Dorian Hunter
29.1 / 29.2 - Hexensabbat (Doppelfolge)
Zaubermond
„Die Wände der Innenräume waren mit schwarzem Sackleinen bespannt. Eine der Attraktionen des Gourmont Gourmet waren Freaks, die in weiße Livrees gekleidet, servierten und von den Gästen traktiert wurden. (…) Ich folgte Perez Lexas zu einer Wendeltreppe, die hinauf zur Galerie führte. Diesen Weg durften nur Dämonen nehmen, Menschen wurden aussortiert und in die Küche geführt, wie er mir erklärte. (…) Auf der Galerie sah ich Boris. Er unterhielt sich mit einem jungen, blonden Mann. Peter Winkler. (…) Das Separee. Im Schein schwarzer Lava erkannte ich, die Nischen in den Wänden. Und darin, nackte mit Tierfett eingeriebene Körper. (…) Seine schweißnassen Hände glitten über meinen Hals. Und tiefer. “
In Begleitung des neuen Lords der Schwarzen Familie Olivaro betritt Coco Zamis die Kanzlei des Wiener Syndikus Skarabäus Toth. Angeblich existiert ein Testament ihres Vaters Michael Zamis, dessen Erfüllung die Verhältnisse innerhalb der Schwarzen Familie auf den Kopf stellen würde und besonders für Coco weitreichende Veränderungen bedeuten würde. Für Coco gibt es keinen Weg mehr zurück, Auf Schloss Behemoth unterzieht der Graf sie einer unheimlichen Prozedur, um ihr die menschlichen Erinnerungen herauszubrennen. Aber Coco hat weit mehr als nur ihr Gedächtnis zu verlieren – denn in der Vergangenheit liegt der Schlüssel zur Wahrheit begraben … darüber, wer ihre wahren Feinde sind und vielleicht sogar, wer hinter dieser finsteren Intrige steckt. Kann Dorian Hunter seiner Freundin noch rechtzeitig helfen?
Coco steht im Mittelpunkt
Während ich früher häufig die klassischen Dorian Hunter-Folgen bevorzugt habe, in denen überwiegend Hunter im Mittelpunkt stand, so wurde ich mit diesen Episoden definitiv eines besseren belehrt. In dieser Doppelfolge geht es nahezu ausschließlich um Coco und es ist großartig! Es geht um Cocos menschlichen Erinnerungen, die sie mit Hilfe von Graf Behemoth aufarbeiten muss. Eine grandiose Erinnerungsfolge, die durch und durch stimmig und mitreißend und zudem gut durchdacht ist. So wurde zum Beispiel die typische Hunter-Titelmusik mit einer Musik speziell für Coco getauscht, die sich durch das ganze Hörspiel zieht. Die Hunter-Melodie taucht erst ganz zum Schluss auf, quasi als Zeichen, dass er wohl nun (endlich) ins Geschehen eingreifen wird.
Eine Hexe führt durchs Hörspiel
Und während man bei Hunter sonst üblicherweise auf einen Erzähler verzichtet, so übernimmt dies beim „Hexensabbat“ Coco selbst. Ein geschickter Schachzug vom Zaubermond-Team, denn bei den vielen Zeitsprüngen kann man der Story so wirklich gut folgen. Hinzu kommt, dass die markante Stimme von Claudia Urbschat-Mingues geradezu dazu bestimmt zu sein scheint, dämonische Situationen zu beschreiben. Wie nur wenige Frauen versteht sie es, eine durchweg unheimliche Stimmung nur durch Situationsbeschreibungen entstehen zu lassen. Dies ist ganz großes Dämonen-Kopf-Kino!!!
Umfangreiche Sprecherriege
Aber nicht nur sie versteht ihr Handwerk. Am Hexensabbat waren laut Booklet 52 Sprecher beteiligt, die hervorragende Arbeit geleistet haben. `
Und auch für den Fall, dass ich mich wiederhole. Bei Hunter (oder in diesem Fall bei Coco) passt einfach alles. Die Story ist nach wie vor grandios und perfekt umgesetzt. Es wird niemals langweilig, die Spannungskurve ist gewaltig und auch der (schwarze) Humor kommt nicht zu kurz. Hin und wieder werden zudem gekonnt Splatter-Szenen oder auch mal erotische Situationen eingebaut. Ein Hörspiel, das bewusst erst ab 16 Jahren empfohlen wird.
Authentische Geräusche
Neben der Story und der großartigen Sprecherriege stimmen natürlich auch die musikalische Untermalung von Andreas Meyer und Joachim Witt. Und selbstverständlich ist auch jedes noch so kleine Geräusch perfekt platziert und äußerst authentisch.
Dies ist eine Hörspiel-Produktion, die noch auf Qualität setzt und sich nicht lumpen lässt, auch entsprechend aufzufahren. Aber mal ganz ehrlich, vom Team von Dennis Ehrhardt hat man doch auch nichts anderes erwartet, oder? Ich bin wieder einmal begeistert und werde diesem Hörspiel noch lange, lange treu bleiben. Auch nach über 29 Folgen (Doppelfolgen mal nicht mit eingerechnet) versteht man es bei Zaubermond, den Hörer bei der Stange zu halten. Und ich möchte mal behaupten, dass das längst nicht jedem Fortsetzungs-Hörspiel so gut gelingt.
Mein Fazit:
Ich bin gespannt wie es weitergeht. Denn auch ich habe das Gefühl, das Cocos Geschichte noch längst nicht auserzählt ist und es sicherlich ein Wiederhören mit dem einen oder anderen (Geist) aus ihrer Vergangenheit geben wird….
Mareike Lümkemann
16. Dezember 2015