5 Geschwister - In der verlorenen Stadt

 

5 Geschwister

Folge 32 - In der verlorenen Stadt

TOS Hörfabrik

Gesamtspielzeit: ca. 77 Minuten

VÖ: 21.01.2022

Empfohlen ab 8 Jahren

CD-Cover 5 Geschwister - In der verlorenen Stadt

„Hans-Georg und Esther schauten fünf Meter in die weiß gekachelte Tiefe. Sie standen am Startblock drei, am Rand des großen Beckens, in dem am Tag des Reaktorunglücks noch Menschen fleißig ihre Bahnen gezogen hatten. Jetzt lagen auf dem Beckenboden nur noch Schutt und Trümmerteile. Gegenüber thronte an der Wand die große Uhr, deren Zeiger auf viertel nach sieben stehen geblieben waren. Graffiti säumten die weißen Fliesen. Neben ihnen ragte der einstige Sprungturm in die Höhe, an dem nun der weiß-blaue Putz abbröckelte.“

 

Die Spuren der Atomreaktor-Katastrophe von 1986 in Tschernobyl sind bis heute sichtbar. Die "5 Geschwister" reisen nach Prypjat, mitten ins verseuchte Sperrgebiet. Hier bekommen sie es mit unheimlichen Gestalten zu tun. Sie stoßen außerdem auf ein altes Rätsel, das sie mit einer längst vergessenen Zeit in Verbindung bringt. Die "5 Geschwister" suchen in der "verlorenen Stadt" nach dem Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die allgegenwärtige Strahlengefahr bringt sie dabei umso mehr dazu, auf Jesus zu vertrauen.

 

Aktueller geht ein Schauplatz nicht

Wer hätte gedacht, dass die fünf Geschwister in der aktuellen Folge einmal einen politisch so hoch aktuellen Ort aufsuchen? Als diese Folge produziert wurde, hat wahrscheinlich niemand der Verantwortlichen damit gerechnet, dass die Ukraine in diesen Zeiten in aller Munde ist?!

Doch zurück zum Kern der Folge 32, welche zwar in der Ukraine, genauer in der Nähe von Tschernobyl spielt, zum Glück aber nichts mit dem Krieg zu tun hat. Dennoch ist es eine starke und geschichtsträchtige Folge, denn die (jungen) Hörer bekommen äußerst intensiv zu hören, was es mit dem Sperrgebiet auf sich hat und unter welchen Umständen die letzten Bewohner dort leben.

Das erfahren selbstverständlich auch die 5 Geschwister. Doch neben der Bedrückung und der Angst ob der unsichtbaren Strahlenbedrohung kommen diese zufällig noch einem alten Familiengeheimnis auf die Spur. Gut, dass sie bei all diesen Herausforderungen auch in dieser Folge ihren Glauben nicht verlieren…

 

Viel Wissen im Gepäck

Sehr eindrucksvoll ist sie also, diese aktuelle Folge. Mir persönlich haben vor allem die gut recherchierten und kindgerecht aufbereiteten Informationen über die verwaisten Wohnblöcke der Stadt samt Hintergründen zur Reaktorkatastrophe gefallen. Ich bin überzeugt, dass auch gerade diese Hörsequenzen an den jungen Zuhörern nicht spurlos vorbei gehen werden.

 

Die Story

Dennoch hat die Story an sich für mein Empfinden im Vergleich zu den Vorgängern etwas weniger Tiefe, könnte vielleicht etwas zu weit hergeholt sein. Aber womöglich bin ich als Erwachsener einfach auch nicht 100%ig der Zielgruppen-Hörer und somit etwas zu kritisch. Für die Kids, die (so wie ich früher beim Hören von TKKG und den Fünf Freunden) vom großen Abenteuer träumen, ist die Geschichte möglicherweise genau richtig, denn die Spannung kommt in dieser Folge definitiv nicht zu kurz: Was hat es mit den beiden Jungs auf sich, die über den gleichen Nachnamen verfügen, aber von sich behaupten, keine Brüder zu sein? Und warum schlägt der Geigerzähler immer wieder aus…Mysteriös geht es also wieder einmal zu. Und wo andere Hörspiel-Helden entweder verzweifeln oder sich umso mehr ins Abenteuer stürzen, besinnen sich die Geschwister auf ihren Glauben, der ihnen auch hier Stütze und Hilfe zugleich ist.

 

Die Protagonisten und ihre Stimmen

In Sachen Sprecher agiert wieder das routinierte Geschwister-Team um Tjorven Lauber (Marianne), Sarah Stoffers (Petra), Fabian Stumpf (Hans-Georg), Lisa Kielbassa (Esther) und Micha Nietsch (Alexander). Je mehr Folgen der Geschwister ich höre, um so besser gefallen mir ihre Sprecher, welche natürlich auch in dieser Folge ihre Rollen vollkommen ausfüllen und zu authentischem Leben erwecken – ganz ohne Overacting, dafür aber mit ganz viel Spielfreude und Herzblut.

Die Sprecher von Martin und Thomas (Peter Pan Statz und Jan Primke) gefallen mir in ihren Rollen ebenfalls. Ich hätte mir allerdings ein bisschen mehr Akzent gewünscht, um ihre Figuren für mich und mein Kopfkino noch ein kleines bisschen authentischer zu machen.

Ute Moja als Oleksandra hingegen spricht ihre Protagonistin mit so viel Akzent, so dass die entsprechenden Bilder im Kopf nahezu von selbst entstehen…

 

Sound und Musik

Wie wir es von der TOS-Hörfabrik kennen und gewohnt sind, ist auch diese Folge in Sachen Sound und musikalische Untermalung bestens produziert. Nicht nur dank Beschreibungen und Erläuterungen sieht man Szenen, Umgebung und Gebäude vor dem inneren Auge, auch das Soundkonzept versteht es, entsprechend zu unterstützen. Ob vergangene Urlaube ins Osteuropa meinerseits hier förderlich waren oder nicht, ich glaube auch bei vielen anderen Hörern hat das Kopfkino dank dem Gesamtkonzept wunderbar funktioniert.

Schön ist es auch, dass gerade die musikalischen Sequenzen immer wieder Ruhe in das Hörspiel bringen, so dass es an keiner Stelle gehetzt wirkt.

 

Mein Fazit:

Eine Folge, die viel Spannung für uns Hörer im Gepäck hat, dafür aber mit einer Story aufwartet, welche vielleicht ein bisschen zu weit hergeholt ist. Der besondere Schauplatz dieser Folge sorgt dennoch für einen intensiven Hörgenuss, welcher sogar noch ein geschichtsträchtiges Wissen im Gepäck hat.


Mareike Lümkemann

 

05.03.2022