Interview mit Karsten Schäfer - "Die Spürhasenbande"

05. September 2019

 

Wir lieben Abenteuer ... Polly, Kiki und Finn!
Für dieses tolle Kinderhörspiel samt Titelsong ist niemand anderes als Karsten Schäfer verantwortlich.

In diesem Interview hat er ganz viel über die Spürhasen-Bande, seinen Eulenberg-Verlag und über das Medium Hörspiel erzählt und verraten, wie er es fand, als er das erste Mal VOR dem Mikro stand...

 

Karsten Schäfer mit seinen Spürhasen
Karsten Schäfer mit seinen Spürhasen, Foto privat

Hallo Karsten!

Wenn ein Name in der Hörspiel-Branche bekannt ist, dann ja deiner. Magst du dich trotzdem einmal kurz vorstellen – nur für den Fall, dass dich irgendjemand doch noch nicht kennen sollte?

Oh, vielen Dank, da werde ich ja ganz verlegen. Also machen wir es kurz: Mein Name ist Karsten Schäfer, ich bin 49 Jahre jung und komme gebürtig aus Frankfurt am Main. Ich wohne mit meiner Partnerin im schönen Städtchen Nidderau. Der ein oder andere kennt mich vielleicht als Mitarbeiter von Pop.de oder über meinen eigenen Verlag den Eulenberg Verlag.

 

Du bist also quasi dem Hörspiel verfallen. War das schon immer so oder gibt es bei dir auch ein Leben vor dem Hörspiel?

Hörspiele gehören seit meiner Kindheit zu meinem Leben. Ich glaube meine erste Kassette, an die ich mich bewusst erinnern kann, war „Meister Eder und sein Pumuckl – Pumuckl und die Schatulle / Schlagsahne“ mit Alfred Pongratz als Meister Eder. Das liebe ich noch heute und muss es mir immer mal wieder anhören. Vorzugsweise an Weihnachten, da die Geschichte mit der Schatulle ja am Heiligen Abend spielt. 

 

Welches Hörspiel hörst du denn heute am liebsten und welches Medium bevorzugst du aktuell?

Welches Hörspiel kann ich gar nicht so recht beantworten. Es gibt Serien bei denen ich mir wirklich immer wieder die neuste Folge anhöre: Gruselkabinett oder Sherlock Holmes von den lieben Kollegen von Titania Medien zum Beispiel. Oder TKKG Junior, die mir wirklich richtig gut gefallen. Natürlich riskiere ich auch immer wieder ein Ohr in die „Die drei ???“, aber da bevorzuge ich mittlerweile definitiv die alten Fälle. Der Charme ist hier leider sehr auf der Strecke geblieben. 

 

Seit diesem Frühling mischt du ja auch den Hörspiel-Markt mit einer eigenen Produktion auf. Der Spürhasen-Bande. Wie kam es dazu?

Die Spürhasen-Bande ist eigentlich aus einem anderen Projekt entstanden, in das ich 2013 durch einen Zufall geraten bin. Das Projekt mussten wir aber 2014 schon wieder einstampfen. Da ich aber an das Konzept glaubte, das sowieso von mir war, habe ich kurzerhand beschlossen, alles selber in die Hand zu nehmen und so sind die Spürhasen geborgen worden. Das Ganze hat dann noch 4 Jahre gebraucht bis es wirklich fertig war. Manchmal braucht gut Ding halt Weile… 

  

Wieso hast du dich denn für ein Kinderhörspiel und gegen ein Hörspiel für Erwachsene entschieden?

Oh, ich habe mich ganz und gar nicht gegen Erwachsenenhörspiele entschieden. Es gibt da noch zwei Projekte in meiner Schublade… Aber die Spürhasen sind von Anfang an ein Herzensprojekt gewesen, in das ich erst mal alle Energie gesteckt habe. Jetzt muss die Bande noch richtig laufen lernen und dann ist vielleicht auch Zeit für die besagten anderen Projekte. Das eine ist ein klassischer Krimi, das andere ist ein Projekt aus dem Bereich Fantasy. Aber mehr möchte ich noch gar nicht verraten.

 

Und das stammt alles aus deiner Feder? 

Ja, ich denke mir die Geschichten aus und schreibe dann das entsprechende Skript. Gemeinsam mit Peter Laupenmühlen führe ich Regie, mache das Sounddesign und komponiere mit seiner Hilfe auch die Musik dazu. Peter ist Musikwissenschaftler und hat im Taunus ein eigenes Tonstudio, in dem wir schon viel Zeit gemeinsam in die Produktion der Spürhasen gesteckt haben.

 

Naja, und über die entsprechenden Kontakte, um ein professionelles Hörspiel zu erschaffen, verfügst du ja auch. Also wer, wenn nicht du….

Das stimmt wohl. Ich habe schon immer gut Netzwerken können und durch meinen Beruf bei Pop.de habe ich natürlich auch viele Kontakte.

 

Fiel dir die Sprecherauswahl schwer?

Eigentlich nicht. Wir haben hier im Rhein-Main-Gebiet viele tolle Stimmen und ich bin mit allen meinen Sprechern befreundet. 

 

Hast du eigentlich einen Lieblingssprecher, eine Lieblingssprecherin?

Bei den Spürhasen oder allgemein? So oder so eine schwierige Frage. Es gibt viele tolle Kollegen und ich bin da eigentlich gar nicht so festgelegt. Bein den Spürhasen liebe ich jeden einzelnen und ich bin immer ganz verzückt, wenn ich dann das fertige Hörspiel höre und merke wie gut das alles passt. 

 

Ab und an hört man deine Stimme ja auch mal in einem Hörspiel, oder? Ist das aufredend für dich oder bist du dabei inzwischen selber ein alter Hase?

Ich weiß noch ziemlich genau, wie das beim ersten Mal vorm Mikro war: Es war furchtbar! Ich mochte meine Stimme überhaupt nicht und ich glaube ich habe mich auch ziemlich dusselig angestellt. Mittlerweile klappt das aber schon ziemlich gut. Aber in der Regel überlasse ich das Sprechen lieber den Profis. 

 

Die Spürhasen wurden ja durch ein Crowed-Founding-Projekt ins Leben gerufen. Wenn ich mich richtig erinnere, war das ein großer Erfolg. Hattest du damit gerechnet? Oder ist dafür auch einfach dein vertrieblicher und marketing-geprägter Hintergrund mit verantwortlich?

Das Crowdfunding war vom Anfang bis zum Ende eine Zitterpartie. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass das so gut läuft und war ziemlich unsicher. Letztlich war es ja auch irgendwie eine Art Bewährungsprobe, ob wir überhaupt jemanden erreichen und für unsere Idee und das Projekt begeistern können. 

 

Du bist ja jemand, der (u.a. dank POP) von oder durch die Hörspiele leben kann. Viele andere Hörspiel-Leute haben ja noch einen Hauptberuf zum Geld verdienen und das Hörspiel ist leider nur an 2. Stelle. 

Pop.de ist ja mein Hauptberuf, ohne den könnte ich mir das gar nicht erlauben. Machen wir uns nichts vor, Geld mit der Produktion von Hörspielen zu verdienen ist ein hartes Geschäft. Davon können wohl alle kleineren Label ein Liedchen singen. Wenn wir hier alle nicht mit dem Herzen dranhängen würden, dann gäbe es sicher eine ganze Menge weniger Hörspiele am Markt. Das ist nur leider vielen gar nicht so bewusst. Gerade die kleinen Label sind darauf angewiesen, dass man auch wirklich die CD kauft. Aber in Zeiten von Streaming wird das physikalische Medium immer mehr zum Liebhaberstück… und wenn ich jetzt provozieren möchte würde ich sagen, dass das Produzieren von Hörspielen vielleicht doch nur ein teures Hobby ist.

 

Siehst du auf Grund von Streaming oder illegalen Downloads das Hörspiel in Gefahr?

Puh, in Gefahr? Ich weiß nicht. Streaming ist sicher das Medium der Zukunft beziehungsweise es ist ja schon der wichtigste Vertriebsweg überhaupt. Leider lässt sich für ein kleines Label nur wenig Geld auf diesem Weg verdienen. Einfache Rechnung: Pro gestreamten Track bekomme ich ca. 0,0034 Cent bei dem größten Anbieter. Das bekomme ich aber nicht, sondern das teile ich mir mit dem Vertrieb. Wenn man nun davon ausgeht, dass ein Hörspiel zwischen 40 und 50 Tracks hat kann sich jeder selbst ausrechnen was bei einem Stream bei uns ankommt. Aber ich will das gar nicht so verteufeln. Es ist letztlich der Markt, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. 

 

Ich merke schon, ein Leben ohne Hörspiele ist für dich auch nicht möglich.

Das stimmt, Hörspiele und Hörbücher gehören beruflich und privat zu meinem Leben dazu und ich möchte sie nicht missen.

 

Ich danke dir sehr für dieses informative Interview und freue mich – genauso wie meine beiden Kinder – schon sehr auf die nächste Spürhasen-Folge. Wann erscheint die noch mal????

Die Folge 3 der Spürhasen-Bande erscheint offizielle am 9. September aber Besucher der HÖRMICH können sie schon am Samstag, 7. September bei uns am Stand kaufen. Übrigens kann man im Rahmen der HÖRMICH auch die Spürhasen-Bande Live erleben. Um 11:15 Uhr ist die Bande auf der Bühne und ich freue mich schon wie ein Schneekönig darauf. Kommst Du auch?

 

Klar, der Termin steht schon ganz lange bei mir im Kalender. Wir sehen uns auf der HÖRMICH!


Mareike Lümkemann