John Sinclair Sondereditionen
13: Der Unheimliche von Dartmoor
Lübbe Audio
Gesamtspielzeit: ca. 120 Minuten, 2 CDs
VÖ: 31.10.2019
Klappentext:
Ruckartig setzte sich Mary Wicker in ihrem Bett auf. Irgendetwas hatte sie geweckt. Ein Geräusch? Oder war es nur das Rauschen des Regens gewesen? Mit dem Handrücken wischte sich Mary den Schweiß von der Stirn. Es war unerträglich schwül im Zimmer. Die Frau warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt ihrer Armbanduhr. Eine Stunde nach Mitternacht, und Tom war noch nicht zu Hause. Unruhe erfasste die Frau. Ob im Zuchthaus etwas passiert war? Marys Herz klopfte rascher als gewöhnlich. Sie wollte in die Nachttischschublade greifen, um Tabletten zu holen- da fiel ihr Blick auf das Fenster. Außen glitten zwei gespreizte Hände an der Scheibe hoch...
Die Story:
In den letzten Monaten ist drei Gefangenen die Flucht aus dem Gefängnis von Dartmoor gelungen. Zudem wird im Gefängnis eine geisterhafte Erscheinung gesichtet, der Unheimliche von Dartmoor. Dieser erscheint aber auch außerhalb des Gefängnisses der Frau eines Gefangenenwärters. John und Suko werden eingeschaltet. Während Suko in dem kleinen Weiler Post Bridge ermittelt, lässt sich John undercover, mit dem Spitznamen "Brubaker" versehen, ins Gefängnis von Dartmoor einschleusen, um vor Ort herauszufinden, auf welche Weise die Gefangenen fliehen konnten, und um der Geistererscheinung auf den Grund zu gehen ...
Meine Meinung:
"Der Unheimliche von Dartmoor" ist der 38. Gespenster-Krimi mit John Sinclair und wäre deshalb für die John Sinclair Classics geradezu prädestiniert gewesen. Weshalb Dennis Ehrhard und Sebastian Breitbach sich gerade für diese Geschichte als 13. SE entschieden haben, kann hier nur vermutet werden. Wahrscheinlich haben das Gefängnis von Dartmoor und die es umgebene Sumpflandschaft die beiden dazu veranlasst; denn seien wir mal ehrlich: Gefängnis und Sumpf ergeben wirklich eine tolle Kulisse, die für eine Geschichte dieser Art mehr als geeignet ist.
An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass diese Hörspieladaption des von Jason Dark geschriebenen Romans nicht die erste ist, wobei das natürlich gerade für Altfans des Geisterjägers keine Neuigkeit ist. Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts brachte das Tonstudio Braun "Der Unheimliche von Dartmoor" als Kassette Nr. 90 auf den Markt.
Während Studio Braun sich wie stets an die Romanvorlage hielt, haben Dennis und Sebastian eine völlig eigenständige Geschichte konzipiert, für die meiner Meinung nach die Bezeichnung „Sonderedition“ voll und ganz zutreffend ist und somit ein weiterer Grund für diesen ausgewählten Titel sein dürfte.
Anspielung auf einen Filmklassiker:
Natürlich nimmt das Leben hinter den Gefängnismauern einen großen Teil dieses Hörspiels ein. John, frisch hinter Gittern, wird sogleich mit einem sadistischen Oberaufseher und einem grobschlächtigen Mitgefangenen konfrontiert, gegen die er sich zur Wehr setzen und dabei auch einige Blessuren einstecken muss. Ich wurde bei diesen Szenen an den Film „Brubaker“ aus dem Jahr 1980 erinnert, in dem Robert Redford den titelgebenden Brubaker spielte, der sich zunächst undercover als Strafgefangener in ein Gefängnis einliefern ließ, um sich dann, in seiner Funktion als neuer Gefängnisdirektor, für Reformen in amerikanischen Gefängnissen einzusetzen. Dies ist nicht das erste Mal, dass Dennis und Sebastian auf einen alten Filmklassiker anspielen. Schon in der Classics-Folge 27 erinnerten sie an den Film "American Werewolf", wenn dies auch nicht so ausgiebig geschah, wie in der nun vorliegenden Sonderedition. Diese Anleihen an alte Filmklassiker gefallen mir sehr gut, da sie auf die jeweilige JS-Story abgestimmt sind und somit keinesfalls aufgesetzt wirken.
Ein wirklich unheimlicher Unheimlicher:
An dieser Stelle muss ich noch einmal auf die Adaption des Unheimlichen von Dartmoor vom Tonstudio Braun zu sprechen kommen. Diese gehört meiner Meinung nach noch zu den besseren Folgen aus dem Hause Braun, obwohl die späteren Folgen dieser Serie viel vom Reiz früherer Geschichten eingebüßt haben. Allerdings habe ich den damaligen Unheimlichen in keiner Weise als einen solchen empfunden, was aber vielleicht auch der dem Hörspiel zu Grunde liegenden Romanvorlage geschuldet ist. Mit der Sonderedition 13 präsentieren uns Dennis Ehrhard und Sebastian Breitbach jedoch einen Unheimlichen, der diese Bezeichnung wirklich verdient. Wenn er einem Menschen begegnet und diesen, egal ob Frau oder Mann, mit dem Namen "Rory anredet und u. a. ergänzt, "Rory" hätte "ihnen" nicht vertrauen dürfen, kann einem schon ein Schauer über den Rücken laufen. Was es dann mit "Rory" auf sich hat, ist letztendlich ganz simpel, aber dennoch interessant zu hören.
Tolle Sprecher:
In dieser Folge haben Dennis und Sebastian meiner Meinung nach ein besonders gutes "Händchen" für die Sprecherauswahl bewiesen.
Einordnung der Sonderedition in die Chronologie der Hörspiele:
Es ist nicht immer leicht, die Folgen der Sonderedition chronologisch in die Hörspielserie einzuordnen, da bei der Auswahl der für die SEs vorgesehenen Geschichten zwischen alten und neueren Storys hin und her gesprungen wird. Da "Der Unheimliche von Dartmoor", wie eingangs erwähnt, aber Teil der Gespenster-Krimis ist, kann diese SE jedoch als Ergänzung der Classics-Reihe angesehen werden. Am Ende der Folge wird dies auch durch einen Off-Monolog von John deutlich.
Besonderheiten:
Das Sounddesign:
Hier gibt es mal wieder nichts zu meckern. Sebastian Breitbach schaft es immer problemlos, das Sounddesign der momentan vorherrschenden Situation oder der momentanen Umgebung anzupassen. Da spielt es dann keine Rolle, ob man sich im Gefängnis oder dem feuchtkalten Moor befindet. Selbiges gilt für die Musik, die entsprechende Szenen stimmungsvoll unterstreicht.
Meine Meinung:
"Der Unheimliche von Dartmoor" gehört meiner Ansicht nach zu den besten Folgen der Sondereditionen, deren zwei CDs in nächster Zeit noch öfter in meinem Player landen werden. Da diese SE nicht serienrelevant ist, kann sie auch von Neueinsteigern bedenkenlos gekauft und gehört werden.
Zusatzinfo:
Auch die Adaption von Tonstudio Braun ist mittlerweile auf CD erschienen.
Andreas Nauber
06. November 2019