GRUSELKABINETT - 142 –  “Das Zeichen der Bestie”

GRUSELKABINETT

142: Rudyard Kipling: “Das Zeichen der Bestie”

Titania Medien

Gesamtspielzeit: ca. 43 Minuten

Altersempfehlung ab 14 Jahren

VÖ: 26.10.2018

CD-Cover Gruselkabinett Folge 142 Das Zeichen der Bestie

„Um Gottes Willen! – Was ist denn das? – Hübsch, nicht wahr? – Das sieht ja aus wie ... Wie ein Brandmal. – Stimmt. Wie verbrannte Haut. – Nie im Leben wurde diese Hautirritation durch einen Stich oder Stiche ausgelöst. – Ja, das glaube ich auch nicht. – Ich hole dir eine Creme, die du auftragen kannst. – Keine Eile. Da kommen schon die Koteletts. Ja, so liebe ich sie. Ich glaube, so hungrig wie heute war ich in meinem ganzen Leben noch nicht.“

 

Indien, Jahreswechsel 1889/1890: Fleete, der sich wenig um Indien und die Inder schert, betrinkt sich in Begleitung seiner beiden Freunde am Silvester-Abend und schändet in einem Tempel das Standbild des Affengottes Hanuman. Das hätte er besser nicht getan…

 

Ein Hörspiel, das an die Nerven geht

Wer sich dieses Hörspiel aus der Gruselkabinett-Reihe anhört, wird sicherlich entsprechende Erwartungen an dieses Hörspiel haben. So war es natürlich auch bei mir. Spannung und Grusel wollte ich und natürlich sollte ich nicht enttäuscht werden. Mitunter war es regelrecht bedrohlich und beängstigend, so authentisch waren die Schreie, die mir in vielen Passagen des Hörspiels zu Ohren kamen. Diese waren mitunter sogar so realistisch, dass das Gehörte nicht immer leicht zu ertragen war. Wahrlich ein Hörspiel, das an die Nerven ging.

 

Hintergrundwissen ist gut

Dabei war es aber gar nicht so gruselig, wie erwartet. Beängstigen und befremdlich ja, aber der klassische Grusel fehlte mir mitunter. Dieser jedoch stellte sich bei mir ein, als ich mich im Anschluss mit dem Autor Rudyard Kipling beschäftigte. Für alle, die dies noch nicht getan haben: Kipling ist der Autor vom Dschungel-Buch, das ja sicherlich jeder kennen sollte, und hat lange Zeit seines Lebens in Indien verbracht. Somit sind die Beschreibungen von Kultur, Sitten und Landschaft sicherlich sehr echt. (Ich hoffe lediglich, dass die Situation mit dem armen Igel nur seiner Phantasie entsprungen ist…) Und mit diesem Hintergrundwissen über seinen langjährigen Aufenthalt in Indien, wird die Geschichte auch gleich viel runder. Informationen, die man vielleicht beim ersten Anhören vermisst hat, erschließen sich, fehlen auf einmal nicht mehr. Von daher kann ich jedem Hörer vor oder nach dem ersten Hören nur empfehlen, vielleicht parallel auch einmal einen Blick auf die entsprechende Wikipedia-Seite von Kipling zu werfen. Für das allgemeine Verständnis des Hörspiels und die Erhöhung des Gruselfaktors schadet es keineswegs. Und so kann zum Schluss jeder Hörer selber entscheide, ob es sich hier um Fiktion oder Wirklichkeit handelt...

 

Herren dominieren

Doch zurück zum eigentlichen Hörgenuss. Während die gleichzeitige Veröffentlichung von Folge 143 von den weiblichen Stimmen dominiert wurde, so stehen hier die Herren im Mittelpunkt und das, wie schon angesprochen, äußerst authentisch. Allen voran Thomas Balou Martin, der als Kipling auch als Erzähler durch das Geschehen führt. Die Fans von Horst Naumann wird sicherlich auch sein Gastauftritt in dieser Folge wieder sehr freuen, auch wenn er diesmal recht kurz gehalten ist.

Imposant fand ich zudem auch das musikalische Ende, das, je nach Hörsituation (bei mir war es eine Autofahrt Richtung regenschwere Abenddämmerung) noch einmal die Bedrohung und bleibende Ungewissheit verstärkt, mit der man als Hörer am Schluss des Hörspiels (bewusst) allein gelassen wird.

 

Mein Fazit:

Die Folge 142 ist wieder einmal eine interessante und durchdachte Folge, die weit mehr als den klassischen Grusel zu bieten hat. Wer Hörspiele mit Anspruch und klarer Line mag, wird sicherlich auch vom „Zeichen der Bestie“ nicht enttäuscht sein. 


Mareike Lümkemann

 

1. November 2018