Gruselkabinett
147: Per McGraup – Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni
Titania Medien
Gesamtspielzeit: ca. 67 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 29.04.2019
„Tante Marilyn hatte es währenddessen auf ihrer Suche nach einem stillen Örtchen auf einen zugigen Korridor verschlagen. – Verschwenderisch mit sanitären Anlagen war man hier nicht gerade. Aber was will man auch erwarten? Auf dem Kontinent. – Maria! – Ah, um Himmels willen. Haben Sie mich erschreckt. – Komm! Schnell! – Wie bitte? Wollen Sie sich nicht erst einmal vorstellen? Sie haben es immerhin mit einer Dame zu tun. Wer sind Sie denn überhaupt? – Erkennst du mich denn nicht? Ich bin dein Liebster. Siegmund. Siegmund von Moosheim. – Ah. Ein Mann von Adel. Wie nett. – Wir dürfen keine Zeit verlieren. Mein Vater ist uns auf den Fersen. – Der Herr Vater… Ach wie reizend. Ich würde mich sehr freuen, ihn kennen zu lernen. Er dürfte wohl in meinem Alter sein. Wenn ich Sie so ansehe…“
Colin und Alwyne Hargreaves, das übersinnliche Ermittler-Duo aus „Heimgesucht“, „Heimgekehrt“ und „Heimweh“, bleiben im Salzburger Lungau auf einer Reise in einem Schneesturm mit ihrem Wagen stecken. Ein Mann in einem Pferdeschlitten bietet ihnen an, die Nacht auf dem angeblich unbewohnten Schloss Moosham zu verbringen. Die Engländer ahnen ja nicht, auf was sie sich einlassen, als sie das vermeintlich großherzige Angebot annehmen und in den Schlitten steigen…
Modern und voller Handlung
Nachdem die Folge 146 eher im ruhigen und atmosphärischen Grusel-Umfeld angesiedelt war, ist die Folge 147 „Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni” wesentlich moderner und action-reicher. Aber keine Sorge, die „Action“ dieser Folge kommt immer noch zu 100% im Stil einer guten Gruselkabinett-Folge daher.
Diese Geschichte spielt bereits im Jahr 1934 und entsprechend moderner agieren die Hauptpersonen, es gibt Automobile und äußerst selbständige Damen mit eigener Meinung. Die Vergangenheit spielt aber trotzdem eine entscheidende Rolle, werden die Familie Hargreaves und ihre Tante Marilyn doch von eben dieser heimgesucht. Zudem gibt es hier es nicht nur einen Schauplatz: Hat doch zum Beispiel der Schörge Toni seine Seele vor vielen Jahren an den Teufel verkauft und muss eben diesem immer noch unschuldige Ersatz-Seelen liefern, will er nicht selbst mit dem Höllenfürst reisen. Doch damit nicht genug. Auch mit den in Wölfe verwandelten Wilderen und mit der unglückliche Liebe zwischen Siegmund und Maria sehen sich die Hargreaves konfrontiert. So viel mysteriöse und unheimliche Schauplätze – das übersteigt mitunter sogar die Kompetenzen des sonst doch sehr erprobten Geister-Ermittler-Duos. Da kann man schon mal die eigene Tochter vergessen…
Eine Vielzahl an Sprechern
Parallel zur abwechslungsreichen Story wartet man in dieser Folge im Hause Titania Medien mit einer Vielzahl an Sprechern auf, welche die handelnden Personen bestens mit Leben und vor allem Charakter füllen. Wie man es von Titania kennt, besteht auch diese Riege aus bewährten namhaften Sprechern wie Bodo Primus, Horst Neumann, Dagmar von Kurmin. Die Hauptpersonen werden von Stephanie Kellner, Benedikt Weber und Ursula Sieg gesprochen. Mit solch einer Besetzung kann ein Hörspiel doch nur Freude machen.
Spagat gelingt
Und auch die Ansiedlung in der Moderne hat mir sehr gefallen, gelingt es doch durch die Rückblicke, einen Spagat in die „klassische“ Gruselkabinett-Zeit zu schlagen. Die Rückblenden, zusammen mit den abwechselnden Erläuterungen von Mr. und Mrs. Hargreaves ergeben eine gute Stimmung, an der nichts auszusetzen ist. Auch die zwischenmenschlichen Probleme innerhalb der Familie tragen zum Hörgenuss bei, der so oftmals einen charmanten Witz enthält. Wer und womit vor allem zur Rettung aller Beteiligten beitragen wird, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um nicht zu viel vorweg zu nehmen.
Mein Fazit:
Eine gelungene Folge, die mir in ihrer zeitlichen Ansiedlung und mit den vielen Handlungssträngen sehr gut gefallen hat . Im Vergleich zu den Vorgängern kommt „Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni“ etwas frischer und moderner daher – ohne dabei jedoch etwas vom gewohnten Gruselkabinett-Charme einzubüßen. Eine Empfehlung für alle, die in den vorangegangenen Folgen gerne mehr Action und Handlungen gehabt hätten.
Mareike Lümkemann
8. Mai 2019