GRUSELKABINETT - 176 - Das Lächeln des Toten

Gruselkabinett

176 - Das Lächeln des Toten

Gesamtspielzeit: ca. 57 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 17.12.2021

CD-Cover Gruselkabinett Folge 176

 „Ich habe das ungute Gefühl, dass etwas Furchtbares dafür sorgen wird, dass wir doch noch voneinander getrennt werden. – Das wird niemandem gelingen! Niemals! – Niemandem? – Nichts Menschlichem jedenfalls. – Es kommt mir vor, als ob wir und bisher bloß in einem seltsamen Traum geliebt hätten. – Ja, du hast recht. Und ich fürchte, das Erwachen aus diesem Traum. Das muss ich gestehen. – Wir werden nicht aufwachen. Wenn der Traum vorbei ist, wird er ganz sanft in den Tod übergehen. So leise, dass wir es gar nicht merken werden. Aber bis dahin… – Bis dahin werden wir träumen! – Ja, das wollen wir.“

 

Klappentext

England, 1911: Auf dem Totenbett verwehrt der alte Sir Hugh Ockram seinem Sohn Gabriel und seiner Nichte Evelyn den Segen für ihre Heiratsabsichten, verweigert aber mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen die Begründung. Gabriel befürchtet eine alte Erblast auf der Familie, die mit merkwürdigen Bestattungsriten und grinsenden Totenschädeln einhergeht. Eines Nachts schwebt eine blasse, seltsam lächelnde Frau vor dem Fenster, die Evelyn zum Verwechseln ähnlich sieht …

 

Wer Gruselstimmung möchte, der macht mit dieser Folge definitiv nichts falsch. Schon das Cover verrät; hier wird es schaurig: Es geht um die Familie Ockram. Der alte Sir Ockram liegt auf dem Sterbebett und selbst dort noch verwehrt er seinem Junior und seiner Nichte seinen Segen für deren beabsichtigte Hochzeit. Stattdessen macht der Sterbende immer wieder mysteriöse Andeutungen über ein Geheimnis, das er gedenkt mit ins Grab zu nehmen. Und dann ist da auch noch das diabolische Lächeln auf seinen Lippen…

 

Die perfekten Zutaten für ein Gruselhörspiel

Diese Folge hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich könnte mir vorstellen, dass sich der Hörgenuss noch einmal immens steigern wird, wenn man „Das Lächeln des Toten“ in der richtigen Umgebung, hört, den Hörgenuss im Ohrensessel und mit Kerzenschein geradezu inszeniert.

Wie schon kurz erwähnt, lässt das Cover bereits erste Rückschlüsse zu und als Hörer wird man hier wahrlich nicht enttäuscht. Ein Sterbender Alter mit einem dunklen Geheimnis, die eigenwilligen Bestattungsriten der Familie und das beängstige Grinsen der Verstorbenen. Das sind perfekte Zutaten für ein Gruselhörspiel. Es mag sein, dass man schnell einen Anfangsverdacht hat, was es mit dem Schweigen des alten Herren auf sich hat. Dies tut dem Hörgenuss aber keinen Abbruch. Vielleicht fördert es diesen sogar, da man ja nun um so gebannter lauscht, ob man mit der eigenen Vermutung richtig liegt.

 

Ergreifende Klänge

Die optimale Gruselstimmung kommt aber nicht nur wegen der schaurigen Thematik auf. Auch der Sound ist optimal. Die geisterhafte Melodie, die sich durch viele Stellen des Hörspiels zieht, dabei aber an der Grenze zum Unmerklichen im Hintergrund bleibt. Glockenspiel im Background, Klavierklänge im Vordergrund, beides passend zum Jahr 1911. Ein gespenstisches Rauschen, das Knacken des Kamins, Echos in der Stimme oder das Schreien der Krähen draußen vor dem Haus. Auch der „Schrei der Todesfee“ geht durch Mark und Bein. Manchmal agiert aber auch nur der Erzähler – und dies sogar ganz ohne Untermalungen.

Dieses Zusammenspiel ist einfach nur beängstigend wunderbar.

 

Sprecher auf höchstem Niveau

Selbstverständlich agieren auch die Sprecher auf höchstem Niveau, wobei es mir bei dieser Produktion fast schon schwerfällt, jemanden besonders hervorzuheben.

Matthias Lühn spricht den jungen Gabriel Ockram und führt zudem sehr stimmungsvoll als Erzähler durch die Geschichte. Er versteht es – insbesondere als Erzähler – den Hörer für sich einzunehmen, so ergreifend ist seine Erzählweise. Er spricht, haucht, leidet, berichtet und wirft sein ganzes schauspielerisches Können in die Waagschale, um den Hörer noch näher an das Geschehen zu bringen.

Den alte Sir Ockram gibt Herbert Tennigkeit und auch wenn er einen Sterbenden spielt, so lebt er wahrlich diese Rolle. Krächzend und böse, fast schon voller Hass spielt er Hugh Ockram und schon mit den ersten Wörtern, die seine Figur von sich gibt, kommt die erste Gänsehaut.

Fabienne Hesse spielt eine der beiden weiblichen Hauptrollen. Sie ist die junge Evelyn, der man sowohl die Liebe und Leidenschaft als auch die Angst vor den Geschehnissen sofort abnimmt.

Beate Gerlach vervollständigt die Riege der Hauptsprecher. Sie ist die resolute, alte Mrs. Mcdonald. Auch sie spielt ihre Rolle voller Leidenschaft und zeigt wahre Spielfreude – nicht nur wenn ihre Figur den Sterbenden drängt, das Geheimnis endlich zu offenbaren.

 

Mein Fazit:

Eine intensive Folge voller Grusel, Tod und Geheimnisse mit einem dramatischen Soundkonzept. Besser hätte das letzte Gruselkabinett-Hörspiel des Jahres 2022 nicht sein können!


Mareike Lümkemann

 

23.12.2021