Nachtflut

Nachtflut von Stina Westerkamp

Ein Hörbuch gelesen von Tim Gössler, Maria Hartmann, Yesim Meisheit

Erscheinungsdatum: 02.01.2025

Sprache: Deutsch

Format: Ungekürztes Hörbuch

Spieldauer: 8 Std. und 52 Min.

 Herausgeber: Hörbuch Hamburg

 

CD-Cover Hörbuch Nachtflut

Über diesen Titel:

Wenn die Flut alte Verbrechen ans Tageslicht spült. Orkanböen peitschen über die Straße, in den Nachrichten wird vor der kommenden Sturmflut gewarnt. Die Lage ist mehr als bedrohlich, der kleine Ort direkt an der Ostseeküste muss vollständig evakuiert werden. Doch Elisa wartet bis zur letzten Sekunde, längst sind alle anderen fort. Vor ihrem Aufbruch stößt sie im Haus nebenan überraschend auf die Nachbarn. Wieso sind sie noch da? Das Paar scheint - genau wie Elisa selbst - etwas zu verbergen. Der Deich bricht. Die drei sind in dem Haus gefangen. Der Strom fällt aus, der Pegel steigt. Aus der nahegelegenen JVA können Häftlinge entfliehen, und einer von ihnen hat nur ein Ziel: Elisa.

 

Mein Eindruck:

Elisa hat es nicht leicht. Nachdem sie vor einem Jahr durch ein traumatisches Erlebnis auf See psychisch erkrankte und ihr Leben seither nur unter Einnahme starker Beruhigungsmittel einigermaßen erträglich ist, steht sie nun vor einer neuen Herausforderung. Eine Sturmflut droht ihren Heimatort Bad Seeberg zu überschwämmen, sodass ihr und den anderen Dorfbewohnern nur die Flucht bleibt. Dass es für Elisa dann ganz anders kommt, ist schon tragisch genug, aber dass es zudem auch noch ein aus dem Gefängnis entflohener Sträfling auf sie abgesehen zu haben scheint, macht ihre Situation keineswegs leichter. Oder ist am Ende doch alles ganz anders ...?

Über die Antwort auf diese Frage lässt uns die Autorin lange im Unklaren, obgleich man, wenn man die Story aufmerksam verfolgt, selbst anfängt, sich über das ein oder andere Gedanken zu machen: Warum wirkt der so gewaltbereite und gefährliche Ausbrecher, während seine Erlebnisse geschildert werden, so sympathisch? Weshalb rettet er zwei Menschen vor einem seiner Mitausbrecher? Welches Geheimnis verbergen Elisas Nachbarn, mit denen sie schlussendlich zur Gefangenen der Flut wird? Und was hat es zudem mit den Tagebucheinträgen auf sich, die immer wieder zwischen den einzelnen Kapiteln eingestreut werden? Die Spannung in diesem Buch steigt unaufhörlich, wie die Flut, der sich alle Charaktere in diesem Buch stellen müssen, zu denen neben Elisa, ihren undurchsichtigen Nachbarn und Häftling Paul auch THW-Helfer Max gehört. THW (Technisches Hilfswerk).

Die Geschichte ist vom Beginn an sehr fesselnd und hat, zumindest meinem Empfinden nach, keine unnötigen Längen. Selbst die Tagebucheinträge, die dann zunächst doch etwas ausbremsend auf die Handlung wirken, entwickeln eine eigene Spannungskurve und werden zum Ende hin erklärt. Auch die Hintergründe von Elisas Nachbarn werden entwirrt, sodass auch in diesem Punkt keine Fragen offen bleiben. Als man dann am Ende schon mit der Geschichte abgeschlossen hat und ganz entspannt, auf seiner Couch sitzend, den Gedanken des weiblichen Hauptcharakters lauscht, wird man dann jedoch noch mit einem Schockeffekt konfrontiert, mit dem man nicht mehr gerechnet hat, wodurch Stina Westerkamp sich / uns noch ein "Hintertürchen" für eine eventuelle Fortsetzung offengelassen hat.

 

Die Hörbuchinterpreten:

Tim Gössler, seines Zeichens Sprecher, Komponist und Sounddesigner, ist hier als Hauptvorleser zu hören. Da ich ihn bislang nur aus Hörspielen kenne, ist "Nachtflut" mein erstes von ihm gelesenes Hörbuch. Ich muss ehrlich sagen, dass er mir sehr gut gefallen hat. Es macht einfach Spaß, ihm zu lauschen. Wenn er verschiedene Charaktere liest, chargiert er zwar etwas mit seiner Stimme, was ich normalerweise nicht so mag, aber hier hat es mich nicht gestört. Es wirkt zwar immer ein wenig komisch, wenn er als Mann weibliche Charaktere liest, aber wenn Männer Frauen sprechen, oder umgekehrt, klingt es ja allgemein immer recht interessant ... Aber neben David Nathan, Simon Jäger und Uve Teschner, zählt nun auch Tim Gössler zu meinen männlichen Lieblingshörbuchsprechern.

Die Tagebucheinträge werden von der Schauspielerin Maria Hartmann vorgelesen, während die Ergänzungen dazu von der Schauspielerin Yesim Meisheit eingelesen werden, wobei ihr Part den kleinsten Teil der Lesung einnimmt. Beide Frauen verstehen es ebenfalls, ihren Teil der Lesung hervorragend rüberzubringen.

               

Unglückliche Sprecherankündigung:

Hierzu muss ich erwähnen, dass ich ein großer Fan der Synchronsprecherin Maria Koschny bin, die ja auch im Hörspiel-, Hörbuch- und Computerspiel-Genre tätig ist. Als ich Maria Koschny vor mehreren Wochen googlete, stieß ich dabei auf dieses Hörbuch, welches zu dieser Zeit als Sprecher Tim Gössler, Maria Hartmann und eben Maria Koschny aufwies, sodass ich beschloss, speziell wegen ihr dieses Hörbuch zu rezensieren. Da ich mich somit auf Maria Koschny freute, war meine Enttäuschung ehrlich gesagt dementsprechend groß, als sich nun Yesim Meisheit als dritte Leserin dieses Hörbuchs erwies, was aber nicht als Kritik an Frau Meisheit selbst zu verstehen sein soll. Zudem ist, wie bereits geschrieben, Frau Meisheits Leseanteil sehr gering, sodass ich, wenn Maria Koschny diesen Part gelesen hätte, auch nicht viel von dieser Sprecherin gehabt hätte ... Dennoch halte ich die Vorankündigung der Hörbuchsprecher in diesem Falle leider nicht für gelungen.

 

Mein Fazit:

"Nachtflut" ist ein spannendes und im wahrsten Sinne des Wortes mitreißendes Hörbuch, bei dessen Plot vieles nicht so ist, wie es anfänglich scheint, wodurch die Geschichte einige Überraschungen bereit hält. Und wenn auch Maria Koschny letztendlich als Sprecherin nicht dabei war, wurde ich von den anderen Interpreten sehr gut unterhalten und konnte mit Tim Gössler einen weiteren männlichen Lieblingssprecher für mich entdecken.


Andreas Nauber

 

02.02.2025