Interview mit Matthias Arnold

"Vater" von LEO und die Abenteuermaschine

03.02.2019

 

Kennt ihr schon "Leo und die Abenteuermaschine"? Dieses wunderbare Kinderhörspiel, das Wissen schafft, Kinderaugen zum Leuchten bringt und die Kids mit Spannung und Abenteuer unterhält? Ich hatte die große Freude, ein Interview mit dem geistigen Vater von Leo führen zu dürfen. 

 

Matthias Arnold mit Leo

Hallo Matthias!

Du bist der geistige Vater des Kinderhörspieles „Leo und die Abenteuermaschine“. Stell dich und den kleinen Löwen Leo doch gerne mal kurz vor.

Hallo, mein Name ist Matthias Arnold, ich bin zarte 40 Jahre alt, Vater von zwei super Jungs und arbeite seit 18 Jahren als Cutter für alle deutschen TV-Anstalten. In meiner Freizeit bin ich ein leidenschaftlicher Geschichtenerzähler.

Leo ist ein schlauer Löwe. Er besitzt eine Abenteuermaschine, mit der er durch Raum und Zeit reisen kann. Er erlebt und besucht damit wirkliche Personen und Ereignisse der Menschheitsgeschichte.

 

Du hast vor ein paar Jahren Leo zum Leben erweckt. Wie ist es dazu gekommen?

Durch meinen ersten Sohn Tobias. Als Vater möchte ich meinem Kind die Welt zeigen und erklären. Das fängt mit Geschichte und großen Persönlichkeiten an. Als Tobias 4 Jahre alt war und immer mehr „Warum-Fragen“ stellte, war ich zur Stelle und versuchte alles kindgerecht zu beschreiben. Dabei entdeckte ich, wie sehr mir das liegt. Und so habe ich meine Leidenschaft in eine ganz neue Bahn gelenkt – in ein Abenteuer-Wissenshörspiel. Durch meinen Beruf kenne ich Sprecher und Tonstudios. Der Rest war einfach nur Fleiß, Wille und etwas „Kleingeld“ (lacht)

 

Der Job ist doch bestimmt hilfreich, wenn man ein Hörspiel in Eigenregie entwickelt, oder? Wenn ich da zum Beispiel an das technische Wissen denke…

Mir hat der Job natürlich sehr geholfen. Meine Aufgabe ist es, aus Bildern, Text und Musik einen Film zu erstellen. Dabei gehört Dramaturgie genauso dazu, wie Timing. Jetzt nehme das Bild weg und man hat ein Hörspiel. So leicht ist es natürlich nicht, aber es ist eine gute Basis um zu verstehen, auf was es bei Hörspielen ankommt. Ich lerne aber immer noch. Da habe ich das Glück, immer wieder super-nette Menschen zu treffen, die mir helfen mich zu verbessern.

 

Meinst du, ohne solch gute Kontakte zur Medienbranche könnte man ebenfalls ein so gut besetztes und technisch durchdachtes Hörspiel entwickeln?

Es wird, so denke ich, noch schwerer, als es so schon ist. Denn man darf nicht vergessen, was alles hinter solch eine Produktion steckt. Einfach so ins kalte Wasser springen, könnte ich mir nicht vorstellen. Aber es wird auch dafür genügend positive Bespiele geben. Aber da ich wirklich alles allein mache – schreiben, Regie, Vormischung, Marketing usw. denke ich, dass man schon etwas Vorkenntnis benötigt.

 

In den aktuellen Folgen von Leo ist DIE Hörspiel-Stimme schlechthin mit an Bord. Oliver Rohrbeck. War es schwierig, ihn in die Sprecher-Riege von Leo mit aufzunehmen?

Oh, die Aufnahmen mit Oliver – ich kann mich kaum noch daran erinnern. (lachen) Es war wie in einem Traum. Ich glaube, ich war einfach zu aufgeregt. Ich bin bei jedem Sprecher aufgeregt, habe ich doch für Leo schon mit vielen Synchrongrößen zusammengearbeitet wie Irina von Bentheim, Charles Rettinghaus oder Ingo Albrecht. Bei Oliver war es aber so, dass ich viel zu früh im Tonstudio war und dann mich in einem Buch vertieft sah, als er plötzlich vor mir stand. Da war mein Körper nicht mehr ganz auf der Höhe. Er war super nett, sprach für mich die Rolle und ich war im siebenten Himmel. Und dann war es wieder vorbei. Es war aber kein Traum, ich höre ja seine Stimme auf der CD (lachen). Und insgesamt wird er in zwei Teilen zu hören sein.

 

Hat sich die Zusammenarbeit mit ihm groß von anderen Sprechern unterschieden?

Bis auf die Tatsache, dass ich wie ein Kleinkind gebrabbelt habe, meinst du? Nein! (lachen) Alle Sprecher sind sehr nett und sehr professionell. Jedem erzähle ich von dem Projekt, lasse sie an meinem Enthusiasmus für Leo teilhaben und dann reden wir über die Rolle, über Geschichte und über Kinder und wie wichtig Allgemeinbildung und Abenteuer für sie sind. Und was dann in der Tonkabine immer entsteht, ist ein klein wenig wie Zauberei. Meine Worte werden durch die Sprecher lebendig. Die Zeit, die ich beschreibe, wird lebendig. Und jeder legt sich sooooo ins Zeug – ich bin jedes Mal begeistert.

 

Aber die Stimmen sind ja nicht alles. Auch das Konzept und die Stories stammen von dir. Hast du die Befürchtung, dass dir irgendwann mal die Ideen ausgehen? Und woher bekommst du überhaupt die Anregungen und Themen für die Hörspiel-Folgen?

Nie!!! Die Erde existiert seit 4,5 Milliarden Jahren, der moderne Mensch seit etwas mehr als 195.000 Jahren. Da sind noch so viele Geschichten zu erzählen. So viele tolle Leute, schlaue Wissenschaftler, Helden, Experimente, Wunder usw. Ich bin auch niemand, der auf den Mainstream steht. Ich verlasse all diese Pfade. Kann ich doch mit Leo reisen, wohin ich will. In Folge 10, die noch dieses Jahr erscheint, geht es zu Archimedes und zu den Olympischen Spielen. Dann in Folge 11 zu Bruce Lee und den Shaolin Mönchen. Ich war schon bei Benjamin Franklin und auf dem Mond. Und an Geschichten wird es mir nicht mangeln. Die Welt ist groß und voller Geschichte.

Anregungen bekomme ich durch meine Söhne und durch mich selbst. Was mich interessiert, dass schreibe ich nieder.

 

Dabei stehst du aber bestimmt auch immer wieder vor großen Herausforderungen. Ich denke, dass viele Themen vielleicht auf Grund von zu hoher Kosten bei bestimmten Rechten leider gar nicht realisierbar sind, oder? Wenn ich da z. B. an Elivs denke –was ja sicherlich auch ein tolles Thema in meinen Augen wäre.

Da gebe ich dir Recht. Aber wie gesagt, die Welt ist groß und Rechte liegen zum Beispiel auf Musik und Filme. Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich auch ein Hörspiel über Elvis oder Charlie Chaplin machen kann, ohne Copyrightrechte zu verletzen. (lacht) Es geht ja um die Persönlichkeiten, wie sie zu dem geworden sind, die wir letztendlich aus der Geschichte kennen. Leo reist sehr oft zu den jungen Leuten, bevor sie berühmt wurden. Er besucht den jungen Mozart, den jungen Einstein oder demnächst den jungen Bruce Lee. Das ist einer der Ansätze, wie wird man zu einer wichtigen Person? Das finde ich spannend.

 

In den aktuellen Folgen warst nicht nur du selber zu hören, sondern auch einer deiner Söhne war mit von der Partie. Wie findet er es, dass sein Vater Kinderhörspiele produziert?

Ich habe ihn gefragt, hier seine Antwort: „Ich finde es schlecht und gut zugleich. Schlecht, weil Papa so viel Zeit für Leo benötigt und dadurch weniger Zeit zum Spielen hat. Gut, weil wir am Ende immer eine tolle neue Geschichte zu hören bekommen.“

 

Leo wird ja von dir komplett in Eigenregie geschaffen. Wie schaffst du das überhaupt? Das ist ja nicht nur zeitlich sondern sicherlich auch finanziell eine große Herausforderung.

So ein Hörspiel, mit bis zu 15 verschiedenen Rollen, ist wirklich eine Full-Time-Aufgabe. Leider habe ich keine Full-Time zur Verfügung. Sagen wir es so, ich stehe jeden Tag mit Leo auf und gehe mit Leo schlafen. Ich widme jede freie Minute außerhalb der Familie und dem Job diesem Traum. Finanziell muss man auf vieles verzichten. Die Leute glauben immer gar nicht, was so etwas kostet. Jedes Geräusch, jede Musik, jede Stimme, jedes Bild kostet Geld. Aber ich habe beim Schreiben nie das Budget im Kopf, sondern den Spaß für die Kinder. Was mir am Ende auch schon mal auf die Füße gefallen ist. Dann muss ich eben überlegen, wie ich das gestemmt bekomme. Zweimal habe ich schon ein Crowdfunding gemacht, was mir etwas den Rücken freigehalten hat. Man muss schon viel Liebe und Herzblut mitbringen. Aber wenn ich dann von kleinen glücklichen Leo-Fans höre, dann hat sich jede Anstrengung gelohnt.

 

Ok, das Hörspiel ist fertig. Ich denke, nach dem Organisieren der Produktionskosten kommt nun die 2. große Herausforderung. Wie kommt Leo überhaupt zum Hörer? Wo bekommt man Leo? Wie und wo erfahren die Leute von Leo? Der Markt der Kinderhörspiele ist doch extrem vielfältig.

Und hier sind wir erstmalig wirklich an einem Problem angelangt, was ich allein schlecht lösen kann. Leo ist kein Mainstream, wird also eigentlich von der Wirtschaft nicht wahrgenommen. Da nützen auch Auszeichnungen wie „Hörspiel des Monats“ nichts. Leo kann man in jedem Buchladen bestellen, aber die CDs liegen im Buchhandel nicht herum. Ich muss da Vertrauen aufbauen, aber das ist schwer. Eine Mama aus München wird also nie von der Qualität der Hörspiele erfahren. Hier bin ich auf Mundpropaganda angewiesen. Wenn es den Leuten und den Kindern gefällt, dann sagt es gerne weiter. Geht zu euren Buchhändlern und lasst euch dort die CD bestellen. Ich gebe Vollgas und schreibe die Händler an, ich mache Gewinnspiele, toure durch die Schulen und bin auf Messen vertreten. Aber ich habe kein Werbebudget, da jeder Cent in die Qualität der Produktion fließt. Tja... schweres Pflaster, so ein Kinderhörspiel. (lächelt) Bestellen kann man es natürlich auch über meinen Onlineshop: www.abenteuermaschine.de – selbstverständlich versandkostenfrei.

 

Und was genau unterscheidet Leo von anderen Hörspielen für Kinder? Was macht Leo so besonders?

Was an Leo einzigartig ist, ist dass mir da keine rein redet. Es kommt nie jemand und sagt: „Das streiche, wir sind zu lang. Dies nicht, dafür haben wir kein Geld!“ Ich mache Leo so lange, bis es fertig wird. Und wenn die Geschichte größer wird, dann mache ich einfach zwei CDs daraus – wie bei Folge 8 und 9 geschehen. Die Piraten waren zu umfangreich. Aber ich kürze nicht, ich bringe es zu Ende. Keine Kompromisse – könnte man sagen. Die Kinder und der Spaß stehen im Vordergrund, nicht das Geld.

 

Du gehst ja auch in die Schulen, um den Leo bei den jungen Hörern vorzustellen. Ich kann mir vorstellen, dass du dort auf viele leuchtende Kinderaugen triffst.

Auch das ist ein toller Nebeneffekt des Hörspieles. Leuchtende Kinderaugen. Kinder sind so wichtig. Sie sind so wissbegierig – für mich geht da ein weiterer Traum in Erfüllung, wenn ich sehe, was Leo bei den Kindern bewirkt. Kinder die plötzlich Klavier spielen wollen, Kinder die sich auf einmal für den Mond interessieren oder Kinder die gerne einmal nach Perlen tauchen wollen. Die Liste ist lang und das macht mich glücklich.

 

Und auch sonst bist du ja immer bestrebt, Kinder mit deinen Hörspielen glücklich zu machen. Du spendest ja auch viele deiner Hörspiele an Kinderkrankenhäuser oder Kinderhospize. Bekommst du diesbezüglich auch Resonanz?

Ja. Die Mitarbeiter sind immer total begeistert und sehr dankbar. Ich versuche mit den Spenden den Kindern, trotz ihrer Krankheit, ein paar schöne Stunden zu schenken. Ich muss da auch nicht dabei sein. Das Wissen, das Leo kranken Kindern Freude bereitet ist Dank genug.

 

Gibt es noch etwas, was du den Lesern von Traumwelt Hörspiel bzw. allen Freunden von Leo mit auf den Weg geben möchtest?

Ich sage immer, unsere Kinder sind wie ein leeres Glas. Was rein gefüllt wird, bestimmen wir. Allgemeinbildung ist wichtig. Und Kinder sind von Natur aus wissbegierig – und enden möchte ich mit einem Zitat von Bruce Lee: „Ich bringe dir nichts bei, ich helfe dir lediglich, dich selbst zu entdecken.“

 

Ich danke dir für dieses Interview!

Ich danke dir! 


Mareike Lümkemann