MEISTER DER ANGST - Der Doppelmord in der Rue Morgue

MEISTER DER ANGST

Der Doppelmord in der Rue Morgue

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CD-Cover Meister der Angst Doppelmord in der Rue Morgue

„Die Leiche der Madame lag hier. In entsetzlicher Weise verstümmelt. Sämtliche Knochen waren mehr oder weniger zerschmettert. Die Rippen zersplittert. Der ganze Körper in grauenhafter Weise mit Quetschwunden bedeckt. Der Kopf vom Rumpf abgetrennt. Hing nur noch durch ein Stück Haut lose damit zusammen. So dass er abfiel, als man die Leiche bewegte. Er wurde mit diesem Rasiermesser abgetrennt. Jenes, auf dem Stuhl dort. Das Gesicht wurde bis zur Unkenntlichkeit entstellt.“

 

Beängstigend, düster und geradezu irreal ist dieses Hörspiel aus der Reihe “Meister der Angst”, welches eine perfekt gelungene Vertonung einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe ist. Seine im Jahr 1841 erschienene Vorlage gilt als eine der ersten Detektivgeschichten der Literatur. Zugleich wird sie als eine der ersten Erzählungen aufgeführt, die sich der Technik des „verschlossenen Raumes“ bediente. Da wundert es kaum, dass sie als Vorlage diverser Sherlock Holmes-Geschichten angesehen wird, welcher ca. 50 Jahre später von Arthur Conan Doyle erschaffen wurde. Aber zurück zum Hörspiel: Im Paris des ausgehendes 19. Jahrhundert gibt ein äußerst brutaler Frauenmord der Polizei Rätsel auf: Wie kam der Täter in das von innen verriegelte Zimmer und wieder hinaus? Die Ermittlungen treiben den freigestellten Polizisten Auguste Dupin in seine eigene, düstere Vergangenheit und in ein Netz von Intrigen…

 

Die Story ist packend, mit sympathischen und greifbaren Hauptakteuren und voller überraschender Wendungen. Dupin wird hervorragend von Till Hagen gesprochen, sein Begleiter Allan Pigott von Sascha Rotermund, welcher auch zugleich als Erzähler fungiert. Als eben solcher versteht es Rotermund gekonnt, eine beängstigende Stimmung aufzubauen, die durch die richtige musikalische Untermalung noch verstärkt wird. Dieses Hörspiel ist an keiner Stelle langweilig oder langatmig, obwohl die Lösung des Falles mehr als einmal klar zu sein scheint, denn Poe, der Großmeister des Horrors, versteht es, ein cleveres Katz- und Mausspiel zu inszenieren. Genauso wie die Macher dieses Hörspiels ein spannendes Hörvergnügen erschaffen haben, das thematisch hervorragend in die Reihe passt. Zudem befolgt man auch hier das bewährte Konzept, alle bereits erschienen Folgen in dem gleichen zeitlichen Umfeld zu platzieren und somit miteinander zu verknüpfen. Dass hierfür ggf. tatsächliche Jahreszahlen ein wenig modifiziert wurden, schadet keiner der einzelnen Storys.

 

Ich für meinen Teil finde eine solche Überlappung von Ereignissen als sehr auflockernd und anregend. Sie machen zudem sämtliche einzelnen Geschichten zu einem großen Ganzen, welches als Endprodukt realistisch erscheint, da immer wieder tatsächliche historische Ereignisse gekonnt eingebaut werden.

 

Eine kleine Randbemerkung: Poesie macht auch vor Heavy-Metal nicht halt: IRON MAIDEN hat sich ebenfalls vom “Doppelmord in der Rue Morgue” inspirieren lassen und verarbeitet einen Teil der Geschichte in dem Song „Murders in the Rue Morgue“ auf ihrem 1981 erschienenen Album „Killers“. Zu empfehlen auch der Film „The Raven“, in dem John Cusack die Rolle Poes einnimmt und ein mögliches Ende der Schriftsteller-Legende dargestellt wird.

 

Mein Fazit:

Die “Meister der Angst” gehören ab sofort zu meinen neuen Lieblingshörspielen. Ich hoffe, es werden noch viele weitere Folgen erscheinen!


Mareike Lümkemann

 

28. Oktober 2013