Gruselkabinett
146: H.G. Wells – Der rote Raum
Titania Medien
Gesamtspielzeit: ca. 43 Minuten
Altersempfehlung ab 14 Jahren
VÖ: 29.04.2019
„Der rote Raum. Ich bin wirklich da. (…) Nicht dass die drei Alten hier noch selbst die Geister spielen wollen. Man kennt ja diese Geschichten von Spukfällen, die sich doch nur als schamloser Betrug herausgestellt haben. Wo kann ich denn den Phonographen am besten platzieren? Ja, ich denke dort. Direkt neben dem repräsentativen Bett. So, da steht er gut. Ob ich ihn gleich anstelle? Nein. Bisschen mehr Licht wäre schön. Wo habe ich sie denn? Ah, da sind sie. Mit dem Aufstellen von Kerzenleuchtern waren die drei Mumien ja recht großzügig. Aber vermutlich haben sie gar nicht Unrecht. Je mehr Licht, umso besser. Besonders in der Nacht der Nächte!“
Was geht vor sich in dem berüchtigten roten Raum eines Schlosses, in dem noch niemand eine ganze Nacht ausgehalten hat, ohne dem Wahnsinn zu verfallen? Ein mutiger junger Mann will gegen den ausdrücklichen Rat der alten Dienstboten, dem Spuk mit modernster Technik, einem Phonographen, zu Leibe rücken und riskiert damit seinen Verstand und sein Leben…
Grusel pur
Grusel pur im Roten Raum vom Gruselkabinett. Klassischer Grusel, ohne Schnickschnack und wunderbar atmosphärisch.
Dem Team um Marc Gruppe ist es gelungen, mit Wenig Viel zu erreichen. Und dies meine ich wahrlich nicht im negativen Sinne. Ganz im Gegenteil. Hier mögen zwar nur 5 Sprecher zu hören sein, diese sind aber durchweg im Who-is-Who der Hörspielsprecher zu finden. Ich denke die Namen von Dagmar von Kurmin, Horst Naumann oder Bert Stevens benötigen keinerlei weitergehende Erläuterungen. Alle drei laufen in dieser Folge zu Höchstform auf und das Kopfkino liefert bei diesen Stimmen sogleich die entsprechenden optischen Erscheinungen der Personen. Und auch der Ursula Sieg, die sehr authentisch die Herzogin gibt, steht stets für Qualität auf dem deutschen Hörspiel-Markt.
Die aber wohl tragendste Rolle von Folge 146 hat Valentin Stroh, der Simon Price sprechen darf. Er allein ist für den Gruselfaktor dieser Folge verantwortlich, sind es doch seine Erläuterungen, seine Beschreibungen von Beklemmung und Unwohlsein, die den Hörer durchweg so in den Bann ziehen.
Beklemmende Stimmung
Eine Unterstützung, die wohl besser kaum sein könnte, erhält Stroh dabei von der musikalischen Untermalung. Diese ist zwar dezent, passt aber auf den Punkt. Nur ganz leicht ist die Musik im Hintergrund zu hören, betont so aber umso mehr die beklemmenden Gefühls- oder Situationsbeschreibungen der Hauptperson. Das ist ganz große Gruselhörspiel-Kunst. Wer hier nicht die Bilder vor dem inneren Auges sieht, der hat nicht richtig zugehört.
Der Autor
Die Story stammt übrigens aus der Feder von H. G. Wells, dem englischen Schriftsteller, Historiker und Soziologen. Wells ist vor allem als Science Fiction-Autor von Werken wie „Der Krieg der Welten“ oder „Die Zeitmaschine“ bekannt. „Der rote Raum“ von 1896 ist eines seiner wenigen Werke, das im Bereich des Unheimlichen angesiedelt ist.
Mein Fazit:
Eine gelungene Folge aus dem Hause Gruselkabinett, die viel Stimmung und Atmosphäre enthält und eigentlich der Schluss-These dieser Folge widerspricht. Denn „Der rote Raum“ beweist, dass sich Grusel doch akustisch darstellen lässt.
Mareike Lümkemann
8. Mai 2019