GRUSELKABINETT - 160 –  Denn das Blut ist das Leben

Gruselkabinett

160 - Francis Marion Crawford – Denn das Blut ist das Leben

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 45 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 30.04.2020

CD-Cover Gruselkabinett Folge 160 Denn das Blut ist das Leben

"Wenn ich des Nachts hier oben bin, dann setze ich mich absichtlich immer so, dass ich den seltsamen Hügel mit dem alten Baum gar nicht sehen muss. – Das kann ich jetzt nur zu gut verstehen. Mir war auch, als hätte ich jemanden flüstern hören. – Ja, daran kann ich mich auch erinnern. Ich dachte erst, es sei eine Eule gewesen. Aber dem war nicht so. – Nein, ganz gewiss nicht! Unheimlich ist das. – Ja, das ist es. Das ist es wirklich."

 

Süditalien, 1905: Der skandinavische Maler Holger besucht seinen Freund in dessen einsamem Turm nördlich von Kap Scalea. Als beide im Mondschein auf eine Anhöhe schauen, bemerken sie einen wie ein Grab anmutenden Erdhügel, auf dem ein Menschenkörper zu liegen scheint. Neugierig nähert sich Holger der Stelle, findet jedoch nichts vor, obwohl sein Gastgeber eindeutig eine neblige Gestalt beobachtet, die sich an Holger heranpirscht…

 

Das Grauen am eigenen Leibe erfahren

Wer gerne Geschichten von älteren Herren am Kaminfeuer hört, der kommt an der 160. Folge vom Gruselkabinett nicht vorbei. Auch hier darf der Hörer wieder den unheimlichen Geschichten lauschen, die man sich erzählt und die vor Jahren genauso passiert sein sollen. Mit dem Unterschied, dass es sich hier um weit mehr als um eine Legende handelt, denn die beiden Männer im Turm haben schon am eigenen Leib erfahren, dass auf dem Erdhügel irgendwas Unheimliches nach den Lebenden zu greifen scheint…

 

Großartige Sprecher und einnehmende Erzählungen

Wie gewohnt versteht man es bei Titania Medien, den Hörer in die Geschichte und das Geschehen einzuführen. Rückblicke und Dialoge sowie lebhafte Erzählungen sorgen dafür, dass man gut in die Story reinfindet und der einnehmenden Erzählung von George gebannt lauscht. Dieser wird übrigens sehr lebendig und intensiv von Harald Dietl gesprochen. Dietl gelingt der Spagat zwischen Erzähler und Akteur ganz wunderbar, denn George ist selber von den Ereignissen betroffen, was die Berichterstattung noch authentischer und glaubwürdiger macht …

Sein Gegenüber, der skandinavische Maler Holger, wird von Jean Paul Baerk gespielt, welcher die Rolle des neugierigen Freundes ebenfalls sehr authentisch interpretiert.

An ihrer Seite agieren weitere bekannte Namen wie Marie Bierstedt (Christina), Valentin Stroh (Neapolitaner) oder auch Peter Weis (Priester), welchem ich persönlich ja besonders gerne zu höre. Seine charismatische und unverwechselbare Stimme packt mich jedes Mal. Ihm könnte ich wirklich stundenlang zu hören.

 

Aus der Feder eines Amerikaners

Doch noch einmal zurück zur Story. Diese stammt im Original von dem Amerikaner Francis Marion Crawford, der von 1854 bis 1909 lebte. „Denn das Blut ist das Leben“ ist eine düster-romantische Vampirgeschichte, die an der Küste Süditaliens spielt. Jedoch rückt der klassische Vampiraspekt meiner Meinung nach etwas in den Hintergrund, geht es hier doch mehr um die Vorgeschichte und das Unheimliche, das von diesem Ort ausgeht. Das Blut-Saugen ist natürlich ein nicht unwesentlicher Aspekt, steht aber nicht primär im Mittelpunkt des Ganzen. Wenn ich richtig recherchiert habe, ist dies aber für Crawford, der übrigens auch in Deutschland studierte und als begnadeter Erzähler galt, typisch, neigte er wohl doch etwas zur Verschachtelung und „Verkomplizierung“.

 

Eine andere Vampirgeschichte

Mir persönlich hat die Geschichte wirklich gefallen, ist sie doch – wie schon erwähnt – mehr als eine klassische Vampierstory. Es sind relativ viele Personen und Ereignisse dafür verantwortlich, dass die beiden Freunde einen menschlichen Körper auf der Anhöhe zu sehen meinen. Bei Crawford bedingt halt eine Situation die andere, welche in dieser Form auch nur durch die unterschiedlichen Charakterzüge der einzelnen Akteure entstehen kann. Und auch das Ende ist für mein Empfinden relativ überraschend und kein „klassisches“ Vampirende. Also hört die Folge 160 auf jedem Fall bis zum Ende!

 

Mein Fazit:

Folge 160 ist wieder eine gute Folge vom Gruselkabinett – mit vielen feinen Gänsehautmomenten und überzeugenden Sprechern. Wer jedoch eine „konventionelle“ Vampirgeschichte erwartet, der wird vielleicht enttäuscht sein. Es geht wird natürlich auch gebissen und gepfählt – aber irgendwie nicht ganz im klassischen Sinne…


Mareike Lümkemann

 

10. Mai 2020