe ich ganze zehn Minuten gebraucht, um das Gehörte zu verdauen; eine Erfahrung, die ich so auch noch nicht gemacht habe ... 

Die Sprecher:

Auch wenn man über Jaron Löwenberg als Larry Brent geteilter Meinung sein kann, hier läuft er zur Höchstform auf. Ich habe den Eindruck, dass ihm emotionale Szenen besonders liegen. Als sein Gegenspieler Gorgo ist hier Hanns Krumpholz zu hören, der mir ebenfalls gut gefallen hat. Nicht so gefallen hat mir hingegen Detlef Bierstedt als Edward Higgins. Zwar hat er die Rolle tadellos gesprochen, aber in den ersten Folgen wurde Higgins von Reent Reins gesprochen, der meiner Meinung nach stimmlich viel besser auf die Rolle passte.

Sound und Musik:

Die Musik passt wunderbar zum Hörspiel, und der Sound ist der Hammer. Wolfgang Strauss hat hier, zum letzten Mal, alles aufgeboten, wozu er fähig ist. Besonders beeindruckt war ich von Sarahs Schreien in ihrer neuen Existenz und von der gesamten Labor-Geräuschkulisse.

Ein Ende und ein Neubeginn:

Dieses Hörspiel ist das letzte Abenteuer von Larry Brent, welches noch von der R & B Company produziert wurde. Ab Folge 49 ist Holysoft für die

Produktion von Larry Brent verantwortlich. Ich hoffe, dass ich jetzt nichts Falsches geschrieben habe, da ich in einem Forum auch mal gelesen habe, dass die Serie bis Folge 61 oder 62 noch von Simeon Rhissomallis betreut wird. Falls ich da etwas nicht richtig geäußert haben sollte, meine Bitte an Holysoft: Bitte nicht vor einer Richtigstellung scheuen ...

Veröffentlichung:

Zwar ist "Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo" als Download bei Holysoft erschienen, ist aber dort auch als CD erhältlich, was für jeden CD-Sammler interessant ist und auch mich, obwohl mir der Download vorliegt, sehr freut.

Mein Fazit:

Obwohl Larry Brent nicht mein Lieblingskämpfer gegen das Böse ist, und das Jahr auch noch nicht vorüber ist, würde ich "Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo" als das Hörspiel des Jahres 2023 bezeichnen, was zum großen Teil auch an dem besonderen Finale liegt, welches einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlässt und wirklich nervenaufreibend ist. Welche Produktion die bessere ist, Europa oder R & B, muss jeder für sich entscheiden. Zwar ist diese Folge um einiges bombastischer, allein schon wegen des Finales, aber man darf auch nicht vergessen, was sich in Sachen Sound und Musik in den letzten Jahrzehnten alles getan hat und das ein solches Finale damals undenkbar gewesen wäre. Außerdem finde ich, dass nicht immer etwas besser als das Andere sein muss. Beide Produktionen haben ihren eigenen Reiz und verdienen ihre Fans.

Crew:

• Skript: Wolfgang Strauss
• Regie: Simeon Hrissomallis, Wolfgang Strauss
• Sounddesign: Wolfgang Strauss
• Musik: Wolfgang Strauss, Michael Donner
• Covergestaltung: Wolfgang Strauss, Rudolf Sieber-Lonati
• Dialogschnitt: Thomas Mrochen

Darsteller:

• Erzähler: Jo Jung
• Larry Brent: Jaron Löwenberg
• Chronist: Nils Weyland
• David Gallun: Jo Jung
• Dr. Frazer: Hanns Krumpholz
• Dr. Sangers: Felix Würgler
• Edward Higgins: Detlef Bierstedt
• Gay Malcolm: Joseline Gassen
• Henriett: Wells Victoria Sturm
• Henry Finch: Wolfgang Strauss
• John Cork: Denny Weller
• Linda Thorton: Olivia Büschken
• Liz Harolds: Sara Wegner
• Mike Finch: Jannis Memmersheim
• Susan Finch: Anja Taborsky