GRUSELKABINETT - 175 - Der Student von Prag

Gruselkabinett

175 - Der Student von Prag

Gesamtspielzeit: ca. 89 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 26.11.2021

CD-Cover Gruselkabinett Folge 175

„Balduin stand an der Auffahrt und sah dem Wagen nach. Sein Herz schlug zum Zerspringen. Um ihn war Abschied nehmen, winken, lachen und Wagen rollen. Von stiller Seligkeit erfüllt, wandte er sich um und schritt langsam die Stufen hinauf und trat dann hinaus auf die rot erleuchtete Galerie. Lange sah er hinunter in die wundervolle Mondnacht, in der fern verhallende Rufe verwehten. (…) Jemand kam lautlos auf ihn zu. (…) Es war kein Ballbesucher, auch kein Diener. Irgendein Mensch, der nicht hierhergehörte und dessen Eindringen etwas Befremdliches und Unheimliches hatte.“

 

Klappentext

Prag 1820: Der lebenshungrige Student Balduin träumt von seinem gesellschaftlichen Aufstieg und einer Liaison mit der Komtesse Margit. Auf das Angebot des ominösen Scapinelli, ihm hunderttausend Gulden gegen einen Gegenstand in Balduins Studentenbude zu überlassen, geht dieser daher leichten Herzens ein. Zu spät merkt Balduin, dass er dem Teufel persönlich sein Spiegelbild verkauft hat, und dieses jetzt ein todbringendes Eigenleben führt...

 

Balduin ist ein Student in Prag. Ein junger Mann, der gerne mehr vom Leben hätte, dessen finanzielle Mittel aber leider überschaubar sind. Als er sich in die Komtesse Margit verliebt, sieht er sich gezwungen, auf ein merkwürdiges Geschäft mit dem ominösen Scapinelli einzugehen, um sich gegen seinen besser gestellten Konkurrenten behaupten zu können. Doch die Folgen dieses Handels haben weitreichendere Folgen, als sich Balduin jemals vorgestellt hätte…

 

Beeindruckend und pompös

Dies Folge des Gruselkabinettes kommt mit einer beeindruckenden Intensität daher. Pompös, fast schon monumental und mit einer ausgefeilten Geräuschkulisse sowie einem der besten Erzähler nimmt sie den Hörer direkt für sich ein.
Die Folge ist wie ein alter Schwarz-Weiß Film, intensiv und einnehmend und dabei bis ins kleinste Detail durchdacht. Sei es die altmodische Sprache, die daraus resultierende blumige mitunter schon fast geschwollene Wortwahl oder auch das für die damalige Zeit traditionell-höfliche Verhalten. Hier hat man von Seiten Titania Medien sehr gut daran getan, die Sprache nahezu in ihrer Urform zu lassen und nicht groß zu modernisieren. Dank dieser Umsetzung ist man sofort in der Zeit von 1820 angekommen und sieht Akteure wie Schauplätze direkt vor dem inneren Auge.

 

Mitglied der Jagdgesellschaft

Bemerkenswert sind auch Geräuschkulisse sowie musikalische Untermalung. Gleich mit den ersten musikalischen Klängen dieser Produktion wird klar, hier erwartet den Hörer etwas Großes, dem man sich so schnell wohl nicht entziehen kann.
Dies gilt übrigens auch für die Geräusche. Egal ob auf der Jagd oder im Wirtshaus – hier ist man ganz nah dabei und fühlt sich wie am Nachbartisch oder als weiteres Mitglied der Jagdgesellschaft.

 

Anspruchsvoll

Dennoch glaube ich, dass sich mancher Hörer auf diese besondere und beeindruckende Folge einlassen können muss, denn „Der Student von Prag“ ist mitunter recht anspruchsvoll und der Grusel steckt eher in der Geschichte, den Motiven rund um das Spiegelbild, das auf einmal seine eigenen Wege geht. Die Folge ist düster in ihren Motiven, sehr kunstvoll in ihrer Erzählweise, hält aber keine klassischen Erschreck-Momente für den Hörer parat.

 

Sprecher in Höchstform

Getragen wird diese Geschichte neben der Inszenierung vor allem von der überragenden Sprecherriege. Tim Schwarzmaier spielt und lebt den Balduin in all seinen Facetten und in beiden Rollen. Peter Weis ist in seiner Paraderolle als Erzähler zu hören und führt uns Hörer wie gewohnt großartig und gekonnt durch das Hörspiel. Willi Röbke gibt den Scapinelli und sorgt mit seiner Interpretation des Alten für besondere Augenblicke im Hörspiel. Auch Jonas Minthe oder Patrick Bach sind erneut mit von der Partie und spielen authentisch die Freunde des Studenten Balduin. Die weiblichen Parts werden ebenfalls realistisch und intensiv von Sigrid Burkholder oder auch Janina Sachau gesprochen.

 

Mein Fazit:
Diese Produktion vereint außergewöhnlich intensiv Story, Sprache und Sound. Wer ein wirklich „atmosphärisches Hörspiel“ hören möchte, der kommt an dieser Produktion definitiv nicht vorbei.


Mareike Lümkemann

 

18.12.2021