Katrine Engbert
DAV – Der Audio Verlag
Gesamtspielzeit: 7 Stunden 49 Minuten
VÖ: 22.03.2019
Gelesen von Dietmar Bär
„Hast du nicht von diesem amerikanischen Bibelprediger gehört? Der behauptet hat, die vier totalen Mondfinsternisse, die es 2014 und 2015 gab, würden den Weltuntergang herbeiführen? Und alles ende im Herbst 2015 mit einem sogenannten Blutmond? Bumm! Einfach so. Eine Mondfinsternis und kurz darauf einfach eine große Explosion oder so, was weiß denn ich. Und dann wäre die Menschheit ausgelöscht und der Messias würde wieder kommen. Ganz so ist es ja nicht gekommen. Aber er hat drüber ein Buch geschrieben, Vorträge gehalten und eine Menge Geld verdient. Scharlatan“ – (…) – Jedenfalls steht die rote Mondfinsternis für etwas Gewaltiges. Für eine Umwälzung. Den Untergang aller Dinge. Und die Furcht, die sie bei den Mensch weckt, lässt sich von den Medien gut ausschlachten. Deshalb wird es Blutmond genannt.“
Es ist ein klirrend kalter Januar. In den prunkvollen Sälen des Geologischen Museums in Kopenhagen trinken sich die Größen der Modewelt für die Copenhagen Fashion Week warm. In derselben Nacht wird der Modezar und eingefleischte Junggeselle Alpha Bartholdy tot aufgefunden. Augenscheinlich ist er im Schnee des Ørstedsparks unter Qualen zusammengebrochen, verätzt von einer unbekannten Substanz. Als Jeppe Kørner und Anette Werner die Ermittlungen aufnehmen, ahnen sie nicht, dass dieser Fall ihnen alles abverlangen wird – denn auch Jeppes bester Freund Johannes ist seit dem grausamen Mord an Bartholdy unauffindbar.
Zwei Ermittler und grausame Morde in der Mode-Szene
Blutmond – der zweite Teil um das Ermittler-Duo Kørner und Werner. Diesmal müssen sie sich mit besonders grausamen Morden in der Kopenhagener Mode-Szene auseinandersetzen. Dabei wird die eigene Freundschaft, sofern man die zwischenmenschliche Beziehung der beiden Polizisten so bezeichnen kann, doch mehrfach hart auf die Probe gestellt. Einer der Mordverdächtigen ist der beste Freund von Kørner und Anette Werner scheint gesundheitlich extrem angeschlagen zu sein. Eigentlich keine guten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ermittlungsarbeit. Von daher bleibt es während der gesamten knapp acht Stunden Hörbuch-Vergnügen lange unklar, ob die beiden den oder die Täter/in finden und dingfest machen werden.
Realistische Charaktere
Wie schon kurz erwähnt, steht dabei nicht nur die Polizeiarbeit im Vordergrund. Katrine Engberg versteht es, ihren Charakteren auch Leben und Persönlichkeit zu vermitteln. Im Vergleich zu manch deutschen Krimi finde ich es hier sehr angenehm, dass die Personen nicht so stark überzeichnet sind. Sie wirken auf mich unglaublich real mit ihren Eigenarten und persönlichen Problemen oder Hintergründen. Auf das Spiel mit dem Klischee des einsamen Kriminalbeamten verzichtet Engberg. Stattdessen erleben wir einen Mann, der sich (wieder) gefunden hat und nun willens ist, diesen Weg weiterzugehen. Auch Anette Werner entspricht nur bedingt der typischen Polizistin. Sie ist zweifelsohne eine Frau, die ihren Mann stehen kann, aber sie plagen Sorgen um ihre Gesundheit, schließlich ist sie familiär vorbelastet.
Hohe Realitätsnähe
Und obwohl den agierenden Personen viel Raum und Persönlichkeit zugestanden wird, kann das Geschehen seinen Lauf nehmen. Ruhige und spannende Elemente wechseln sich gekonnt ab. Der Spannungsbogen wird gut aufgebaut, ohne sich jedoch ins unermessliche zu steigern. Der „Blutmond“ lebt einfach von seiner Realitätsnähe.
Bär ist großartig
Doch nicht nur die Story ist ein Garant für den ungetrübten Hörgenuss. Dietmar Bär versteht es vortrefflich, nur durch leichte Veränderungen der Intonation, die unterschiedlichen Personen agieren zu lassen. So kann man als Hörer bereits nach kurzer Zeit alle Hauptpersonen auseinander halten. Er kann halt einfach richtig gut lesen! Und dem ist eigentlich auch nichts weiter hinzuzufügen.
Mein Fazit:
Dieses Hörbuch ist ein Muss für jeden Skandinavien-Krimi-Fan. Und auch jedem, der auf realistische Geschichten Wert legt, sei der „Blutmond“ hiermit wärmstens ans Herz gelegt.
24.5.2019