John Sinclair - Folge 180
Horror-Hochzeit
Lübbe Audio
Laufzeit: 66 Minuten
1 CD
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Ersterscheinung: 28.03.2025
Klappentext:
Ein Notruf der besonderen Art führte mich in die nordenglische Grafschaft Durham. Auf einem altehrwürdigen Schloss wollten sich der Earl of Barrington und seine Geliebte Lucienne Lavalle das Jawort geben – eine Traumhochzeit, die nun ein Werwolf in ein Blutbad zu verwandeln drohte! Das musste ich mit allen Mitteln verhindern …
Actionreiches Grusel-Kino für die Ohren Mit den besten Stimmen Hollywoods und einem phänomenalen Soundtrack
Zum Inhalt:
John erhält von einem etwas zwielichtigen Reporter, Bernie Winter, einen Tipp: Der Bräutigam der in aller Munde "liegenden" Hochzeit soll ein Werwolf sein, und Bill und Sheila sollen sich auf der Hochzeit befinden. Zugleich erhält John die Nachricht, dass bei Sir James ein Notruf der Braut eingegangen ist. John, der den Aussagen Winters nicht so recht glauben wollte, macht sich nun mit diesem dorthin auf den Weg, ohne zu ahnen, dass er und die Conollys in einen Fall geraten würden, der in Panik und Entsetzen endet ...
Meine Meinung:
Alles wird neu, oder kehrt auch etwas Altes zurück? Auf diesen Punkt werde ich später noch eingehen. "Horror-Hochzeit" ist das Taschenbuch mit der Nummer 39, welches hier als Erstproduktion des neuen Produktionsteams der JS-Hörspiele für die Hörspielserie adaptiert wurde. Und ich kann gleich vorwegnehmen, dass jeder, der annahm, mit dem neuen Produktionsteam würde mehr Vorlagentreue in die Serie Einzug halten, sich irrt, da "Horror-Hochzeit", wie die meisten Produktionen des Letzten Teams, ebenfalls nur Grundelemente der Vorlage aufweist, ansonsten aber seinen eigenen Weg geht.
Skriptautor Gabriel Conroy (Emanuel Bergmann) hat das Skript zu "Horror-Hochzeit" beigesteuert. In Zusammenarbeit mit Studio Stil ist dabei ein atmosphärisch sehr dichtes Hörspiel herausgekommen. Die neuen Macher legen ihren Fokus eindeutig mehr auf Grusel, als es Dennis Ehrhardt und Sebastian Breidbach taten, wobei ich aber auch betonen möchte, dass mir persönlich das nie etwas ausgemacht hat, da ich mich allgemein nur sehr schwer grusele. Aber es ist doch irgendwie schon etwas Wunderbares, hier nun wieder mehr Gruselatmosphäre zu erleben.
Und dramatisch wird es auch, da Bill im Laufe der Handlung so schwer verletzt wird, dass John und Sheila um sein Leben bangen. Das zeigt, dass auch ein recht simpel wirkender Fall aus dem Ruder laufen und für das Team gewisse Folgen nach sich ziehen kann. Allerdings weist Conroys Skript auch Schwächen und Logikfehler auf: Zunächst einmal wird öfter die Königin der Wölfe erwähnt, und Sheila merkt sogar an einer Stelle an, dass diese Johns Ex ist. Dass Lupina inzwischen aber vernichtet und durch Morgana Layton als Königin der Wölfe abgelöst wurde, lässt Conroy unerwähnt. Ein weiterer Punkt ist, dass John, als er und Bernie Winter sich in den Gewölben des Schlosses befinden, als Lichtquelle Winters Feuerzeug benutzt, anstatt auf seine Bleistiftleuchte oder seine Handy-Lampe zu bauen.
Wenn man es ganz streng sehen möchte, ist das Skript der Altvorlage schlecht in die Gegenwart transportiert worden, aber darüber kann man hinwegsehen, wie ich finde. Allerdings möchte ich an dieser Stelle einmal die Frage einwerfen, ob es wirklich ein guter Schachzug war, die zukünftigen Hörspielskripte von verschiedenen Autoren schreiben zu lassen, anstatt dafür nur einen zu verpflichten.
Ein Punkt, der mir zudem etwas negativ aufgefallen ist, ist der Umstand, dass John und die Conollys es hier mit einem Werwolf zu tun bekommen, der eine unheimlich hohe Resistenz gegen Silberkugeln aufweist, was bei Sinclair aber so noch nie der Fall war und John und seine Freunde diesen Umstand hinnehmen, ohne sich zumindest darüber zu wundern.
Auch der Umstand, dass John die Braut, wie er im Off anmerkt, gut kennt, wird nicht näher erläutert. Kennt er sie persönlich oder nur aus der Presse ...? Aber das ist noch nicht alles: John benutzt den am Mund blutenden Bernie als Köder für den Werwolf und verlangt dann von dem an Klaustrophobie leidenden Reporter, dass dieser sich in einen engen Tunnel zwängt. Das ist für meinen Geschmack doch recht untypisch für John. Und Bill? Der sagt um 10:00 am Morgen "Nabend" zu den anderen Hochzeitsgästen. Somit verhalten sich die altbekannten und beliebten Charaktere hier doch manchmal doch recht ungewohnt. Und auch der betrunkene Hochzeitsgast, der John über die Hintergründe des Familienfluches informiert, klingt beim Sprechen gar nicht so betrunken ...
Janes Schicksal:
Dass die neuen Macher an die Ereignisse der des letzten Teams produzierten Folgen anknüpfen wird hier durch eine Szene mit Jane Collins und ihrem Schicksal angedeutet. Dennis Ehrhardt hatte in seinen letzten Folgen Abandurs Fluch, der Jane getroffen hat, ja ausschließlich im Off behandelt, worüber die meisten Fans wohl auch dankbar waren, da Dennis Ehrhardt das Thema Jane Collins für die meisten wohl etwas zu sehr ausschlachtete. In "Horror-Hochzeit" gibt es ein kurzes Gespräch zwischen John und Jane, welches sehr atmosphärisch und intensiv wirkt und mir sehr gut gefallen hat.
Die Sprecher:
Neben Dietmar Wunder, David Nathan und Daniela Hoffmann Hat mir hier Kerstin Sanders-Dornseif sehr gut gefallen, die als Mrs. Rose Galloway zu hören ist. An Gregor Höppner als Erzähler muss ich mich allerdings noch etwas gewöhnen. Höppner spricht für meinen Geschmack zumeist sehr überbetont, so als müsse er jedem Wort, jedem Satz eine besondere Note verleihen, was die ganze Erzählweise recht verlangsamt. Da haben mir Joachim Kerzel und Alexandra Lange als allwissende / neutrale Erzähler besser gefallen. Höppner hingegen "weiß" während des Erzählens genauso viel oder wenig wie die handelnden Charaktere, sodass er die ablaufende Handlung erzählerisch "erkundet". Das mag zwar vom Grundgedanken her eine gute Idee sein, wirkt aber auf mich recht anstrengend zu hören. Als Orts- und Zeitansage ist nun Ulrike Stürzbecher zu hören, die u. a. als deutsche Stimme von Jennifer Aniston bekannt ist, und ich muss wirklich sagen, dass sie mir als Ansage-Sprecherin sehr gut gefällt. Zwar haben mir auch ihre beiden Vorgänger in dieser "Rolle" gut gefallen, vor allem Jürgen Holdorf, aber gerade bei Stürzbecher gefällt mir dieses Kühle Sachliche dieser "Rolle", da es sehr gut zu ihr passt.
Neues In- und Outro:
Das neue Intro ist zwar sehr originell geraten, kann mich aber leider nicht begeistern, da ich die bisherigen epochalen Intros immer sehr ansprechend und passend fand. Die Intro-Musik gefällt mir hingegen sehr gut, ist für meinen Geschmack dafür aber etwas zu langatmig. Die Outro-Musik ist dafür aber passend kurz geraten und gefällt mir ebenfalls sehr gut, zumal es - glaube ich - dasselbe Musikstück ist. Es klingt sehr fetzig.
Sound und Musik:
Hierfür ist nun Studio Stil verantwortlich, bestehend aus Christian Hagitte und Simon Bertling. Die Musik kann hier mit neuen Klängen auftrumpfen, aber es sind auch Sequenzen aus der Produktionszeit Oliver Dörings zu hören, was meine Eingangsfrage, ob nicht auch etwas Altes zurückgekehrt ist, beantwortet, denn auch zu früheren Zeiten hat Stil einen Teil der Musik in einzelnen Hörspielen der Serie beigesteuert. Auch die Geräusche, wie beispielsweise Schüsse, wirken hier wieder bombastischer, als es bei Dennis Ehrhardt der Fall war. Ich muss jedoch sagen, dass die Schüsse aus Johns Beretta für meinen Geschmack nun etwas zu opulent klingen. Da wäre weniger mehr gewesen. Sehr Am imposant ist hingegen aber der Werwolf-Sound, der hier richtig düster und bedrohlich wirkt. Nur an der Stelle, als dem Werwolf Glut ins Auge flog, hätte man diese Sequenz mit einen Schmerzensschrei unterlegen und das Auftreffen der Glut im Auge der Bestie ebenfalls mit einem passenden Geräusch untermalen sollen, und auch die Verwandlung des Mannes in einen Werwolf hätte eine soundgerechte Untermalung verdient.
Mein Fazit:
Falls es bisher noch nicht richtig deutlich wurde: Obgleich bei dieser Produktion nicht alles "rund" geworden ist, hat mir diese Folge als Folge eins des neuen Produktionsteams doch wesentlich besser gefallen, als die erste Folge der Ehrhardt- und Breidbach-Ära, die mit Folge 71 begann.
Andreas Nauber
27.04.2025