Das Haus hat gelbe Fenster

 

Das Haus hat gelbe Fenster

Eine Gruselfiktion von Maidon Bader und Thomas Gaevert
Wolfy-Office

Länge: ca. 60 Minuten

VÖ: 1.  Juni 2020

 

CD-Cover Das Haus hat gelbe Fenster

„Ich weiß nicht, ob man behaupten kann, dass Valentina faul oder schlampig war. Vielleicht war sie es. Vielleicht war sie es nicht. Ich konnte das einfach nicht beurteilen. Ich ging morgens zur Arbeit, und wenn ich abends wieder kam, stand ihre Kaffeetasse auf dem Tisch, die von den vielen Schichten Kaffeesatz innen schon ganz braun war. Und der Tisch war voller Krümel und Flecken. Manchmal waren Farbkleckse auf der Treppe und überall waren Staub und Spinnweben, wenn ich sie nicht wegputzte. Ich hatte auch keine Lust zu putzen. Trotzdem spülte ich ihre Kaffeetasse, wischte den Tisch ab und fegte ab und zu Spinnweben weg.“

 

Am Stadtrand steht ein denkmalgeschützes Haus, dem Verfall anheim gegeben. Zwei Frauen treffen dort aufeinander, sie könnten kaum unterschiedlicher sein:  Anna , die der Enge eines geregelten Lebens entflohen ist, und Valentina, eine heimatlose Künstlerin. Aus Faszination wird schnell Anziehung, eine Freundschaft entsteht. Doch das Glück ist fragil, bald mischen sich seltsame Untertöne in die häusliche Idylle. Die Waschmaschine läuft, obwohl niemand sie angestellt hat, die Nachbarn melden sich zu Wort. Valentina verschwindet tagelang. Anna versucht mit den Geschehnissen in dem zerfallenden Haus Schritt zu halten, aber langsam wächst ihr alles über den Kopf.

 

In ein altes Haus ziehen zwei unterschiedliche Frauen ein und zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft. Doch bald stellt sich eine merkwürdige Stimmung ein. Die Waschmaschine läuft, obwohl niemand sie angestellt hat und Valentia verschwindet immer wieder... Ob das wirklich die optimale Wohnsituation für Anna ist?

 

Künstlerischer Grusel

Dies sind mal ganz neue Töne aus dem Hause Wolfy Office. Vielleicht mag es daran liegen, dass der Wolfy-Chef diesmal nicht für Konzept und Mischung verantwortlich war, sondern ein Projekt zu Ende geführt hat, dass bei der Crowdfounding Plattform Startnext nicht erfolgreich durchgelaufen ist. Dies mag für den einen oder anderen (potentiellen) Hörer vielleicht eine wichtige Information sein, denn wer auf dem Klappentext das Wort „Gruselfiktion“ liest, könnte von dieser Produktion nämlich etwas ganz, ganz anderes erwarten. Denn „Das Haus hat gelbe Fenster“ ist eine sehr, sehr ruhige Produktion, die vor allem durch ihre Machart und den künstlerischen Aspekt, die Kammerspiel-Atmosphäre begeistern kann. Der Grusel dieses Hörspiels ist eher künstlerisch, findet sich in den Zwischentönen und in der Ungewissheit wieder, die einen quasi das ganze Hörspiel über begleitet. Man will mehr über Anna wissen (Warum will sie keine Männer im Haus haben?), was hat es mit der Waschmaschine auf sich und ist bei Valentina wirklich alles normal? Ihre künstlerischen Aktionen sind doch mitunter alle sehr gewöhnungsbedürftig oder auch fern ab vom guten Geschmack. Dies alles und sicherlich auch noch viele weitere Punkte will der Hörer während des Hörens beantwortet bekommen. Ob es am Ende auch alle Antworten gibt, hört ihr am besten selber.

 

Eine andere Machart

Neben der etwas extravaganten Story unterscheidet sich auch die gesamte Machart von anderen aktuellen Hörspielen. Die Aufnahmen zum Beispiel wurden auf einem alten Klosterhof gemacht, die Geigenszenen in einem Heavy Metal Studio aufgenommen und auch an die Geräusche hat man den Anspruch von Authentizität.

 

Ruhige Sprecherinnen

Die beiden Sprecherinnen Annabelle Leip  und Nicole Gospodarek agieren überwiegend sehr leise und eindringlich und schaffen es so, eine ganz bestimmte Atmosphäre zu transportieren. Dabei präsentieren auch sie sich sehr authentisch. Der klassische Grusel hingegen, wollte sich allerdings bei mir nicht so ganz einstellen…

 

Mein Fazit:

Wer bei den Worten "Gruselfiktion" den „üblichen“ Hörspiel-Grusel erwartet, wird von dieser Produktion vielleicht etwas enttäuscht sein. Dieses Hörspiel abseits vom Mainstream erinnert an ein Kammerspiel und kommt über weite Strecken sehr ruhig daher. Doch dank intensiver und authentischer Sprecher und Geräusche wird der aufmerksame Hörer im Hörspiel gehalten und kann den künstlerischen Aspekt der Produktion genießen.


Mareike Lümkemann

 

31. Mai 2020