GRUSELKABINETT - 187 - Die Weiden

Gruselkabinett

187 - Die Weiden

Gesamtspielzeit: ca. 60 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 24.11.2023

CD-Cover Gruselkabinett 187 - Die Weiden

„Mehrere Minuten lang stand ich da und sah zu, wie die ungestümen, purpur-rote Flut mit lautem Gebrüll auf unser Eiland zustürmte. In Wellen gegen das Ufer schlug, als wolle sie es mitreißen. Und dann in zwei schäumenden Strömen auf beiden Seiten daran vorbeizog. Der Boden schien durch die Erschütterung dieses Ansturms zu beben. Und die heftige Bewegung der Weidenbüsche, als der Wind über sie hinwegfegte, verstärkte die seltsame Illusion, dass sich die Insel selbst tatsächlich zu bewegen schien.“

 

Klappentext:

Landschaft an der Donau, 1907:

Fasziniert von der Abgeschiedenheit einer Sandbank in der Donau schlagen zwei Kanufahrer in der Einsamkeit ihr Nachtlager auf. Schnell bemerken sie eine unsichtbare Bedrohung, die von den Weiden auszugehen scheint und für die sie zunächst keinen Urheber ausmachen können. Doch in der Nacht wird ihr Kanu fahruntüchtig gemacht, und die Gefahr scheint ganz nah zu sein …

 

Eine Kanufahrt auf der Donau

Wir lauschen, nach einer Erzählung von Algernon Blackwood, dem Abenteuer zweier Kanufahrer, die in einem Seitenarm der Donau auf einer Sandbank gestrandet sind. Eine Weiterfahrt ist aufgrund des Sturms leider nicht möglich und so harren die beiden tapfer aus, in der Hoffnung, bald weiterpaddeln zu können. Doch die mysteriöse Warnung eines Bauern scheint sich zu bewahrheiten. Irgendwas geht hier, bei den Weiden, nicht mit rechten Dingen zu. Und die unsichtbare Bedrohung scheint immer realer und beängstigender zu werden.

 

Eine ganz starke Folge

Schon wieder eine ganz starke Folge der Gruselkabinett-Reihe von Titania Medien. Diese Episode besticht durch die Ruhe und das Gefühl des Unwohlseins. Allein schon die Beschreibungen von Nebel, Fluss und Seitenarmen sowie natürlich der Weiden sorgen für Beklemmung und Schauer. Die sicherlich bei Hellem idyllischen Wasserläufe und Weidenbüsche haben sämtliche Romantik verloren und strahlen nur noch Bedrohung aus. Dabei ist diese Bedrohung nicht mal wirklich greifbar und sowohl Protagonisten als auch Hörer können oftmals nicht entscheiden, ob alles real oder doch nur Einbildung ist.

 

Spiel mit Wahn und Wirklichkeit

Und genau dieses Spiel mit Wahn und Wirklichkeit, mit Natur und Fiktion macht dieses Hörerlebnis aus. Ähnlich wie die Abbildung auf dem Cover sieht bzw. hört man hier nebelig-verschwommen und irgendwie auch "grün". Liest sich jetzt vielleicht komisch, aber wenn man erst mitten im Hören ist, wird man diese Aussage sicherlich besser verstehen.

Diese Beklemmung, die sich durch das ganze Hörspiel zieht, ist einfach bemerkenswert. Dabei sind es fast überwiegend nur Beschreibungen, die diese bedrohlich-unangenehme Stimmung hervorrufen.

 

Sprecher

Peter Lontzek ist hier als Jeremy und Erzähler mit einem großen Anteil beteiligt. Seine Worte, seine „Sicht“ ist es schließlich, an der der Hörer vorrangig teilhat. Seine charismatische Stimme, zusammen mit den überaus lautmalerischen und eingängigen Beschreibungen versteht es, in den Bann zu ziehen.

An seiner Seite agiert David Berton, der den jungen Schweden Björn spricht. Auch seine Darbietung passt absolut ins Geschehen und in die Atmosphäre dieser Produktion.

Marc Gruppe, seines Zeichens einer der Köpfe von Titania Medien, kommt als dritter Sprecher ebenfalls zu Wort, wenn auch nur recht kurz.

 

Musik

Neben nur drei Sprechern besticht „Die Weiden“ vor allem durch die bemerkenswerte musikalische Untermalung, welche sich durch das ganze Hörspiel zieht. Auch hier kann man die Musik als mystisch und beklemmend zugleich bezeichnen. Selten habe ich einer Hörspiel-Produktion mit so viel Musik gelauscht. Musik, die fast mehr Anteil am Hörerlebnis hat, als die Sprecher.

Aber keine Sorge – von einem Musical sind wir dennoch weit weg. Die Klänge dienen lediglich als Verstärkung dieser unbeschreiblichen, besonderen Stimmung, der man sich einfach nicht entziehen kann.

 

Mein Fazit:

Wieder einmal eine ganz, ganz starke Folge der Reihe, welche mit einem Sprecher-Trio (fast schon Duo) und einer unglaublichen musikalischen Untermalung begeistert.

Bisher mein persölicher Gruselkabinett-Favorit des Jahres 2023!


Mareike Lümkemann

 

01.12.2023