City of Light

PHILIP STEELE

City of Light. Die letzten Tage von Jim Morrison

DEUTSCHE GRAMMOPHON LITERATUR/ UNIVERSAL MUSIC

 

CD-Cover City of Light

„Das lange, dunkle Haar des vollbärtigen Mannes verdeckt den Kragen seiner khakifarbenen Jacke aus den Beständen der in Vietnam kämpfenden US-Armee, und seine weite schwarze Jeans fällt in Falten auf die abgetragenen Stiefel. Neben der atemberaubenden Schönheit an seiner Seite gleicht er einem Hippie oder einem linken Antikriegsaktivisten. Während sie sich durch die Menge schlängeln, richten sich zahlreiche Augenpaare auf die Begleiterin des jungen Mannes, die nach der neuesten Mode in eine Designerlederjacke und hautenge verblichene Jeans mit breitem Schlag gekleidet ist. Ihre flammend rote Mähne fällt glatt über ihre Schultern.“

 

Der größte Rockpoet unserer Zeit

Ben Becker liest den Roman des gebürtigen New Yorkers Philip Steele. Einen Roman über Jim Morrison, einen Roman über den tragischen Niedergang des einst so gefeierten Helden bis zu dessen geheimnisvollen Todes im Jahr 1971 in Paris. Steel selber ist ebenfalls Musiker und Komponist. Einer seiner größten Hits, ein Dancefloor-Klassiker verkaufte sich millionenfach. Er hat sich außerdem auch als Soundtrackkomponist einen Namen gemacht und war unter anderem an Tarantinos »Kill Bill 2« beteiligt. Heute lebt Philip Steele in Berlin und ist dort neben seiner Soundtrackarbeit als Musikproduzent tätig. Doch das, was Steele ausmacht und wahrscheinlich auch berechtigt, ein Buch über den wahrscheinlich größten Rockpoeten unserer Zeit zu schreiben, ist, dass er Jim Morrison persönlich kurz vor dessen Tod in der „city of light“, in Paris kennen lernte.

 

Becker passt zu Jim

Gelesen wird der Roman von Ben Becker. Das passt ausgesprochen gut – auch wenn ich mich an seine zu anfangs doch sehr „geschmeidige“ Leseweise erst gewöhnen musste. Aber bereits nach kurzer Zeit hatte auch ich mich an das beckersche Tempo gewöhnt und ich habe mich von ihm und seiner angenehmen Stimme in den Bann ziehen lassen. Lediglich die weiblichen Passagen, wie zum Beispiel bei den Sprechanteilen von Pamela Courson oder Jims anderen Damenbekanntschaften, wirkten auf mich ein wenig too much, ein wenig zu jammernd, leidend, leiernd.

 

Der mystische Lizzard-King

Aber zurück zum Buch. Als eingefleischter Doors-Fan ist diese Lektüre, diesmal in Form eines Hörbuches, natürlich ein Muss für mich. Sie gibt Einblicke in Jims letzte Tage. Auch wenn sicherlich viel Fiktion dabei ist, dieser Roman wirkt auf mich sehr glaubwürdig. Jims Verletzlichkeit und seine sensible Seite sind nicht zu überhören. Seine dunklen Seiten werden jedoch auch nicht verleugnet. Morrisons Widerspruch zwischen Identität und Ikone, zwischen Rock und Poesie, zwischen Romantik und Sex ist allgegenwärtig. Gegenwärtig wie sein Alkohol- und Drogenproblem. Genauso mag es in dem Poeten ausgesehen haben. Dabei hat er aber seine Ausstrahlung, seine Anziehung nie ganz verloren. Das Mystische umgibt den Lizzard-King nach wie vor und zieht auch in Europa junge Musiker (wie wohl Philip Steele) oder süße Studentinnen in seinen Bann. Spekuliert werden darf dennoch sicherlich darüber, ob sich die Reise nach Marokko wirklich so zugetragen hat. Aber darum geht es im Detail ja gar nicht, denn es könnte halt so gewesen sein.

 

Pamela kommt nicht gut weg

Ein kleiner Minuspunkt für mich: Jims geliebte und langjährige Freundin Pamela Courson kommt für mich hier und dort ein wenig zu schlecht weg. Ähnlich wie auch Yoko Ono von vielen für den Untergang der Beatles verantwortlich gemacht wird, so wird sie von Steele mehr oder weniger durchgehend für den Tod von Jim verantwortlich gemacht. Bereits zu Anfang macht Steel Andeutungen in dieser Richtung, die nicht zu überhören sind. Ob dem schlussendlich wirklich so war? Das werden wir wohl nicht mehr erfahren können.

 

Mein Fazit:

Ein gelungener Einblick in das Leben von Mr. Mojo Risin. Authentisch und objektiv – ohne Verherrlichungen oder Schönreden. Für mich ganz klar ein Muss und eine Bereicherung. Die letzten Tage von Jim Morrison sind definitiv greifbarer geworden.


14. August 2013