Der Hexer von Salem – Das Haus am Ende der Zeit

 

Der Hexer von Salem – Das Haus am Ende der Zeit

Wolfgang Hohlbein

Lindenblatt Records

digitaler Download

Gesamtspielzeit: 78 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 22.01.2021

CD-Cover Der Hexers von Salem - Das Haus am Ende der Zeit

„Nach kurzer Zeit änderte sich der Klang der Hufschläge. Rowlf hatte die Kalesche hinter unserem Führer auf einen schmalen, mit Schlaglöcher und Gräben durchzogenen Waldweg gelenkt. Eine weitere Unterhaltung wurde unmöglich. Howard und ich hatten alle Hände voll zu tun, nicht unentwegt mit den Köpfen gegen die Decke zu prallen oder von den Sitzen geworfen zu werden. Dann passierten wir ein großes, schmiedeeisernes Tor. Unter den Rädern knirschte jetzt Kies. Wir durchfuhren einen ausgedehnten aber vollkommen verwahrlosten Park, der Boldwinns Haus umgab. (…) Dann fiel mein Blick auf das Haus. Es war ein Herrenhaus im spätviktorianischen Stil. Gewaltig. Düster. Drohend. Mächtige polierte Säulen säumten die breite Freitreppe und steinerne Löwen flankierten die breite Haustreppe. (…) Aber das Haus war auch alt. Die Gitter vor den Fenstern waren verrostet. Die Wände waren rissig, an manchen Stellen verfallen.“

 

Robert, Howard und Rowlf sind auf dem Weg zurück zur Unglücksstelle des versunkenen Segelschiffs, um dort das Vermächtnis von Roderick Andara zu bergen. Doch sie sind nicht die Einzigen, die ein Interesse an den mächtigen magischen Artefakten haben und werden aufgehalten. Tief in den schottischen Wäldern treffen sie auf ein altes, verfallenes Haus, in dem das pure Böse nistet. Das Haus am Ende der Zeit.

 

Den Hörer erwartet Großes

Schon der Blick auf das Cover des vierten Hexer-Teils lässt erkennen, dass hier wieder Großes erwartet werden kann. Das Cover ist düster… Geheimnisvoll… Mit Andeutungen, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Ein Cover, das einen animiert, ja fast schon zwingt, sich dem Hörgenuss hinzugegeben. Ein Cover das einen im wahren Leben davon abhalten würde, eben genau dieses Gebäude zu betreten… Ein Cover, das für mich bisher das Beste der Reihe ist.

 

Par excellance umgesetzt

Und genauso stimmungsvoll wie erwartet ist „Das Haus am Ende der Zeit“ auch. Zum einen liegt das (natürlich) an der Story vom Meister Wolfgang Hohlbein, welcher es versteht, mit verschachtelten Sätzen und bildmalerischen Wörtern entsprechende Spannung und Atmosphäre aufzubauen. Wenn beides dann auch noch von Profis in ein Hörspiel integriert und par excellance umgesetzt wird, kann eigentlich nur etwas Besonderes entstehen.

 

Intensives Kopfkino
Ich für meinen Teil habe selten so ein intensives Kopfkino erlebt. Die schwarzen Bälle habe ich vor meinen eigenen Augen gesehen, habe den Staub auf dem Fußboden wahrnehmen und die bedrückende Stimmung des Hauses fast körperlich spüren können. Und auch im weiteren Verlauf des Hörspiels entstanden intensive und mitunter ergreifende Bilder in meinem Kopf, welche sicherlich nicht nur mich, sondern auch andere Hörer mit Craven haben mitleiden lassen.
Was ich in diesem Zusammenhang ebenfalls noch anmerken möchte, dieses außergewöhnliche Hörerlebnis riss bei mir auch beim erneuten Hören nicht ab.

 

Wirklich alles passt

Diese großartige Umsetzung kann aber nicht nur durch eine tolle Story möglich gemacht werden. Das atemberaubende akustische Sounddesign von Michael Gerdes, grandiose zusätzliche Sound-Effekte von Johnny Wittermann und eine unglaublich atmosphärische Musik von Dominik Morgenroth haben ebenfalls einen hohen Anteil an diesem einzigartigen Gesamtergebnis.

 

Erstklassige Sprecher

Gleiches gilt selbstredend auch für die Sprecherriege, welche wie immer beim Hexer erstklassig ist. So sind natürlich Patrick Borlé als Craven und Oliver Mink (ganz, ganz wunderbar) als H.P. zu hören. Jürgen Thormann gibt den mysteriösen Mr. Boldwinn und Tonio von der Meden spricht Carradine. Doch auch die Besetzung der „Nebenrollen“ ist hier erwähnenswert, ist hier doch das Ehepaar Burghardt zu hören, welches in der Hörspielszene vielen ein Begriff sein sollte. Insbesondere Paul Burghardt beweist hier einmal wieder, dass er nicht nur Schreiben, Konzipieren oder Regie führen, sondern auch Figuren stimmlich hervorragend zum Leben erwecken kann.

 

Mein Fazit:
„Das Haus am Ende der Zeit“ aus der Hexer-Reihe ist ein Hörspiel, an dem kaum jemand in diesem Jahr vorbeikommen wird. Akustisch (und graphisch gleichermaßen) so perfekt inszeniert, dass einem die Bilder des Kopfkinos noch lange nach dem Hören erhalten bleiben.
Ein Hörspiel, an dem sich sicherlich andere Produktionen in 2021 messen lassen müssen, auch wenn es bisher nur als digitaler Download erhältlich ist. 


Mareike Lümkemann

 

24. Januar 2021