Die Zeitmaschine

HANK ZERBOLESCH

Die Zeitmaschine

PERIPLANETA

CD-Cover Die Zeitmaschine

„Großartig. Wirklich großartig, Fräulein Magdalena. Was einem so durch eine lächerliche Abstinenz alles entgeht. Man soll es nicht für möglich halten. Und erst der Name! HB – Hitlers Beste! Da hat jemand mitgedacht.“ – „Nein! Doch nicht Hitlers Beste. Nur HB. (…)“– „Nur HB? Aber warum denn nur HB, wenn es auch Hitlers Beste heißen kann? Das verstehe ich nicht.“

 

Sigmund und Carl-Gustav Leid haben es geschafft. Nach jahrzehntelanger Forschung an der bergischen Universität Wuppertal haben die Geschwister und Physik-Professoren eine Zeitmaschine gebaut. Aber dann verschwindet die Mutter der beiden mit ihrer Errungenschaft. Doch die Geschwister haben noch ein künstliches As im Ärmel: Marvin. Eine wilde Verfolgungsjagd durch die Epochen unserer Kultur beginnt, die unausweichliche Fragen aufwirft. Wie war das mit dem Speer? Magdalena, oder doch Mona Lisa? Wer ist der wahre Erlöser? Und kann eine KI überhaupt drogensüchtig werden?

 

Ein Hörspiel á la Monty Phyton

Dies ist genau das richtige Hörspiel für alle, die auf Monty Python, skurrile Dialoge und absurde Situationen stehen. „Die Zeitmaschine“ von Hank Zerbolesch ist wunderbar schräg und dabei stets extrem unterhaltsam. Es macht großen Spaß, mit den beiden Leid-Brüdern und ihrer Mutter durch die Zeit zu reisen und so an diversen historischen Ereignissen „live“ teilzunehmen – zumal man als Hörer oft schneller als die Protagonisten ahnt, um welche bedeutende geschichtliche Begebenheit es sich diesmal handelt.

 

Kreativ und außergewöhnlich

Zerbolesch, der Kopf hinter diesem avantgardistisch-anarchischen Hörspiel hat definitiv etwas sehr Kreatives und Außergewöhnliches geschaffen. Er spielt gekonnt mit zahlreichen historischen Persönlichkeiten und Geschehnissen und verflechtet diese sogar miteinander. Ich möchte behaupten, dass Hitler und Jesus Christus zusammen auf einer Hochzeitsfeier Wein trinken, erlebt man nicht häufig in einem deutschen Hörspiel. Da wundert es auch nicht, dass bei diesem Silberling ein gewisser Humor nicht schadet, um auch wirklich Freude an dieser Produktion zu haben. Ich für meinen Teil habe ihn und fand dieses Hörspiel des freien Kulturschaffenden aus Wuppertal erfrischend innovativ und durchweg gelungen.

 

Sprecher mit Dialekt

Lediglich die Sprecherriege hätte für mich etwas professioneller ausfallen können, da „Die Zeitmaschine“ vor allem am Anfang hier und da stimmlich doch etwas holprig klingt. Das legt sich aber im Laufe des Hörspiels und man findet besser zu den Sprechern und ihren Rollen. Die Sprecher der historischen Persönlichkeiten machen ihre Rolle durchweg echt gut und man sieht sie bildlich vor sich – allen voran Johannes Floer als Adolf Hitler. Wunderbar! Und dass die „alte“ Magdalena Leid von einem Mann gesprochen wird, macht zudem auch gleich zu Anfang deutlich, in welche Richtung das Hörspiel geht. Ich für meinen Teil habe immer an Horst Lichter denken müssen, denn „ihr“ Dialekt ist einfach nur wunderbar!

 

Mein Fazit:

Ein frisches Hörspiel, das mal wirklich „anders“ daherkommt – anders im positiven Sinne. Voller netter Verwirrungen, Überschneidungen, einem wahnsinns Humor und mit vielen bekannten Akteuren aus über 2000 Jahre Weltgeschichte. Absolut hörenswert! Aber ob eine KI wirklich drogenabhängig werden kann, das muss wohl in einem anderen Hörspiel geklärt werden…


Mareike Lümkemann

 

27. Juli 2015