Head Money - Folge 4: Mein Name ist Philipp Ott

 Head Money

 Folge 4: Mein Name ist Philipp Ott

 Lausch – Phantastische Hörspiele

Gesamtspielzeit: ca. 47 Minuten

Altersempfehlung: ab 16 Jahren

VÖ: 21.02.2020

Cover Head Money

 „Das Gefängnis von Lagos ist ein dunkler Bau mit schwarzen Flecken vom Schwamm und Schimmel. Autowracks stehen vor den Mauern, Frauen verkaufen verschimmeltes Toastbrot, Stromleitungen hängen von den Masten herab in den Schlamm der Straßen. An einer Häuserwand klebt ein Nike-Plakat. >>Don´t fail!<< Versage nicht! Aber in Lagos hat der Mensch, das Mensch-Sein schon lange endgültig versagt. (…) Und Polizisten sind die Schlimmsten von allen. Vor den Toren der Stadt stehen sie an jeder möglichen Kreuzung und kontrollieren, verlangen Gebühren. Es ist nichts anderes als legalisierter Straßenraub.“

 

100 Millionen Dollar für den Kopf eines Milliardärs—die anonyme Organisation „Janus“ greift zu drastischen Mitteln, um der sozialen Ungleichheit buchstäblich an den Kragen zu gehen. Was Politik und Presse zunächst für eine Provokation halten, entpuppt sich als ernstzunehmende Bedrohung für die Superreichen dieser Erde. Wer steckt hinter der Verschwörung? Und was macht es mit einer zunehmend auseinanderdriftenden Gesellschaft, wenn die Reichsten für vogelfrei erklärt werden?

 

Diverse Schauplätze sorgen für Spannung

Auch in Folge vier erwarten den Hörer verschiedene Schauplätze. Zum einen sind wir noch mit dem Politiker Alexander in Norwegen und erfahren dort unter anderem Wissenswertes über den Mahlstrom. Dann werden wir Teil der Ermittlungsarbeit, die der erste Janus-Mord bedingt. Auch die politischen Konsequenzen der Tat werden dem Hörer erschreckend realistisch dargeboten. Und in die dritte Welt verschlägt es den Hörer natürlich auch wieder. Hier dürfen wir die ambitionierte Polizistin Abebe Enyasi in ein Männergefängnis mitten in Nigeria begleiten. Definitiv ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen….

 

Man muss einfach weiterhören

Spannend und nahtlos geht es mit Head Money weiter. Und das ist auch gut so, denn wie schon erwähnt wurden alle sechs Folgen der ersten Staffel auf einen Schlag veröffentlicht, so dass man nicht Monate auf die nächste Folge warten muss. Binge-Hearing heißt das Zauberwort, das für Head Money hätte erschaffen werden können, denn spätestens nach der dritten Folge ist man so drin im Hörspiel, dass man einfach weiterhören MUSS. Ein Cliffhanger folgt auf den nächsten, Ereignisse überschlagen sich, Zusammenhänge deuten sich an und man wächst immer mehr mit den handelnden Personen zusammen.

 

Story und Sprechleistung

Head Money überzeugt auch in der vierten Folge durch die bestens recherchierte Story, lebt von den schon erwähnten vielen verschiedenen Handlungssträngen, die alle irgendwann oder auch irgendwo zusammen laufen (werden) und insbesondere von der realistischen Sprache. Damit meine ich sowohl die Darbietung der Sprecher, denen man ihre Rollen sofort und ohne Abstriche abnimmt. Jeder einzelne spielt seine Rolle so authentisch und stark, so realistisch, dass man als Hörer sich stets mitten im Geschehen wähnt. Und das betrifft alle Bereich, egal ob es um Politik, die polizeilichen Ermittlungen oder um den Dialog zwischen zwei alten „Freunden“ geht.

Zum anderen ist die Erzählsprache dieses Hörspiels oftmals hart und direkt und zugleich doch blumig-poetisch. Insbesondere die Beschreibungen von der Situation in Nigeria möchte ich hier wieder hervorherben. Dayan Kodua, welche die schon erwähnte Polizistin spricht, versteht es, durch ihre Beschreibungen, die sie auch als Erzählerin präsentiert, den Hörer sofort abzuholen und ihm mit nur wenigen Wörtern die richtigen Bilder in den Kopf zu implementieren. Und diese sind mitunter mehr als erschreckend. Beste Unterstützung bekommt sie dabei, genau wie die anderen Sprecher, von einem überragenden Soundkonzept. Gerade in den Szenen, die in Afrika spielen, sorgen kleine und große, dezente und bombastische Geräusche dafür, dass man den Staub der Straßen fast schon auf der eigenen Haut spüren kann. Die realistische Anmutung vieler Situationen ist schon bedrückend und als Hörer freut man sich fast, wenn man wieder dem Geschehen in Europa lauschen darf…

 

Mein Fazit:

Head Money gefällt mir von Folge zu Folge besser. Die agierenden Personen werden vor dem inneren Auge immer deutlicher und wachsen einem schon ans Herz. Zudem wird das Hörspiel immer intensiver und spart auch mit Sozialkritik nicht, so dass man an in vielen Szenen ums Reflektieren nicht herumkommt. Und dennoch sind Spannung und Unterhaltung durchweg garantiert. 


Mareike Lümkemann

 

12. April 2020