GRUSELKABINETT - 138 –  “Die Ratten in den Wänden”

GRUSELKABINETT

138: Howard Phillips Lovecraft: “Die Ratten in den Wänden”

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 56 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 31.08.2018

CD-Cover Gruselkabinett Folge 138 Die Ratten in den Wänden

„An diesem Abend zog ich mich früh zurück und träumte schlecht: Ich sah von oben in eine Höhle im Dämmerschein. Alles war voller Matsch und Fäkalien. Ein Hirte hütete eine Herde von gewaltig großen Schweinen, die über und über mit Schimmel überwuchert waren. Ich ekelte mich vor diesen bis weit über die Schlachtreife hinaus aufgedunsenen Untieren. Mit einem Mal strömten von allen Seiten Horden von Ratten in die Höhle, und begannen, die Schweine und ihren Hirten bei lebendigem Leibe aufzufressen.“

 

Der Amerikaner Delapore entschließt sich im Jahr 1918, den Stammsitz seiner Familie in Südengland zurückzukaufen und aufwendig zu restaurieren. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts ist dort, bis auf ein Familienmitglied, unter mysteriösen Umständen die gesamte Familie zu Tode gekommen…

 

Nichts für schwache Nerven

Diese Folge vom Gruselkabinett ist nichts für schwache Nerven, denn es geht gewaltig zur Sache. Nicht in Form von Action, sondern in Form von Psycho-Grusel: Langsam, ganz langsam wird die Spannung von Folge 138 aufgebaut, nach und nach fügen sich die Stückchen zusammen und früher als die Protagonisten ahnt man als Hörer, wo die Reise hingehen wird. Und das kann ich wohl vorweg nehmen ohne den Spannungsbogen zu gefährden, es geht in den Keller. In den Keller von Exham Priory, dem restaurierten Familienstammsitze der Delapores, der seit Jahrhunderten ein abscheuliches Geheimnis bewahrt.

Langsam aber dennoch bestimmt und mit einem detaillierten Rückblick in die Familiengeschichte von Delapore, werden sowohl der Hörer als auch die Hauptpersonen mit Geräuschen und mysteriösen Ereignissen konfrontiert, deren Existenz auch von den dort wohnenden Katzen bestätigt zu werden scheint. Doch dann, irgendwann kommt man als Hörer an einen Punkt, an dem man zwischen Wahrheit und Fiktion, zwischen Wahn, Einbildung und tatsächlicher Existenz (der Ratten) unterscheiden muss. Und das ist nicht immer einfach, denn nebenbei durchläuft auch Delapore eine beängstigende Entwicklung, deren Ende erschreckend wie unerwartet ist…

 

Bizarre Bilder

Doch nicht nur der Spannungsbogen hat es in sich. Auch viele Beschreibungen sind wahrlich nicht ohne. Sei es der sich wiederholende Traum von den aufgedunsenen Schweinen oder die Beschreibung dessen, was sich unter dem Altar im Keller des Stammsitzes befindet. Diese Schilderungen kommen mit wenig aus, erzeugen aber eine immense Gänsehaut, da das entsprechende Kopfkino sofort mit beängstigenden oder bizarren Bildern gefüllt wird. Das unablässige Quieken der Ratten und die unterschwellige, mitunter summende Musik verstärken diese Bilder noch.

 

Horror dank dem Märchenonkel

Einen großen Anteil an diesem Effekt hat auch Hans Beyer, der mit seiner markanten Stimme Delapore und Erzähler zugleich ist. Eine Stimme, die vielleicht auch als „netter Märchenonkel von nebenan“ durchgehen würde, hier jedoch sofort für den nötigen Gruselfaktor sorgt. Eine äußert gelungene Besetzung, nimmt man ihm doch sogleich die Rolle des alten Kautzes ab, der eigentlich nur seinen Familienstammsitz wieder in Stand setzten wollte und dabei auf viele dunkle und zugleich mysteriöse Familienlegenden stößt. So wundert es auch nicht, dass neben ihm nicht viele andere Akteure zu Wort kommen müssen, um diesem Hörspiel Leben einzuhauchen. Insgesamt finden sich „nur“ fünf Sprecher im Bookelt - doch mehr braucht es auch einfach nicht. Schließlich spielt sich fast das ganze Geschehen zwischen Delapore und Edward Norris (Jonas Baeck) ab und die beiden verstehen es, den Hörer nur durch ihre Dialoge zu unterhalten und dabei stets den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Oft sind nur die beiden zu hören, perfekt untermalt vom Knistern des Kaminfeuers…

 

Mein Fazit:

Dies ist wieder einmal eine Folge vom Gruselkabinett, die mich auf Anhieb überzeugt hat. Wie gewohnt ist man hier mit viel Liebe zum Detail am Werk, versteht es, mit wenig Mitteln ein spannendes und überzeugendes großes Ganzes zu erschaffen.

Ein Hörspiel-Erlebnis, das definitiv Gänsehaut hinterlässt!


Mareike Lümkemann

 

5. September 2018