16 - Carmilla, der Vampir

Holy Horror

Carmilla, der Vampir

Folge 16

Gesamtspielzeit: 58 Minuten

VÖ: 10. Februar 2021

Empfohlen ab 16 Jahren

 

CD-Cover Camilla, der Vampir

Klappentext:

Als die Andersons das Au Pair-Mädchen Carmilla bei sich aufnehmen, ahnen sie noch nicht, welche Ereignisse sie damit in Gang gesetzt haben. Zwar schließt Tochter Laura den Gast schnell ins Herz, doch ihre Tante Marion vermutet gleich, dass mit dem Neuankömmling etwas nicht stimmt. Doch dass damit eine Reihe grausamer Todesfälle in der Gegend beginnen, ahnt auch sie nicht...

Sheridan Le Fanus 1872 erschienene Novelle ist ein Klassiker des Vampirgenres und erschien 1872 sogar noch sieben Jahre vor Bram Stokers "Dracula". Diese Neuerzählung versetzt den Klassiker in die Jetztzeit und beschränkt sich nicht auf den zurückhaltenden Schauer des Originals.

 

Sprecher:

  • Laura: Gabrielle Pietermann
  • Carmilla: Katja Liebing
  • Marion Anderson: Sandra Schwittau
  • David Anderson: Bruno Winzen
  • Dr. Meadows: Werner Wilkening
  • Deacon: Louis Friedemann Thiele
  • Sandrine: Yvonne Greitzke
  • Selwyn Mason: Bert Stevens
  • Emily Mason: Liane Rudolph
  • Elisabeth Vandergast: Katja Brügger
  • Norman Spills: Andreas Otto
  • Sheriff Bishop: Eberhard Haar
  • Deputy Bowers: Constantin von Westphalen
  • Eve Spills: Tatjana Auster

 

Meine Meinung:

Nach der aufwendigen Dracula-Produktion aus dem Hause Holysoft, hat es nun auch der wohl bekannteste weibliche Vampir Carmilla in die Serie "Holy Horror" geschafft. Während Dracula-Skriptautor Marco Göllner seine Produktion im auslaufenden 19. Jahrhundert spielen ließ, wo auch Stokers Roman angesiedelt ist, verlegte Carmilla-Skriptautor Marc Freund die Handlung des Hörspiels, dessen Vorlage ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammt und die Steiermark als Handlungsort aufweist, in unsere Zeit, nach Portland, Maine. Wem dieser Handlungsort bekannt vorkommt, denkt wohl automatisch an einen bestimmten amerikanischen Bestsellerautor ... Während die Novelle "Carmilla, der Vampir" sehr vom Flair der Schauerromantik jener Zeit geprägt ist, geht es in dieser Hörspielproduktion vorrangig eher blutig und düster zu, was den Reiz der Geschichte zu einem Großteil ausmacht. Wobei natürlich auch ein Hauch von Romantik des Klassikers vorhanden ist und das Hörspiel zudem noch weitere Anlehnungen an die Vorlage aufweist. Zudem hat Marc Freund die Vorlage sinnvoll erweitert, da Carmilla, soviel sei hier schon einmal verraten, nicht alleine ist ... Der Umstand, dass "Carmilla" in unserer Zeit spielt, tut sein übriges dazu bei, dass "Holy Horror" 16 ein großartiges Hörerlebnis ist. Menschen, die in einer von der Wissenschaft und Technik beherrschten Zeit leben, werden nun mit einem Vampirgrauen konfrontiert, der zweifelsohne in die Zeit des Aberglaubens gehört. Da erscheint der doch recht vampirkundige Dr. Meadows, der jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt, geradezu als ein Anachronismus.

 

Ein etwas überflüssiges Detail:

Wie schon erwähnt, gibt es im Hörspiel gewisse Parallelen zu Sheridan Le Fanus Novelle. Eine davon dreht sich um ein bestimmtes Bild, zudem ich jedoch aus Spoilergründen nichts Näheres schreiben möchte. Im Original machte die Szene mit dem Bild Sinn, da Le Fanu für die Herkunft des Gemäldes eine Erklärung lieferte, auf die hier leider verzichtet wurde, wodurch die Einbindung des Gemäldes in das Hörspiel etwas überflüssig wirkt und deshalb durchaus, wie ich finde, dem Rotstift zum Opfer hätte fallen können.

 

Vampir am Tag:

Im Gegensatz zur Vorlage kann sich Carmilla auch am Tage frei bewegen. Das wirkt keinesfalls störend, da die Literatur- Film- und Hörspielwelt heutzutage von sog. angepassten Vampiren dominiert wird. Zudem wird in diesem Hörspiel sinngemäß darauf hingewiesen, dass die alten Regeln, die man aus Filmen kennt, nicht 100%ig auf die "Realität" übertragen werden können.

 

Die Sprecher:

Die Produktion ist durchweg mit tollen Sprechern besetzt, die ihre Rollen gekonnt zum "Leben" erwecken. Einzig Tatjana Auster wirkt als Mutter, deren Tochter gerade eben gestorben ist, etwas zu ruhig und gefasst. Andererseits ist Austers Spielweise dadurch aber auch sehr interessant, weil sie somit das genaue Gegenteil von Andreas Otto darstellt, der den Vater der soeben verstorbenen Tochter spricht. Die Leistung beider Sprecher zeigt somit, wie unterschiedlich Menschen in bestimmten Situationen reagieren können.

 

Sound und Musik:

Beides untermalt die Handlung auf sehr passende Weise.

 

Mein Fazit:

Holy Horror 16, "Carmilla, der Vampir" ist ein gelungenes Hörspiel, welches jeden Fan von Vampirgeschichten begeistern wird.

 

Zusatzanmerkung:

Ich möchte mich hier keinesfalls als "Besserwisser" geben, aber im Anhang zum Klappentext heißt es, dass "Carmilla, Der Vampir" 1872 und somit sieben Jahre vor Bram Stokers "Dracula" erschien. Die Erstveröffentlichung von "Dracula" erfolgte allerdings viel später, am 26.05.1897.


Andreas Nauber

 

02. Juli 2021