Interview mit Mark Brauneis - "SEVEN"

08. Juni 2019

 

Kennt ihr schon die Hörspiel-Serie SEVEN? Mark Brauneins, einer der beiden Köpfe von SEVEN, stand Rede und Antwort und verrät so einiges über Hörspiele, Theater, Metal und über die Aufregung, die sich unweigerlich einstellt, wenn man großen Sprechern gegenüber steht...

 

Macher mit Stimme von SEVEN: Natascha Schmitt, Bastian Sierich, Mark Brauneins
Macher mit Stimme von SEVEN: Natascha Schmitt, Bastian Sierich, Mark Brauneins

Hallo Mark!

Du bist einer der Macher von SEVEN. Was muss der interessierte Hörspiel-Hörer sonst noch über dich wissen?

Hallo Mareike. Tja, was muss der interessierte Hörer noch über mich wissen? Das ist eine gute Frage. Vielleicht, dass ich kein typischer Hörspiel-Schaffender bin. Eigentlich komme ich ja aus dem Theater Bereich und hauptberuflich bin ich systemischer Berater und Familienhelfer. Theater habe ich schon mit 15 Jahren gespielt. Damals riet der Regisseur und Gründer des Hist(o)erischen Theaters Erich Becker meinen Eltern, dass ich hauptberuflich den Weg eines Schauspielers einschlagen sollte. Aber meine Eltern haben das nicht so ernst genommen. Ich solle einen „richtigen“ Beruf lernen. Das hab ich dann auch gemacht. Ich habe etwas Handfestes studiert. Während des Studiums habe ich auch zwei Semester Theaterpädagogik gemacht. Der Dozent, ein Regisseur vom Gallus Theater Frankfurt, riet mir auch dazu, wieder zu schauspielern. Da nahm ich Kontakt zu meinem ehemaligen Regisseur Erich Becker via Facebook auf und fragte, ob sie noch eine Rolle für mich in der aktuellen Produktion hätten. Er freute sich, dass ich wieder mitmachen wollte und dann ging es Schlag auf Schlag. Erst einige Nebenrollen in "Der Hauptmann von Köpenick" und einem Curt Goetz Stück, dann die Hauptrolle in der Hexenjagd und schließlich meine erste Regiearbeit. Die Bühnenversion von Dorian Grey. Nach einem Wechsel im Vorstand beim Hist(o)erischen Theater Hanau beschloss ich einen neuen Verein zu gründen. Das Traumtheater Hanau. Seit drei Jahren machen wir nun Theater im Comoedienhaus in Hanau. Erst Dracula, dann die Bühnenversion von „Ich liebe dich zu Tode“ und dieses Jahr im Oktober folgt die Theaterversion von „Ein Fisch namens Wanda“.    

 

Wie kommt man denn vom Theater zum Hörspiel? 

Das war ganz lustig. Es war irgendwann im Sommer 2015. Da war ich einkaufen und habe an der Kasse die ganzen Hörspiel CD´s im Regal stehen sehen und da kam mir wieder die alte Idee, es doch mal mit einem Hörspiel zu versuchen. Die Idee hatte ich nämlich schon vor meinem Studium im Jahr 2008, aber ich hatte das dann aus Zeitgründen nicht weiter verfolgt. Als ich vom Einkaufen wieder daheim war, rief ich meine Freundin an und erzählte ihr von meiner Idee. Sie sagte sofort, dass sie dabei wäre und Bock habe, dass mit mir zusammen zu machen. Grundsätzlich wurde die Idee eigentlich aus der Not heraus geboren. Ich liebe schräge Serien im Stile von Twin Peaks oder auch komplexe Netflix- und TV-Programme wie Game of Thrones oder Breaking Bad. In Deutschland ist es allerdings nicht einfach für Autoren oder Regisseure sich in diesen Genren zu bewegen, da hier im Fernsehen vor allem Krimis, Komödien oder gescriptete Formate laufen. Und da kam mir die Idee mit den Hörspielen. Vielleicht wäre es ja so möglich, seine Ideen zu verwirklichen, dachte ich mir. Ich rief dann einige Hörspiel Labels an und mit Joachim Otto hatten wir schnell einen Interessierten Verleger gefunden. Er war schon beim ersten Telefonat sehr angetan von meinen Ideen und nachdem er die ersten Skripte gelesen hatte, bekamen wir einen Zuschlag.

 

Bist du auch ein typisches Kassetten-Kind? 

Ja, ich habe früher sehr viele Hörspiele auf Kassette gehört. Besonders die alten Sinclair von Tonstudio Braun, Jan Tenner, Masters of  the Universe und die drei ???.

 

Und bist du auch heute noch Hörspiel-Hörer?

Nein, ich höre heute eigentlich nicht mehr viele Hörspiele. Die Edition 2000 habe ich bis zum Abgang von Oliver Döring regelrecht verschlungen. Die neuen Folgen von Ehrhardt gefallen mir nicht mehr so sehr. Ich hatte es echt versucht, aber nach ca. 15 Folgen abgebrochen. Was ich sehr schade finde, da ich die ersten 70 Folgen wirklich genial fand. Gruselkabinett fand ich auch mal gut, besonders die ersten 30 oder 40 Folgen und Geisterschocker. Aber ich würde mich nicht als typischer Hörspiel Hörer bezeichnen.  

 

Aber noch mal zurück zu SEVEN. Die Idee stammt von dir, richtig? Die Geschichte hat dann aber jemand anders geschrieben.

Die Ideen stammen von meiner Freundin und mir. Wir haben auch die Serie zusammen geschrieben. Wir haben uns für ein gemeinsames Pseudonym entschieden, da uns Personen aus dem Produktionsumfeld vorwarnten, dass in der Hörspiel-Szene einige sehr, sagen wir mal, spezielle Personen unterwegs seien. Deshalb wollten wir unsere Namen nicht so in den Vordergrund stellen. Ich brauch das nicht, und meine Freundin auch nicht. Von mir aus braucht keiner zu wissen, dass wir das Hörspiel geschrieben haben. Aber durch die Vorkommnisse mit den speziellen Personen, sind unsere Namen ja jetzt doch in der Öffentlichkeit erschienen.

 

Kannst du uns noch mehr verraten? Worum genau geht es bei SEVEN?

Bei Seven geht es um das Ende der Welt. Der Untertitel deutet ja schon drauf hin. Es geht um eine Gruppe Auserwählter, die dazu bestimmt sind, die Welt vor dem Untergang zu retten. Solche Messias Geschichten sind ja nicht neu. Deshalb haben wir die Sache von einer anderen Richtung her aufgerollt. Da ich ein sehr großer Twin Peaks Fan bin, dachte ich mir, hey, lass uns doch versuchen, die erste surreale Hörspiel Serie zu schreiben. Mit total den schrägen Typen und merkwürdigen Situationen. Auch unser Verleger war erst skeptisch, ob sowas möglich ist  in einem Hörspiel. Aber nachdem er die Skripte gelesen hat, war er überzeugt, dass es funktionieren kann.  Deshalb nun auch die schrägen Momente und die teilweise völlig überzogenen Sprechereinsätze. Das ist alles gewollt. Uns war bewusst, dass das nicht jedem gefallen wird. Muss es auch nicht. Seven ist genauso wie wir wollten, dass es wird. Es ist unser Baby. Zusammenfassend kann man sagen, dass Seven eine Mischung aus Supernatural trifft auf Akte X trifft auf Twin Peaks trifft auf Breaking Bad trifft auf Game of Thrones mit einer enormen Brise schwarzen Humor ist. Ohne jetzt ein Abklatsch dieser Serien zu sein oder dass wir uns mit Ihnen vergleichen wollten. Will sagen, Seven hat irgendwie von allem was, ein bunter Genre Mix, der nicht einfach in eine Schublade zu stecken ist.    

 

War es ein langer Weg von der Idee bis zum fertigen Hörspiel? Ich denke, als Newcomer hat man da doch ein paar Hürden zu nehmen, oder?

Einen Verlag hatten wir schnell gefunden. Das Schreiben der Skripte hat allerdings einige Zeit in Anspruch genommen, da wir das ja alles neben unseren Hauptjobs machen. 

 

Und wie seid ihr an diese großartige Sprecherriege gekommen? Hattet ihr da schon Kontakte?

Das lief alles über unseren Verleger Joachim Otto. Er meinte, wenn wir das machen, dann mit den Stimmen, die aus den Vorbilder Serien und Filmen schon bekannt sind. Wir haben uns über diese Entscheidung sehr gefreut. Es macht uns sehr stolz, dass diese ganzen großartigen Sprecher unseren Skripten Leben eingehaucht haben.

 

Jetzt verrate mal, ist es aufregend mit solchen Sprechergrößen zu arbeiten? Oder stehst du da als Theater-Mann drüber?

Ich war total aufgeregt am ersten Tag. Meine Freundin meinte, ich hätte Wolfgang Condrus, unseren Erzähler angesehen, wie ein Kind den Nikolaus oder Weihnachtsmann anblicken würde. Wolfgang hat das wohl auch bemerkt. Er meinte dann, er würde auch nur essen und schlafen wie ein normaler Mensch, ich bräuchte nicht nervös zu sein. Das hat mir sehr geholfen.

 

Wie kam es denn dazu, dass die Metal-Band-Thornbridge mit ins Boot geholt wurde?

Ich kenne den Sänger Jörg schon seit über 10 Jahren von einem gemeinsamen Band Projekt. Ich selbst bin ein großer Fan von Melodic und Power Metal. Die meisten der Texte von solchen Bands eignen sich perfekt für eine Mystery Serie wie Seven. Und da hatte ich die Idee, Jörg mal zu fragen, ob er Bock habe, ein passendes Lied beizusteuern. Der Song passt ja jetzt wie die Faust aufs Auge. Es geht darin ja auch um das Ende der Welt.

 

Cool. Ich denke, die bekommen durch SEVEN eine Menge neuer Fans. Mir gefallen die Jungs! Doch noch mal zurück zur Story, zum Hörspiel. Mit SEVEN wolltet ihr ein Hörspiel im HBO-Format erschaffen. Ich finde, das ist euch gelungen. Viele Szenen oder auch die Komplexität der Schauplätze sowie die Zusammenhänge zwischen den agierenden Personen erinnern schon an die eine oder andere bekannte TV-Serie. Verrätst du uns, von welchen Produktionen ihr euch habt besonders inspirieren lassen?

Danke für das große Kompliment. Das freut uns sehr, dass du es so siehst. Am meisten haben wir uns von Twin Peaks (schräge Story), Breaking Bad (die Crime Elemente), Game of Thrones (Komplexität) Dragonlance (Fantasy Elemente (leider nur als Bücher erschienen)) und Akte X (Verschwörungselemente) inspirieren lassen. Aber am meisten hat uns das Leben selbst inspiriert. Der alltägliche Wahnsinn surreal und überspitzt dargestellt.

 

SEVEN ist ja doch schon etwas anders als andere Hörspiele. Die Reihe ist ja auf sieben Folgen ausgelegt. Bleibt es dabei oder kann der Fan doch noch auf Fortsetzungen hoffen?

Es wird weitergehen. Drei weitere Folgen sind in Planung und werden Anfang nächsten Jahres erscheinen. Folge 8 wird „Die ewige Stadt“ Folge 9 „ Das Neue Testament Satans“ und Folge 10 „ Die Hochzeit von Himmel und Hölle“ heißen.

 

Oh, das freut mich. Geht ihr jetzt "richtig" unter die Hörspiel-Macher? Sind weitere Hörspiele von euch schon in Planung? Und ohne das Ende zu kennen – Gibt SEVEN vielleicht am Schluss sogar Potential für ein Spin-Off her?

Nein, da müssen wir dich leider enttäuschen. Nach den 10 Folgen ist definitiv Schluss. So viel Spaß auch die ganze Angelegenheit bereitet hat, es ist einfach zu zeit intensiv neben den „normalen“ Jobs und meine Leidenschaft liegt eigentlich beim Theater. Und darauf werde ich mich danach wieder voll konzentrieren.  Aber es war eine schöne und sehr interessante Erfahrung eine so großartige Serie zu produzieren, und wir freuen uns sehr, dass wir diese Erfahrung machen durften.

 

Was für ein schönes Schlusswort. Ich danke dir für dieses Interview. 


Impressionen


Mareike Lümkemann