GRUSELKABINETT - 171 - Das Gespensterschiff

Gruselkabinett

171 - Das Gespensterschiff

Gesamtspielzeit: ca. 57 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 28.05.2021

CD-Cover Gruselkabinett Folge 171

„Wir brachten den Tag in trauriger Betrachtung unserer Lage zu. Und als es Nacht zu werden anfing, erlaubte ich dem alten Ibrahim, sich endlich schlafen zu legen. Ich selbst aber wollte an Deck wachen, um nach Rettung auszuspähen. Als aber der Mond am Himmel erschien, und ich nach den Gestirnen berechnete, dass es wohl um die elfte Stunde sein musste, überfiel mich ein so unwiderstehlicher Drang nach Schlaf, dass ich unwillkürlich hinter ein an Deck herumstehendes Fass zurückfiel und in einen leichten Dämmerzustand hinüberglitt.“

 

Klappentext: 

Basra, 1825: Nach dem Tod seines Vaters möchte der junge Kaufmannssohn Achmet sein Glück in der Fremde suchen und besteigt daher mit seinem Diener Ibrahim ein Schiff nach Indien. Als sie nach knapp zweiwöchiger Reise in einen Sturm geraten und plötzlich ein geheimnisvoller Segler mit johlender Besatzung aus dem Nichts auftaucht, gerät der Kapitän in Panik, da er in der vorbeidonnernden Mannschaft den Tod persönlich zu erkennen meint. Tatsächlich sinkt kurz darauf sein Schiff, und Achmet und Ibrahim scheinen die einzigen Überlebenden zu sein …

 

Ein Titel von Hauff

Erneut nimmt man sich bei Titania Medien eine Geschichte von Wilhelm Hauff vor. Diesmal begleiten wir aber nicht einen Köhler wie im "kalten Herz" sondern Achmet und seinen treuen Diener Ibrahim, welche per Schiff nach Indien segeln, in der Hoffnung, dort wieder mehr Glück im Leben zu haben. Doch ihre Reise steht unter keinem guten Stern, als die Befürchtungen des Kapitäns erfüllt werden und ihr Schiff kentert. Rettung finden sie auf einem verlassenen Schiff, dass ihnen auf der Überfahrt schon begegnet ist…

 

Ruhig und stimmungsvoll

Das Gespensterschiff ist keine Hörspielpremiere, bei Europa nahm man sich schon in den 70er Jahren dieses Titels an. Da mir persönlich diese Produktion aber nicht bekannt ist, kann ich das Werk von Titania Medien völlig frei von Vergleichen und bereits bestehenden Eindrücken auf mich wirken lassen.
Und ich muss sagen, mir gefällt das Gespensterschiff der Gruselkabinett-Reihe ausgesprochen gut. Der Titel kommt recht ruhig aber ausgesprochen stimmungsvoll daher. Wasser und Geräusche bekommen viel Raum und vor allem auch Zeit, um zu wirken und erzeugen so eine ganz besondere Stimmung. Egal ob Wellenrauschen oder knarrende Planken, ob Wind oder Holzbein – hier ist jeder Sound durchdacht und optimal platziert. Auch das echohafte Einblenden von vergangenen Geschehnissen passt hervorragend zu dieser Produktion. Die Kombination aus Ruhe, Erzählung und Geräusch ist hier enorm stimmig.

 

Große Sprecherleistung

Jannik Endemann spricht den jungen Achmet, der sich im ständigen Dialog mit seinem Diener Ibrahim (Bernd Kreibich) befindet. Die beiden ergänzen sich wunderbar und spiegeln auch ganz deutlich das freundschaftliche Herr-und-Diener-Team wider, das übrigens wirklich als Team agiert und besteht. Endemann überzeugt dabei nicht nur als Erzähler, auch im Geschehen weiß er zu überzeugen, wenn er zum Beispiel mit brüchiger Stimme spricht und der Hörer seine Angst zu hören, ja sogar zu spüren bekommt.

 

Mein Fazit:
Eine gelungene und stimmungsvolle Produktion aus dem Hause Titania Medien, welche wie gewohnt mit Originalnähe und Inszenierung gleichermaßen begeistert. Vielleicht mag dieser Titel manch einem Hörer zu ruhig erscheinen, für mich macht gerade die ruhige, aber ergreifende Stimmung und Erzählweise den Reiz dieses Titels aus. 


Mareike Lümkemann

 

12.06.2021