GRUSELKABINETT - 185 - Die Musik des Erich Zann

Gruselkabinett

185 - Die Musik des Erich Zann

Gesamtspielzeit: ca. 48 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 29.09.2023

CD-Cover Gruselkabinett 185 - Die Musik des Erich Zann

„In diesem Augenblick begannen die Fensterläden zu rasseln. Animiert durch den heulenden Nachtwind. Dieser Wind schien sich wie aus dem Nichts, als Antwort auf das verrückte Spiel des alten Musikers erhoben zu haben. Zanns schreiende Gambe übertraf sich nun selbst und gab Töne von sich, von denen ich nie gedacht hätte, dass man sie auch nur irgendeinem Instrument entlocken könnte. Die Fensterläden klapperten noch lauter. Lösten sich und schlugen mit großer Wehemenz gegen das Fenster. (…) Das Glas zerbrach unter den hartnäckigen Schlägen. Der kalte Nachtwind blies in den Raum. Ließ die Kerzen flackern und die Blätter auf dem Tisch rasseln, auf denen Erich Zann begonnen hatte, sein schreckliches Geheimnis aufzuschreiben.“

 

Klappentext:

Frankreich 1921: Seltsame, beunruhigende Streicherklänge ertönen Nacht für Nacht aus dem Mansardenzimmer eines baufälligen Hauses in der Rue d‘Auseil. Was hat es mit dem stummen Musiker auf sich, der nie Besuch bekommt und das einzige Giebelfenster stets geschlossen hält? Ein junger Student beschließt, das Geheimnis zu ergründen…

 

Aus der Feder von Lovecraft

Die Musik des Erich Zann ist eine eine Kurzgeschichte von Howard Phillips Lovecraft, der den Titel im Dezember 1921 geschrieben hat. Sie gehört zu den beliebtesten Erzählungen Lovecrafts, wurde vielfach nachgedruckt und in mehrere Sprachen übersetzt.

 

Ein besonderer Hörgenuss

Für mich ist es eine ganz besondere Folge der Gruselkabinett-Reihe.

Vielleicht mag es an dem fast schon psychedelischen Cover liegen, das schon ganz wunderbar den Wahn, die Besessenheit des alten Musikers darstellt.

Vielleicht liegt es aber auch einfach an der überragenden Stimmung dieser Folge. Diese ist nämlich von Beginn an beängstigend, beklemmend, besonders.

Dabei ist es nicht der „klassische“ Grusel, der mich in den Bann gezogen hat. Vielmehr sind es Beschreibungen und Wortwahl, mit denen Martin May als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt. Sie sind unglaublich plastisch, lautmalerisch und er spricht zudem mit so viel Inbrunst und Charisma, dass man sich seinen Worten nicht entziehen kann.

Dabei gelingt ihm der Spagat, stets stimmungsvoll und authentisch aber niemals over-acting zu agieren. Dies ist umso bemerkenswerter, da er nahezu 90% des Hörspiels alleine bestreitet. Erich Zann kann nicht sprechen und sowohl der Vermieter als auch die „Frau auf der Straße“ kommen nur ganz kurz zu Wort.

 

Kaum in Worte zu fassen

Im Gegensatz zu May fällt es mir allerdings verdammt schwer, diese unglaubliche Atmosphäre von Folge 185 in Worte zu fassen. Wahrscheinlich geht es mir hier wie dem Ich-Erzähler, der merkt, dass irgendetwas geschieht, er aber nicht recht begreift, was genau dies ist. Es ist wohl einfach diese „kalkulierte Ungenauigkeit“, mit der Lovecraft das Übernatürlichen transportiert. Auch die Beschreibung der dunklen, Pariser Gassen, der Merkwürdigkeiten gepaart mit dem unheimlichen Musizieren des alten Mannes erschaffen Bilder im Kopf und lassen dieses leichte Unwohlsein entstehen.

 

Kein Splatter

Die Fans des „wahren“ Grusels, die Freunde von Monstern, Vampiren und Horror möchte ich – ohne zu spoilern – vorwarnen. All dies gibt es in dieser vergleichsweise ruhigen Folge nicht.

 

Mein Fazit:

Die Musik des Erich Zann gehört sie für mich zu den absoluten Highlight-Folgen der letzten Zeit. Vielleicht, weil sie so anders daherkommt und mir mitunter regelrecht die Worte fehlen, Stimmung und Atmospähre zu beschreiben. 


Mareike Lümkemann

 

24.11.2023