DORIAN HUNTER - 38 - Marucha

Dorian Hunter

38 – Marucha

Zaubermond

Gesamtspielzeit: 56 Minuten

Altersempfehlung ab 16 Jahren

VÖ: 1. Juni 2018

CD-Cover Dorian Hunter - Marucha

„In den nächsten Tagen griffen die Indios häufiger an. Es blieb unklar, ob sie zu Marucha und ihren Inkas gehörten. Wie Geister tauchten sie zwischen den Bäumen auf und schossen Pfeile aus Blasrohren ab, die nur unsere Haut ritzen mussten, um uns zu töten. Wir erwischten ein paar der Angreifer mit unseren Musketen und warfen ihre Leichen in den Fluss, dem wir jetzt seit über einer Woche stromaufwärts nach Norden folgten. Das Wasser war schwarz wie die Nacht und die Toten darin kaum zu erkennen, wenn sie mit dem Gesicht nach unten davon trieben.“

 

Dorian Hunter und Sacheen sind kurz davor, die Quelle des Rio Negro zu erreichen, und noch immer gibt es weder eine Spur von Jeff Parker und seiner Expedition noch von El Dorado, der sagenhaften goldenen Stadt der Inka, die Dorian in seinem früheren Leben als Georg Rudolf Speyer besucht hat. Aber ist es Speyer wirklich gelungen, dem Fluch der Inka zu entkommen? Oder verfolgen ihn die Geister der Vergangenheit ... bis heute?

 

Eine der anspruchsvolleren Geschichten

Wie man dem Booklet entnehmen kann, gehört die Umsetzung des Inka-Zyklus zu anspruchsvolleren Geschichten um Dorian Hunter. Ernst Vlcek selber beschrieb die Reihe als „einigermaßen kompliziert“ und sprach von Zahnrädern die ineinander greifen müssen, aber „leicht“ wolle ja auch keiner. Diesen Anspruch bekommt man auch als Hörer zu spüren. Die beiden ersten Teile beinhalten verschiedene Zeiten, Schauplätze und Darsteller, so dass man sich schon sehr auf das Hörspiel konzentrieren muss. Der aktuelle Teil 38 kommt hingegen etwas weniger komplex daher, da man sich überwiegend mit Georg Rudolf Speyer, der Pre-Inkarnation (gibt es so etwas?) von Dorian Hunter durch den Dschungel schlagen darf. Nur ab und zu kommt Hunter zu Wort, der sich an markanten Orten an die Geschehnisse seines früheren Lebens in Form von Speyer erinnert. Seine Erinnerungen kommen gestückelt, nach wie vor ist es ihm nicht möglich, sich an die ganze Geschichte zu erinnern und somit konkrete Rückschlüsse auf den aktuellen Aufenthaltsort von Jeff Parker zu ziehen. Die Unwissenheit bleibt und die Spannung befindet sich auf einem hohen Niveau… Den Frischlingen ohne Vorwissen lege ich jedoch zwingend auch die beiden ersten Teile dieses Epos ans Herz. Dann lässt sich der Hörgenuss von Folge 38 noch einmal enorm steigern. Für die treuen Fans hingegen, steigert sich das Hörerlebnis dadurch, dass man als Hörer so langsam ahnt, dass Raum und Zeit in diesem Dschungel anscheinend keinerlei Bedeutung mehr haben und sich selbige über jede bekannte Regel hinwegsetzen. Leichen schwimmen stromaufwärts, Menschen mit medizinischen Implantaten des 21.Jahrhunderts sind scheinbar seit mehr als 500 Jahren tot und andere Tote tauchen unverhofft wieder auf… Nicht nur Speyer, sondern auch Hunter scheinen es im tiefen Urwald mit scheinbar übermächtigen Gegnern zu tun zu haben.

 

Spannung steigert sich

Die Spannung wird von Track zu Track gesteigert, Tim Knauer, der Georg Rudolf Speyer spricht, agiert auch zugleich als Erzähler und führt den Hörer mit seiner ganz besonderen besonnenen Art durch die Story, dezent begleitet von stimmungsvoller Musik, welche selbstredend von Andreas Meyer stammt. So schafft es das Team um Dennis Erhard, mit kleinen Mitteln, eine hoch-atmosphärische Stimmung aufzubauen und den Hörer förmlich in die Tiefen des Urwalds und dessen düsteren Bedrohungen hineinzuziehen.

 

Mein Fazit:

Als treue Begleiterin des Dämonen-Killers seit der ersten Stunde, habe ich die Hörspiele, in denen Hunter selbst im Focus steht, immer etwas lieber gehört. Wahrscheinlich habe ich mich aus diesem Grund mit den beiden ersten Folgen des Inka-Zyklus auch etwas schwer getan. Der dritte Teil hingegen hat mich wieder voll im Griff. Auch wenn hier Speyer ganz klar im Mittelpunkt steht, aber der ist ja auch irgendwie Hunter. Oder ist Hunter Speyer? Naja, ihr wisst, was ich meine…

Ein äußerst gelungener Teil eines anspruchsvollen Mehrteilers!


Mareike Lümkemann

 

14. Juni 2018