John Sinclair TSB - Folge 108 - Dr. Tods Rache

John Sinclair
Tonstudio Braun Folge 108: Dr. Tods Rache

Teil 2 von 2

Lübbe Audio

Laufzeit: Ca. 68 Min.

Ersterscheinung: 26.02.2021

 

 

CD-Cover John Sinclair TSB Folge 108 - Dr. Tods Rache

Klappentext:

Totgesagte leben länger:

Die sagenumwobene Folge 108 der Hörspiel-Legende wurde endlich produziert! "Ich glaubte schon, Dr. Tod besiegt zu haben. Aber es war ein großer Irrtum. Dr. Tods magische Fähigkeiten waren gewaltig. Er tauchte wieder auf, in anderer Gestalt. Und seine Rachepläne verschonten keinen von uns. Ein erbitterter Kampf um Leben und Tod begann..."

 

Mein Eindruck:

So, hier haben wir sie nun, die legendäre Folge 108 des Tonstudios Braun. Nachdem 1993 nach der Folge 107, "Herrin der Dunkelwelt", aufgrund eines Rechtsstreits zwischen Bastei und dem Tonstudio Braun keine weiteren Folgen mehr erschienen, rankten sich im Laufe der Zeit mehr und mehr Gerüchte darüber, ob Folge 108 mit dem Titel "Dr. Tods Rache", die mit Folge 107 einen Zweiteiler bildet, nicht zumindest in Teilaufnahmen bereits existierte. Selbst heute, nachdem Michael Braun, Sohn des Ehepaares Braun, die Existenz solcher Aufnahmen klar verneint, wird zumindest in einem der bekanntesten Hörspielforen das Gegenteil behauptet, da ein paar User, laut ihren Angaben von Frau Braun, also aus erster Hand, die Existenz solcher Aufnahmen bestätigt bekamen. Was nun wirklich zutrifft, wird wohl ein ewiges Mysterium bleiben. Fakt ist, dass alle Sinclair-Fans, vor allem die der Produktionen des TSB, nun eine völlig neu produzierte Folge 108 erhalten haben und somit ihre TSB-Sammlung vervollständigen können. Produziert wurde die Folge im Studio von Bastei Lübbe, da das Tonstudio Braun in seiner Urform nicht mehr existiert. Auch Musik und Geräusche mussten neu eingespielt werden, wobei allerdings auch auf vereinzelte altbekannte Geräusche, wie beispielsweise das Telefon, zurückgegriffen werden konnte. Die Produzenten, allen voran Michael Braun, haben sich zwar äußerst bemüht, eine nostalgische Stimmung herbeizuführen, aber u. a. die neuen Musiken und Sounds konnten bei mir leider keine besonders große Nostalgie-Stimmung erzeugen. Dies kann ehrlich gesagt teilweise aber auch daran liegen, dass ich mit den Produktionen des TSB so gar nichts mehr anfangen kann und die modernen JS-Hörspiele bevorzuge, da sich die Hörgewohnheiten eines Menschen im Laufe der Zeit verändern können und die aktuellen JS-Produktionen aus der Sicht eines Erwachsenen eben auch erwachsener klingen.

 

Die Musik:

Die Musikstücke klingen für ein TSB-Hörspiel größtenteils etwas zu modern. Da hätten sich die Produzenten vielleicht besser die Sonderedition 14 vor Augen führen können, in der Dennis Ehrhardt und Sebastian Breidbach mit ihrer, für diese Folge komponierten, Musik echte TSB-Nostalgie herbeiführen konnten. Zudem passt die Musik in TSB 108 meiner Meinung nach leider nicht immer zu der entsprechenden Situation, sodass man von der Szene leider nicht so sehr gefesselt werden kann, wie man es gerne würde. An anderen Stellen wird die Musik gänzlich weggelassen, wo sie jedoch nicht hätte fehlen sollen. Beispielhaft zu nennen wäre da die Szene, in der Bill Conolly das erste Mal auf Dr. Tod trifft, aber auch in einigen Kampfszenen. Zugegeben, das Fehlen einer musikalischen Untermalung hat in Spielszenen irgendwie was realistisches, und ich würde mir mal eine Sonderedition wünschen, die diesbezüglich auf Realismus "getrimmt" wird, aber in einem Hörspiel, das auf Nostalgie setzt, ist ein solches Vorgehen unpassend. Zwar wurde in früheren Folgen in einzelnen dramatischen Szenen auch mal auf Musik verzichtet, aber gerade in den letzten Folgen war das, sofern ich mich noch daran erinnern kann, nicht der Fall, und gerade an die letzten Folgen wollte man mit dieser Produktion ja anknüpfen.

 

Szenenübergang:

In den alten TSB-Folgen endete eine Szene zumeist mit Musik, während die nächste Szene dann auch mit Musik begann. Hier wurde größtenteils auf einen musikalischen Übergang verzichtet. Kann man natürlich so machen, ruft aber auch keine Nostalgie hervor.

 

Der Sound:

Für den Sound zeichnet P. Simon verantwortlich, der früher auch die Edition 2000 soundtechnisch betreute. Das Sounddesign des TSB fand ich früher immer faszinierend, vor allem das Knarren einer Tür, Schüsse oder Explosionsgeräusche. In dieser Folge ist in den meisten Fällen der Sound auf alt "getrimmt", da auf die alten Geräusche nicht mehr zurückgegriffen konnte. Leider bleibt mit dem Fehlen der alten Geräuschkulisse aber auch das Nostalgieempfinden auf der Strecke.

 

Die Sprecher:

Neben einigen früheren Sprechern der TSB-Hörspiele, weist diese Produktion auch viele neue Sprecher auf. Leider fehlt es einigen Charakteren

sprach-technisch an Tiefe, da die Sprecher in diesen Fällen leider nicht die entsprechenden Emotionen / Betonungen in ihren Part haben einfließen lassen. Allerdings haben mir von den neuen Sprechern Hennes Bender und Amy Zayed, die hier in einer sehr kleinen Rolle zu hören ist, sehr gut gefallen. Bender (John Sinclair NIGHT TALK auf Youtube) und Zayed (John Sinclair Podcast) sind echte Sinclair-Fans, und man hört ihnen ihre Begeisterung auch an.

Von den altbewehrten Sprechern konnte mich Aart Veder (Bill Conolly) als einziger vollauf begeistern, so dass ich am Ende dann doch noch einen Funken Nostalgie abbekam. Bei Karin Dieck (Glenda Perkins) und Peter Niemeyer (Suko) klappte das leider nicht, da sie stimmlich gealtert sind, was jetzt bitte nicht als Kritik verstanden werden soll. Zwar ist natürlich auch Aart Veder stimmlich gealtert, aber er hat sich das Kernige in seiner Stimme bewahren können, das ihn stets als Bill Conolly auszeichnete. Zu Peter Niemeyer muss noch hinzugefügt werden, dass er drei Monate nach den Aufnahmen zu dieser Folge leider verstarb. Und obwohl er altersbedingt stimmlich nicht mehr so ganz auf seine Rolle als Suko passte, war doch die Begeisterung herauszuhören, die er bei den Aufnahmen hatte.

 

Die Umsetzung:

Ein Grund dafür, dass die TSB-Hörspiele noch heute eine große Fangemeinde haben, liegt an der nahezu romangetreuen Umsetzung der Geschichten. Natürlich konnte nicht alles 1:1 umgesetzt werden, aber die Hörspiele orientierten sich doch sehr eng an der Romanvorlage. Selbiges gilt ebenfalls für Folge 108, zu der übrigens kein geringerer als Marc Freund das Skript schrieb, der ja auch an der Romanserie um den Londoner Geisterjäger beteiligt ist.

 

Besonderheit:

In dieser Folge kommt neben John als Ich-Erzähler auch Bill Conolly in zwei Kurzsequenzen als Ich-Erzähler zum Einsatz.

 

Mein Fazit:

Eine Kaufempfehlung kann ich dieses Mal nur für echte TSB-Fans geben. Allen anderen rate ich, sich vor dem Kauf dieser Folge erstmal über ihr Entstehen usw. zu informieren.

 

Zusatzinfo:

Nachstehend ein paar Youtube-Links, die eine Entscheidung erleichtern könnten:

 

Kommentar von Patrick Simon zu dieser Rezension

"Hallo und danke für die Kritik.

Zwei Dinge würde ich gerne dazu beitragen. Ich war bei dieser Produktion nicht für Sounddesign zuständig, sondern stand Regisseur Michael Braun beratend für die Aufnahmen zur Seite. Da ging es mehr um Besetzung, Orga und Regieassistenz. Mix und Sounddesign hat Michael Braun gemacht.

Zu den angeblich noch existierenden Aufnahmen kann ich nur sagen, dass ich mir kein Motiv vorstellen kann, warum diese Aufnahmen zurückgehalten werden sollten, wenn es sie denn gäbe. Ich könnte mir vorstellen, dass eventuell noch einzelne Aufnahmen für weitere Folgen gemacht wurden, weil man vielleicht nicht wusste, dass die Serie endet. Es war aber zu der Zeit durchaus üblich in Studios, dass Bänder nach einer gewissen Zeit überspielt wurden. Die Bänder waren teuer und wenn der fertige Mix abgeliefert war, hat man auf alte Aufnahmebänder zurückgegriffen für neue Aufnahmen. Ist aber nur eine Theorie.

Viele Grüße

Pe Simon"


Andreas Nauber

 

02.03.2021